FC Homburg „Ein Abstieg ist immer möglich“

Homburg · Herbert Eder, Vorstandschef des Fußball-Oberligisten FC Homburg, erklärt im Interview die Pläne des FCH.

 Der FCH-Vorsitzende Herbert Eder hier in der Diskussion mit den Fans des FC Homburg.

Der FCH-Vorsitzende Herbert Eder hier in der Diskussion mit den Fans des FC Homburg.

Foto: Andreas Schlichter

Der FC Homburg hat ein rasantes Jahr hinter sich. Im Juni der bittere Abstieg aus der Fußball-Regionalliga. In der Oberliga ist der FCH bereits wieder auf Aufstiegskurs, hat in der neuen Liga bisher noch kein Spiel verloren. Unser Mitarbeiter Ralph Tiné hat sich mit dem Vereinschef Herbert Eder über das ablaufende Jahr unterhalten.

Wann kann der FC Homburg den direkten Wiederaufstieg in die Regionalliga feiern?

Herbert Eder: Das werden wir sehen. Wir haben bis jetzt eine sehr gute Runde gespielt, aber wir haben gerade erst den 21. Spieltag hinter uns. Das heißt, es gibt noch 15 Spiele, die zuerst einmal gespielt werden müssen. Sie werden von mir keine Aussage hören, wann der FC Homburg Meister wird.

Nach dem unerwarteten Abstieg im Mai war der Verein sportlich am Boden. Trainer Jens Kiefer und Sportvorstand Angelo Vaccaro mussten gehen. Sie selbst standen bei großen Teilen des Anhangs in der Kritik. Heute ist Homburg nach 21 Siegen in 21 Spielen der beste Oberligist Deutschlands. Mit welchen Gefühlen schauen Sie auf das Jahr 2017 zurück?

Eder: Ich denke, die viel diskutierte Frage, ob der Trainer Jens Kiefer damals hätte früher gehen müssen, wird von einigen überbewertet. Der Hauptgrund, warum wir abgestiegen sind, ist meiner Meinung nach, dass die Spieler ihre vorhandene individuelle Qualität nicht in eine geschlossene Mannschaftsleistung umwandeln konnten. Bei einigen der geholten Spieler stand das Individualverhalten zu sehr im Vordergrund.

Die Folge war der Abstieg. . .

Eder: Der war sehr schmerzlich. Was man dort am eigenen Leib erfährt, ist: Der Vater des Erfolgs sind viele, der Vater der Niederlage ist immer nur einer. Da nimmt man auch persönlich einiges mit. Wenn man Gegner hat, die nicht den Mut haben durchzuziehen, dann muss man sagen: Das wird ihnen auch nochmal auf die Füße fallen.

Reden wir jetzt von den Fans oder vom Aufsichtsrat? (Die Entlassung Vaccaros wurde vom Aufsichtsrat gegen den Willen des Vorstands­chefs durchgesetzt, die Red.)

Eder: Mit Kritik von den Fans muss man leben. Das berührt mich weniger als die Leute aus dem internen Kreis. Wo Teamgeist und Geschlossenheit gefordert sind und einige sich das Recht eines Sonderweges herausnehmen, ist es immer die Frage: Wem soll das nützen? Auch im Abstieg und Wiederaufbau halte ich es für wichtig, dass man die Ruhe behält und dass man sich auch gegenseitig Respekt zollt.

In den ersten Saisonspielen forderten die Fans im Stadion zum Teil lautstark ihren Rücktritt. Wie sehen Sie das Verhältnis der Fans zum Vorstand heute?

Eder: Die Fanszene ist keine homogene Einheit. Wie überall werden auch hier die, die laut schreien, gehört – die etwas leiseren werden nicht gehört. Ich habe auch vielfältige Anerkennung und Unterstützung aus dem Umfeld des FC Homburg erfahren. Die überwiegende Mehrheit hat mich dabei gebeten, weiterzumachen. Der Tenor war: Ein Abstieg ist immer möglich, aber insgesamt ist der Verein gut aufgestellt.

In diesem Jahr wurde die VIP-Lounge komplett erneuert, der Verein bekam ein top ausgestattetes Trainingsgelände und im Nachwuchsbereich gab es einige Aufstiege zu feiern. Dem gegenüber steht der Abstieg. Wo sehen Sie den FCH zur Zeit?

Eder: Dass Jürgen Luginger bei seiner Ankunft gesagt hat, der FC Homburg sei in seiner Gesamtheit besser aufgestellt als so mancher Zweitligist, war Balsam auf unsere durch den Abstieg gequälte Seele. Die Aussage zeigt auch, dass der Verein, abgesehen von diesem Missgeschick, sehr gut geführt wird und sehr gut aufgestellt ist. Das zeigt, dass es sich auszahlt, sein Ziel kontinuierlich weiter zu verfolgen.

Aufgrund der überlegenen finanziellen Möglichkeiten hat der FCH eine Mannschaft, die wohl auch eine Liga höher mehr als konkurrenzfähig wäre. Dennoch ist die verlustpunktfreie Siegesserie des FCH außergewöhnlich. Wie hoch ist vor diesem Hintergrund der Anteil des Trainers am Erfolg zu bewerten?

Eder: Zunächst einmal geben wir deutlich weniger als die Hälfte unseres Etats für die erste Mannschaft aus. Unsere Sponsoren haben uns ermöglicht, die bisherigen Profi­strukturen im Verein weiter zu führen und so auch infrastrukturell die Rückkehr in die Regionalliga zu erleichtern. Dort geht das meiste Geld hin. Zur Frage selbst: Da der Trainer die Mannschaft zusammengestellt hat und täglich trainiert, ist er derjenige, der für mich für diesen Erfolg vollumfänglich verantwortlich ist.

Was sind – nach dem wahrscheinlichen Aufstieg – die nächsten Ziele des Vereins?

Eder: Das ist die infrastrukturelle Verbesserung des Stadions mit den Mitteln, die Stadt und Land zur Verfügung stellen. Dazu gehören unter anderem Verbesserungen bei der Sicherheit, eine Container-Lösung für den Presseraum oder die Überdachung der Gegengeraden. Das beginnt 2018 und wird sich über drei bis vier Jahre strecken. Das Gesamtvolumen der Investitionen beträgt 1,25 Millionen Euro.

Der 1. FC Saarbrücken ist für den Fall des Aufstiegs gerade auf der Suche nach einem drittligatauglichen Stadion. Dabei wurde auch das Waldstadion als mögliche Spielstätte genannt. Halten Sie das für realistisch?

Eder: Wenn der 1. FC Saarbrücken die Aufwendungen für die Umbauten, die für ein Drittliga-Stadion vonnöten sind, trägt, würde ich das trotz gewisser Fan-Dissonanzen nicht als unmöglich erachten. Letztlich sind wir alle Saarländer. Und man lässt einen saarländischen Verein nicht aus niederen Beweggründen im Regen stehen.

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