Ecos Aussage glaubhaft umgesetzt

Homburg. Düster und verhangen wirkte "Der Name der Rose" nach dem Roman von Umberto Eco. Das Berliner Kriminal-Theater spielte den von Wolfgang Rumpf dramatisierten Stoff, zum Ausklang der Theatersaison am Donnerstagabend im Kulturzentrum Saalbau in Homburg.Das Stück erwies sich als schwere Kost und forderte vom Publikum bis zum Schluss Konzentration und Aufmerksamkeit

Homburg. Düster und verhangen wirkte "Der Name der Rose" nach dem Roman von Umberto Eco. Das Berliner Kriminal-Theater spielte den von Wolfgang Rumpf dramatisierten Stoff, zum Ausklang der Theatersaison am Donnerstagabend im Kulturzentrum Saalbau in Homburg.Das Stück erwies sich als schwere Kost und forderte vom Publikum bis zum Schluss Konzentration und Aufmerksamkeit. Es war weit mehr als die Umsetzung eines Historienromans, als der Umberto Ecos Buch 1980 erschien. Schon der Auftakt war ungewöhnlich. Die Darsteller des kirchlichen Ermittlers William von Baskerville (Mirko Zschocke) und des Novizen Adson (Felix Isenbügel) betraten die Bühne vom Foyer her, um dann ins Dunkel des Klosters einzutauchen. Schwarz war dort die vorherrschende Farbe, Lichteffekte hoben ein stilisiertes Buch, dazu manchmal ein großes Kreuz, mit Lichteffekten hervor. Ansonsten wurden Requisiten wie Lesepulte oder düstere Mauern sehr sparsam eingesetzt.

Wirkungsvolle Musik

Das Berliner Kriminal-Theater, das sich ausschließlich mit dem namensgebenden Metier befasst, setzte außer Lichteffekten auch wirkungsvolle Musik ein, um das spannende Geschehen zu begleiten. Grollende Streicherklänge verliehen den Vorgängen im Kloster zusätzlich unheimliche Effekte. In dieses Szenario eingebettet ließ Regisseur Wolfgang Rumpf den William von Baskerville zusammen mit Adson nach der Wahrheit suchen, die am Ende doch in Flammen aufging und den Adson resignieren ließ. In den ereignisreichen sieben Tagen des Geschehens, von Umberto Eco an der in der Bibel symbolisch vorkommenden Zahl sieben angelehnt, kommt es zu mehreren Morden im Kloster, die Abbo, der Abt, entsetzt zur Kenntnis nimmt und immer mehr verzweifelt. Karl-Heinz Berthelmeus setzte in dieser Rolle einen kraftvollen Kontrast zu William, den immer mehr Zweifel am ganzen System plagen.

Düster wirkte Joachim Kaps als Jorge von Burgos, der eifersüchtig die Bibliothek bewacht, in der es am Ende zur Katastrophe kommt. Gut besetzt war auch Inquisitor Bernardo Gui mit Thomas Linke, der diesen selbstgefälligen und selbstgerechten Würdenträger verkörperte. Auch die übrigen Mönche spielten ausdrucksstark. Sogar das Dorfmädchen (Sandra Steinbach), das im Stück kaum zu Wort kam, trug stark zu der beklemmenden Stimmung bei. Die Darsteller verstanden es trefflich, das Geschehen der sieben schicksalhaften Tage im Kloster sichtbar und fühlbar zu machen. Bei der Vielschichtigkeit des Stoffs und dessen Fülle an Rätseln, Gesellschaftskritik und Anprangern von Bigotterie wahrlich kein leichtes Unterfangen. Und doch blitzten hier und da komische Elemente auf, entfuhr dem sonst so korrekten William von Baskerville ein lautes "Shit", als sich der Fund des Novizen als Rinderherz erwies.

Gerade der Schauprozess des Inquisitors unterstrich die Kritik des Autors an den grausamen Methoden der Mächtigen, die im "Namen der Rose" im Jahr 1327 spielen, die es in anderer Gestalt und genauso menschenverachtend in unseren Tagen gibt. Das Kriminal-Theater hat diese Aussage Umberto Ecos sehr glaubhaft von der Prosa in eine Bühnen-Inszenierung getragen. Wie im Roman setzt sich auch die Inszenierung des Berliner Kriminal-Theaters laut und vernehmlich für Freiheit, Toleranz wie auch freie Schrift und Rede ein. Es gibt Stellen genug auf der Welt, wo dieses Theater damit anecken würde.

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