Diskussionen um die Kündigung des Jugendzentrums

Homburg. Seit der vergangenen Woche ist es offiziell: Die Stadt Homburg hat mit einem Beschluss des Ausschusses für Jugend und Soziales den Mietvertrag mit dem Autonomen Jugendzentrum Homburg (AJZ) für Räume an der Lappentascherstraße 100 in Erbach gekündigt (wir berichteten kurz). Zum Hintergrund: Schon im Sommer hatte eine "Drogenproblematik" zur Schließung geführt

Homburg. Seit der vergangenen Woche ist es offiziell: Die Stadt Homburg hat mit einem Beschluss des Ausschusses für Jugend und Soziales den Mietvertrag mit dem Autonomen Jugendzentrum Homburg (AJZ) für Räume an der Lappentascherstraße 100 in Erbach gekündigt (wir berichteten kurz). Zum Hintergrund: Schon im Sommer hatte eine "Drogenproblematik" zur Schließung geführt. Nun sollte der Ausschuss über die Zukunft des AJZ in Erbach entscheiden. Und er tat dies durchaus kontrovers. An der Sitzung nahmen auch betroffene Jugendliche teil, die mit sehr emotionalen Beiträgen zu verdeutlichten versuchten, welche schwerwiegenden Folgen eine Kündigung der Räume für sie habe. "Das AJZ ist für uns nicht ein Ort an dem wir in erster Linie Partys machen. Für uns ist das AJZ zum Teil eine zweite Heimat. Ich habe den zurückliegenden zehn Jahren dort mehr Weihnachten gefeiert und mit meiner zweiten Familie verbracht, als zu Hause", schilderte Lars Andres seine Beziehung zum Jugendtreff.

Der Ausschuss war gespalten, teils auch innerhalb der Fraktionen: Begründete der Ausschussvorsitzende, Homburgs zuständiger Beigeordneter Rüdiger Schneidewind (SPD), die Schließung neben einer möglichen strafrechtlichen Relevanz auch mit einem "Vertrauensbruch" des AJZ beim Umgang mit Informationen über den Drogenvorfall, so teilten Barbara Spaniol von den Linken und Peter Müller von der Fraktion für Homburg die Einschätzung der Ausschussmehrheit aus SPD und Teilen der CDU nicht - gleichwohl beide klar machten, dass die Vorfälle im AJZ nicht einfach hinzunehmen seien. So schlug Müller unter anderem vor, die Entscheidung über die Kündigung des Mietvertrags auszusetzen und das Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen abzuwarten - um eine "Vorverurteilung zu vermeiden". So sei derzeit nicht klar, ob der Vorstand des Vereins, "der nicht für alles verantwortlich ist", Drogenkonsum und möglicherweise Drogenhandel billigend in Kauf genommen habe. "Wenn das so wäre, dann wäre eine Schließung für mich begründbar." Diese rechtlichen Aspekte seien aber noch nicht geklärt. Barbara Spaniol forderte einen "festen Platz für alternative Jugendkultur. Die Jugendlichen brauchen Strukturen, sie brauchen Räumlichkeiten. Und dafür möchte ich heute werben." Auf der Gegenseite waren es Markus Uhl für die CDU und Wilfried Bohn von der SPD, die sich für eine Kündigung der Mietverträge aussprachen. Dabei gab nur die SPD - hier machte Bohn klar, dass für seine Partei die Entscheidung nach ihrem langjährigen Eintreten für das AJZ schmerzhaft sei - ein geschlossenes Bild in der Abstimmung ab, bei der CDU sprach sich Peter Böhm gegen die Kündigung aus. Ein Nein zur Kündigung gab es auch von der FWG.

Mit dem Ende des AJZ in Erbach sollen die jetzt verfügbaren Räume Grundstock für ein neues "Haus der Jugend" in Homburg werden - mit flexiblen Nutzungsmöglichkeiten für unterschiedliche Jugendgruppen. Dazu zählte Rüdiger Schneidewind auch den Trägerverein des AJZ. Der soll sich zusätzlich in der Zukunft bewähren. Nach Ende der Diskussion präzisierten die Homburger Jusos mit Blick auf die Kündigung des Mietvertrages ihre Haltung. "Wir akzeptieren die Schließung am Standort Lappentascher Straße 100. Wir fordern aber eine erneute Öffnung des AJZ an einem anderen Ort", so der Homburger Juso-Vorsitzende Max Karbach. thw

Foto: Thorsten Wolf

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