Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten Vom Überlebenskampf auf hoher See

Homburg · Der Homburger Hautarzt Dirk Hasselmann entführt die Leser in seinem ersten Roman ins Jahr 1841 und ein beklemmendes Szenario auf offenem Meer. Die Resonanz sei durchweg positiv.

 Cover Im Langboot von Dirk Hasselmann

Cover Im Langboot von Dirk Hasselmann

Foto: Twentysix

Auf das erste Sachbuch folgt der erste Roman: Der Homburger Hautarzt Dr. Dirk Hasselmann ist endgültig unter die Schriftsteller gegangen. Als „D.O. Hasselmann“ hat er das Buch „Im Langboot“ veröffentlicht, das ihn an diesem Samstag auch zum Autorentreffen bei der Frankfurter Buchmesse führt. Dort wird sein Werk am Stand des Self-Publishing-Verlags Twentysix ausgestellt, über das er es herausgebracht hat.

Sein im Vorjahr veröffentlichter Medizin-Ratgeber „Heller Hautkrebs: Und wie Sie ihn in den Schatten stellen“ (wir berichteten) sei quasi der Probelauf für diesen Roman gewesen, dessen Vollendung er als „Kindheitstraum“ beschreibt. „Ich dachte mir, ehe ich einen Roman schreibe, schreibe ich über Dinge im beruflichen Alltag“, blickt er zurück. Und erhielt durch das Sachbuch wichtige Praxiserfahrung, wie es mit der Veröffentlichung klappt, worauf er achten muss. Das Sachbuch verkaufe sich immer noch gut, etwa 20 Exemplare pro Monat gingen weg.

Eine gute Grundlage also, den Kindheitstraum vom Eigenroman weiterzuverfolgen, der auch durch sehr häufiges und intensives Lesen reifte. „Ich liebe es, Geschichten zu erzählen. Vor allem historische Seeabenteuer interessieren mich. Es gibt meines Wissens in Deutschland kaum einen, der so etwas schreibt. Die Zeit von Jack Londons ‚Seewolf‘ oder Herman Melville und ‚Moby Dick‘ scheint leider vorbei zu sein.“ Andererseits bietet sich so eine Lücke, in die Hasselmann stoßen konnte.

Die Idee zu dem Werk kam kurios: Freunde hätten ihm vor einigen Jahren zu Weihnachten das Buch „Psychopathen: Was man von Heiligen, Anwälten und Serienmördern lernen kann“ geschenkt. Darin gehe es um Psychopathen, die uns im Alltag begegnen und auch positive Eigenschaften hätten, etwa einen Herzchirurgen, der ohne große Empathie meisterlich operiere. Und die Frage, wie diese Psychopathen in Extremsituationen handelten. In einem kleinen Abschnitt sei es um einen Francis Rhodes gegangen. Einen Steuermann, der keine Sekunde gezögert habe, Schwächere zu opfern, um sich selbst zu retten. Rhodes war tätig auf einem sogenannten „Sargschiff“. Diese hätten, so Hasselmann, Hunderte arme Migranten nach Nordamerika gebracht – eingepfercht auf engstem Raum seien viele gestorben. Besagter Steuermann Rhodes, den es wirklich gegeben habe, habe das Boot in rasender Geschwindigkeit im März/April 1841 über den Atlantik gehetzt und es gegen einen Eisberg gesetzt (wer jetzt an die Titanic denkt: Ihr geschah das 73 Jahre später an ähnlicher Stelle).

Im viel zu kleinen Rettungsboot habe Rhodes dann wahllos über die Leben der Geretteten entschieden. Hasselmann: „Das war der Anlass für mich zu sagen: Diese Geschichte muss erzählt werden!“ Er habe Protokolle über ein damals folgendes Gerichtsverfahren recherchiert (das im Buch auch eine Rolle spielt), aber „mich hat mehr interessiert, was das für Menschen an Bord waren, die über den Atlantik geschippert wurden. Und natürlich: Wer war dieser Psychopath und warum hat er das gemacht?“ In seinem Werk lässt er den kleinen Matrosen Alexander Holmes die Heldenrolle einnehmen. Auch ihm habe es wirklich gegeben. Er merke als Einziger, welches Spiel Rhodes treibe und versuche, das Schlimmste zu verhindern. „Ich wurde in diesen Sachverhalt richtig reingezogen, durch das Lesen und Schreiben erlebt man das mit. Wir können froh sein, dass wir in dieser Zeit nicht gelebt haben“, findet Hasselmann.

Dass der Roman auf wahren Begebenheiten beruhe, sei „unglaublich genug“, habe ihn beim Schreiben aber auch etwas im Gerüst gefangen. „Zwar kennt man die Aussagen vor Gericht. Doch man weiß nicht, was auf der Fahrt wirklich passiert ist.“ Diese Lücken konnte er anderseits mit Fiktion nach seiner Phantasie füllen. Seine Sympathien seien beim Schreiben klar beim Helden Holmes gewesen – auch wenn einer der größten Faszinationen nun mal vom Bösen ausgehe.

Zwei Jahre habe er neben seiner Arbeit am Buch gearbeitet, an den Wochenenden, im Urlaub. „Da habe ich gekuckt, dass ich mich den ganzen Tag an den Schreibtisch setze und schreibe.“ Es folgte ein viermonatiges Lektorat. Und die Frage, wie das Cover aussehen soll. Den Tipp, den er hier befolgte: Ein Buch als Vorbild nehmen, dessen Cover ihm richtig gut gefalle und schauen, wer es gemacht habe. So sei er zu einer Münchner Agentur gekommen.

Das Echo auf das Buch sei durchweg positiv, die Geschichte für andere packend, emotional berührend. „Wenn jemand so etwas sagt, dann freut es einen. Man merkt, dass man Stimmungen und Gefühle übertragen konnte“, sagt Hasselmann, der die Handlung zeitlos findet, obwohl das Buch vor Jahrhunderten spielt. Folgerichtig ist schon das zweite Buch in Arbeit, weswegen er gerade bei einem Autorencoaching war. „Ich bleibe dem Genre treu, es wird wieder ein Seeabenteuer. Das macht nach wie vor Spaß!“, sagt Hasselmann, doch eine direkte Fortsetzung von „Im Langboot“ werde es nicht.

 Mit „Im Langboot“ legt der Homburger Hautarzt Dirk Hasselmann ein historisches Seeabenteuer als seinen ersten Roman vor. Darin geht es um Eisberge, Bösewichte, Helden und die Untiefen der menschlichen Psyche.

Mit „Im Langboot“ legt der Homburger Hautarzt Dirk Hasselmann ein historisches Seeabenteuer als seinen ersten Roman vor. Darin geht es um Eisberge, Bösewichte, Helden und die Untiefen der menschlichen Psyche.

Foto: Dirk Hasselmann

Erhältlich ist das 260 Seiten starke „Im Langboot“ unter anderem in der Buchhandlung Welsch. Über die ISBN-Nummer 978-3740706265 ist es auch via Internet bestellbar. Es kostet gedruckt 11,90, als E-Book 2,99 Euro.

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