Bistum Speyer Wie die Kirche wieder zum Segensort wird

Homburg/Speyer · Das Bistum Speyer gibt einen Ausblick auf wichtige Themen im Jahr 2020. Der Diözesan-Caritasverband feiert seinen 100. Geburtstag.

 Das Bistum Speyer, hier eine Aufnahme aus dem Dom, verspricht sich vom synodalen Weg im Laufe des Jahres deutliche Fortschritte.

Das Bistum Speyer, hier eine Aufnahme aus dem Dom, verspricht sich vom synodalen Weg im Laufe des Jahres deutliche Fortschritte.

Foto: dpa/Andreas Arnold

„Wir müssen und wir werden uns verändern“, sagte Bischof Karl-Heinz Wiesemann in der Pressekonferenz, mit der das Bistum Speyer Jahr für Jahr einen Ausblick auf wichtige Themen und Ereignisse gibt. Der Synodale Weg der Kirche in Deutschland stehe für einen „Weg der Umkehr und Erneuerung“. Ziel sei eine Klärung von zentralen Fragen. „Da geht es um die Frage nach der Macht und Gewaltenteilung in der Kirche, das Priestertum in der heutigen Zeit, die Rolle von Frauen in den Diensten und Ämtern der Kirche bis hin zur Frage nach gelingenden Beziehungen in Sexualität und Partnerschaft“, umriss der Bischof das Themenspektrum, das in der ersten Synodalversammlung in Frankfurt ab Ende Januar zur Sprache kommen soll.

In der Debatte über Reformen in der katholischen Kirche erwartet Bischof Wiesemann deutliche Fortschritte vom Synodalen Weg. „Ich bin überzeugt, dass wir damit einen wichtigen Beitrag auch in die Weltkirche hinein geben.“ Er stelle fest, dass die Diskussion in Deutschland im Ausland genau beobachtet werde. Es gelte, über alle Themen offen zu sprechen und auch die Erkenntnisse aus den Humanwissenschaften in die Diskussionen einzubeziehen. „Die heute von einer drohenden Spaltung der Kirche sprechen, werden am Ende nicht Recht bekommen“, zeigte sich Wiesemann überzeugt. Es gehe nicht um ein „Entweder-Oder“, sondern um ein sorgsames Hinhören und Abwägen von Argumenten. Als eine wichtige Frage sprach er die Rolle der Frau in der Kirche an. „Man kann nicht einfach sagen, dass die Diskussion hier zu Ende ist.“ Generalvikar Andreas Sturm, der bis vor kurzem Pfarrer in St. Ingbert war, sprach von „harten Brettern“, die auf dem Weg zu Reformen zu bohren seien. „Aber ich wäre da jetzt nicht pessimistisch“, sagte Sturm.

In einer engen Verbindung dazu steht der Visionsprozess „Segensorte“ im Bistum Speyer. „Wir sind unterwegs zu einem neuen, hoffnungsvollen Bild von Kirche und wollen entdecken, wie Kirche wieder mehr zum Segensort werden kann“, erklärte Generalvikar Andreas Sturm. Den Visionsprozess versteht er als eine „offene und aktive Suche nach einer neuen Gestalt von Kirche mit Beteiligung möglichst vieler“. Zwei Jahre hat sich das Bistum Speyer dafür Zeit genommen. Eine zentrale Rolle spielen lokale Treffen von Gruppen und Menschen, die ihre Erfahrungen und Sichtweisen in den Visionsprozess des Bistums einbringen wollen. Dafür stellt das Bistum eine Materialbox mit inhaltlichen Impulsen und methodischen Anregungen bereit. Die Ergebnisse werden auf der Internetseite zum Visionsprozess in Form einer Bistumskarte veröffentlicht. Von März bis August bietet das Bistum zusätzliche fünf zentrale Veranstaltungen in Kaiserslautern, Annweiler, St. Ingbert, Speyer und Ludwigshafen an. „Am Ende sollen ein Leitsatz und Aussagen stehen, die uns bei den Entscheidungen der nächsten Jahre als Kompass dienen“, machte Generalvikar Sturm deutlich. Zugleich verspricht er sich vom Visionsprozess einen Kulturwandel hin zu mehr Beteiligung und Kommunikation über die zentralen Fragen des Lebens und des Glaubens.

„Segensorte“ sind für viele Menschen schon heute die Angebote und Einrichtungen der Caritas. Der Diözesan-Caritasverband feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. „Heute sehen wir uns vor allem in der Rolle als Solidaritätsstifter, Dienstleister und Anwalt für Menschen am Rand der Gesellschaft“, betonte der Caritasvorsitzende Domkapitular Karl-Ludwig Hundemer. Der Caritasverband bringe sich als modernes, innovatives und verlässliches Unternehmen mit mehr als 3400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in die Gestaltung einer sozialen Gesellschaft ein. Hundemer warnte vor der sozialpolitischen Tendenz, dass „der Staat immer mehr Aufgaben an sich zieht und die Leistungserbringer immer mehr bevormundet“. Das aber stehe im Widerspruch zum deutschen Grundgesetz, das dem staatlichen Wirken bewusst Grenzen gesetzt und das Prinzip der Subsidiarität zur Grundlage der Sozialpolitik gemacht habe. „Eine innovative Sozialpolitik entsteht nicht durch staatliche Reglementierung, sondern aus dem lebendigen Zusammenspiel freier Initiativen“, unterstrich Hundemer. Die zentrale Feier des Caritas-Jubiläums findet am 20. September in Speyer statt, mit Beteiligung von Peter Neher, dem Präsidenten des deutschen Caritasverbandes.

Für das Jahr 2020 plant das Bistum Speyer Ausgaben in Höhe von rund 163 Millionen Euro. Davon dient mehr als die Hälfte der Seelsorge in den 70 Pfarreien des Bistums. In die übergemeindliche Seelsorge fließen rund 9,4 Millionen Euro. Im Arbeitsfeld Schulen und Hochschulen plant das Bistum Speyer Ausgaben in Höhe von rund 9,5 Millionen Euro.

 Generalvikar  Andreas Sturm

Generalvikar Andreas Sturm

Foto: Bistum Speyer/Bistum Spyer

Für die Arbeit in den sozialen Einrichtungen werden knapp 13 Millionen bereitgestellt. Die Finanzierung erfolgt hauptsächlich durch die Kirchensteuer, die rund 80 Prozent der Einnahmen ausmacht. „Die Kirchensteuer bleibt hinter der Wirtschaft- und Einkommensentwicklung zurück“, machte Diözesanökonom Peter Schappert auf demographische Veränderungen und einen Rückgang der Mitgliederzahlen aufmerksam.

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