Die Zukunft liegt im Blei verborgen

Gut, so richtig auf Anhieb weiß eigentlich niemand, was da eben in der Wasserschüssel gelandet ist. Auf jeden Fall ein Stück Blei in kurioser Form, das zuvor ebenso mühsam wie liebevoll von Redaktions-Sekretärin Ursula Hock über der Kerze erwärmt wurde. Ein zerklüftetes Gebirge steht als Interpretations-Angebot im Raum, ein Frosch, der gerade nach einer Fliege springt, ein Pferd

Gut, so richtig auf Anhieb weiß eigentlich niemand, was da eben in der Wasserschüssel gelandet ist. Auf jeden Fall ein Stück Blei in kurioser Form, das zuvor ebenso mühsam wie liebevoll von Redaktions-Sekretärin Ursula Hock über der Kerze erwärmt wurde. Ein zerklüftetes Gebirge steht als Interpretations-Angebot im Raum, ein Frosch, der gerade nach einer Fliege springt, ein Pferd. Die Homburger Lokalredaktion der Saarbrücker Zeitung ist zum Bleigießen angetreten und sucht darin nach zukunftsweisenden Antworten. Allerdings: Keine einzige der in das unförmige Stück Metall hineingesehenen Figuren findet sich in der im Bleigieß-Set mitgelieferten Interpretationshilfe. Schwein wäre da zum Beispiel einfacher, denn das steht für Riesenglückssträhne, wie dem Heftchen zu entnehmen ist. Nicht gerade eine unverhoffte Deutung. Bei Zahlen hätte der Gießer hingegen mit einer Überraschung rechnen müssen, bei einer Pauke damit, übers Ohr gehauen zu werden. Hilft aber alles nicht weiter. Da erweist sich eine alte Glücksdeuter-Erfahrung noch als sehr hilfreich: Einfach bisschen länger hinsehen. Und tatsächlich: Nach einer Weile sind sich alle einig: Es ist ein Schlitten, präziser ein "Motorschlitten mit einem Fahrer drauf". Und das könnte für eine rasante Fahrt stehen, hoffentlich keine Rutschpartie. Angesichts klammer Kassen und Finanzkrise wissen die drei Kommunen Homburg, Bexbach und Kirkel nämlich ohnehin nicht so richtig, wo es hingeht - da es ein Motorschlitten ist, muss es ja nicht unbedingt eine Talfahrt sein. Nachdem der Anfang mal gemacht ist, läuft's runder. Redakteur Joachim Schickert gelingt nach konzentriertem Wurf sogar ein Doppel-Motiv. Zwei Stäbe oder Zepter. Ganz klar: In Kirkel steht die Amtsübergabe zum 1. Juli an. Da gibt Armin Hochlenert (CDU) seinen Stab weiter an Frank John (SPD). Ist jetzt keine ganz erstaunliche Vorhersage, die Wahl ist ja schon gelaufen. Deswegen sieht Schickert selbst seinen Wurf eher als Fisch, aber wer will 2009 schon baden gehen mit seinen Projekten? Noch stehen einige Würfe aus, aber davor erweisen sich die vorgeformten Bleifiguren als ziemlich zäh. "Ein Teil dauert immer länger": Damit zeigt sich der stellvertretende Leiter der Regional-Redaktion Ost, Peter Neuheisel, als erfahrener Bleigießer. Nachdem er beherzt den Ruß von der Löffel-Unterseite entfernt hat, ist das Bleistück geknackt, zerläuft wunschgemäß und endet als "Hindenburgturm" im Wasserbad. Das Bergbaumuseum darin habe nämlich trotz im abgelaufenen Jahr leicht gesunkenen Besucherzahlen Zukunft, übt sich Redakteur Ralph Schäfer als Bexbacher Orakel. Aber ehrlich gesagt, könnte es auch eine Schlange sein - dann wäre Gefahr im Verzug - oder ein Drachen, dann, rät das Deutungs-Heft, nur nicht in die Luft zu gehen. Die Zukunfts-Göttin lässt sich eben so leicht nicht in die Karten schauen - ist wohl auch besser so.

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