Fuchs & Hoffmann will Geschäft erweitern Die Schokoladenseite von Bexbach

Bexbach · Mit dem Ankauf der ehemaligen Halle von General Electric will Fuchs & Hoffmann das Schokoladengeschäft erweitern.

 Ein Blick von oben auf das Industriegebiet In der Kolling zeigt, wie nahe die beiden Werke liegen. Im Vordergrund erkennt man das langgestreckte rote Dach der ehemaligen Produktionshalle der Turbinenschaufeln von General Electric, etwa 300 Meter nordöstlich sind kleine Schornsteine zu erkennen, es handelt sich um  das bereits bestehende Schokoladen-Werk 1 der Firma Fuchs & Hoffmann Am Zollstock.

Ein Blick von oben auf das Industriegebiet In der Kolling zeigt, wie nahe die beiden Werke liegen. Im Vordergrund erkennt man das langgestreckte rote Dach der ehemaligen Produktionshalle der Turbinenschaufeln von General Electric, etwa 300 Meter nordöstlich sind kleine Schornsteine zu erkennen, es handelt sich um  das bereits bestehende Schokoladen-Werk 1 der Firma Fuchs & Hoffmann Am Zollstock.

Foto: Krüger

Saarland-Autoland, das weiß jeder. Saarland-Schokoland - das ist kaum bekannt. Und doch wird in anderthalb Jahren  das Saarland der größte Standort bundesweit sein, an dem Kakao-Halbfabrikate und Schokoladenprodukte für Endverbraucher hergestellt werden.

Der Grund dafür ist der Ankauf des Geländes des ehemaligen Turbinenschaufel-Herstellers General Electric in Bexbach durch die Firma Fuchs & Hoffmann.

Fuchs & Hoffmann gibt es schon seit 1951 in Bexbach, der Standort ist heute im Industriegebiet An der Kolling. Dort sorgen 76 Mitarbeiter dafür, dass 60 000 Tonnen Rohkakao, 41 000 Tonnen Kakaomasse und 12 000 Tonnen Schokolade im Jahr Bexbach verlassen, um in ganz Europa Verwendung zu finden. „Es gibt keinen größeren europäischen Schokoladen-Hersteller, der nicht auch Produkte von uns verarbeitet“, betont Olaf Reichhardt, Geschäftsführer des Bexbacher Standortes. 

Fuchs & Hoffmann  ist erfolgreich, der Umsatz betrug 180 Millionen Euro im vergangenen Jahr - und nun soll expandiert werden. Was auch im Sinne der Konzernmutter ist, der Krüger-Gruppe. Krüger ist ein deutscher Lebensmittelhersteller mit Sitz in Bergisch Gladbach. Das Familien-Unternehmen ist europaweiter Marktführer bei Instantprodukten wie löslichen Kaffee-, Kakao- oder Teespezialitäten und gehört zu den weltweit drei größten Herstellern von industriellen Süßungsmitteln.

„Als wir hörten, dass das Gelände von General Electric zum Verkauf stand, haben wir zugegriffen“, so Reichhardt, „es war ein glücklicher Zufall, zumal die Nähe zu unserem bestehenden Werk 1 wichtig ist, und wir uns damit auch in der Nähe zu unseren beiden weiteren Standorten Saarlouis und Saarwellingen befinden.“ Dort wird die ebenfalls zur Krüger-Gruppe gehörende Ludwig Schokolade hergestellt: 90 000 Tonnen Schokolade im Jahr. In Saarlouis und Saarwellingen sind 1100 Mitarbeiter beschäftigt, der Umsatz beträgt 450 Millionen Euro.

Anhand dieser Zahlen begreift man, was es mit dem Schoko-Land Saar auf sich hat - und was noch alles kommt. „Wir werden künftig  Kakaopulver und -Butter selbst machen“, erklärt Reichhardt, „wir wollen damit die gesamte Produktionskette unter Kontrolle haben, von der Kakaobohne bis zum Endverbraucher.“ Kontrolle ist wichtig, denn viele Abnehmer der von Fuchs & Hoffmann hergestellten Kakaomasse sind beliebte Schoko-Marken, zum Beispiel Mars oder Ritter Sport. Da kann man sich keine Fehler leisten. Die Roh- und Halbfertigprodukte, die aus Bexbach angeliefert werden, müssen absolut einwandfrei sein.

Als bei einem großen englischen  Schokoladen-Hersteller Salmonellen in der Schokolade auftauchten, war dies für die englische Firma ein Millionenverlust, das Vertrauen der Käufer war dahin. So etwas ist bei Fuchs & Hoffmann nie vorgekommen, es gelten sehr strenge Regeln:  „Die Kunden müssen sich 100 prozentig auf uns verlassen können“, sagt Reichhardt. Kein Wunder, dass das Bexbacher Unternehmen 2015 durch den Kunden  Alfred Ritter (Ritter-Sport) als Lieferant des Jahres ausgezeichnet wurde.

Doch zurück nach Bexbach. Die ehemalige Industriehalle sei „einzigartig für Lebensmittel“ und in einem sehr guten Zustand. Wie verwandelt man nun eine ehemalige Industriehalle in einen Produktionsort für Lebensmittel? „Wir haben damit eine Menge vor“, so Reichhardt „erst einmal müssen die Böden ausgetauscht werden, dann wird das Gebäude an drei Stellen erhöht.“ Eine zweite Produktionshalle gleicher Größe ist  bereits angedacht.

Die Halle ist 185 Meter lang und 44 Meter tief, noch dazu voll unterkellert. In einem ersten Schritt investiert Fuchs & Hoffmann rund 80 Millionen Euro in die Halle und in die dazugehörigen Maschinen, alles Spezialanfertigungen einer Schweizer Firma und genau auf die Bedürfnisse der Bexbacher Herstellung zugeschnitten. Das erste Ziel ist, ab Spätsommer 2019 in dieser Halle  66 000 Tonnen Rohkakao zu verarbeiten, unter anderem, wie bereits erwähnt, zu Kakaopulver und Kakaobutter für den eigenen Bedarf - und zu Halbfabrikaten, die weiterverkauft werden.  Damit wird sich die Mitarbeiterzahl von bisher 76 im Werk 1 um 50 im Werk 2 erhöhen, so dass die Firma Fuchs & Hoffmann in Bexbach insgesamt 126 Arbeitsplätze geschaffen hat.

Schokolade ist nicht nur ein Rohstoff, sondern ein Genussmittel und ein Kulturgut, das die Menschen in Europa seit dem 18. Jahrhundert begleitet.  Von Anfang an liebten die Menschen den Duft, den Geschmack, die Farbe von Kakao und Schokolade. Auch die Erfindung des ersten europäischen Porzellans 1708 in Meißen ist eng mit der damals aufgekommenen Mode des Kakaotrinkens verbunden. Außerdem ist Schokolade auch Erinnerung an die Kindheit: „Die Schokolade, die man als Kind geliebt hat, bleibt ein ganzes Leben lang im Gedächtnis und wird meistens der Favorit bleiben“, sagt Olaf Reichhardt.

Deshalb ist es wichtig, dass die großen Marken in den Supermärkten, sei es Milka, Ritter Sport oder Lindt, ihre typischen Geschmacksrichtungen behalten, die sehr professionell verkostet und geprüft werden. Fuchs & Hoffmann hat seit vielen Jahren direkten Kontakt zu den Kakaobauern an der Elfenbeinküste, in Ghana oder in Peru. Demnächst kommt Liberia als neues Lieferland hinzu. Die Bauern seien Bio-zertifiziert, es werde darauf geachtet, dass die Standards eingehalten werden,  betont der Geschäftsführer.

Wie sieht die Zukunft der Schokolade aus? Einerseits ein boomendes Geschäft - „ganz groß im Kommen ist Indien“ -, aber andererseits auch viel bescholten in reichen Ländern: „Fett, Zucker, Diabetes“. Sollte tatsächlich die Fett-  und  Zuckersteuer kommen, sehe es für die Schokoladenindustrie in Deutschland schlecht aus. Trotzdem: Schokolade ist eines der beliebtesten Genussmittel überhaupt, mit einer relativ geringen Preissteigerung über die die vergangenen 50 Jahre: „In den 60er Jahren hat eine Tafel eine Mark gekostet, jetzt kostet sie etwas über einen Euro“, sagt Reichhardt.

 Kakaobohnen müssen sorgfältig kontrolliert werden.

Kakaobohnen müssen sorgfältig kontrolliert werden.

Foto: dpa/Oliver Berg
 Die Halle von General Electric ist 185 Meter lang und 44 Meter tief, noch dazu unterkellert. 80 Millionen investiert das Unternehmen Fuchs & Hoffmann hier. Ein Neubau wäre teurer geworden.

Die Halle von General Electric ist 185 Meter lang und 44 Meter tief, noch dazu unterkellert. 80 Millionen investiert das Unternehmen Fuchs & Hoffmann hier. Ein Neubau wäre teurer geworden.

Foto: Krüger
 Die Firma Fuchs & Hoffmann hat direkten Kontakt zu den Anbauern und Lieferanten der Kakaobohnen und auch Standorte direkt vor Ort.

Die Firma Fuchs & Hoffmann hat direkten Kontakt zu den Anbauern und Lieferanten der Kakaobohnen und auch Standorte direkt vor Ort.

Foto: Krüger

Wenn Mitte des nächsten Jahres die Schoko-Produktion in der ehemaligen Turbinen-Halle anläuft, müssen die Bexbacher nicht befürchten, von dem mundwässernden Geruch frisch gerösteter Kakaobohnen dazu verleitet zu werden, die Süßwarenregale zu plündern. „Wir haben sehr hohe Auflagen beim Brandschutz, beim Lärm und beim Geruch“, betont Olaf Reichhardt. Modernste Luftreinigungsgeräte seien im Einsatz. Schade eigentlich. Das Schokoland Saar könnte sich geruchstechnisch ruhig ein bisschen  in Szene setzen. Bier und Gummireifen riecht man im Raum Homburg schließlich auch ab und zu.

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