Die Kirmes soll im Dorf bleiben

Homburg · Ist die Dorfkirmes noch zeitgemäß? Oder wird sie mehr und mehr von neuen Festen verdrängt? Viele gehen inzwischen nicht mehr hin zur Kerb. Allerdings möchte die überwältigende Mehrheit dennoch nicht auf diese lieb gewordene Tradition verzichten. So das Ergebnis einer kleinen Umfrage unserer Zeitung.

 Kerb mit Umzug, Blasmusik und Kerweredd: Nicht überall wird die Kirmes heute noch so gefeiert wie in Limbach. Mancherorts geht das Interesse immer mehr zurück. Foto: Thorsten Wolf/SZ

Kerb mit Umzug, Blasmusik und Kerweredd: Nicht überall wird die Kirmes heute noch so gefeiert wie in Limbach. Mancherorts geht das Interesse immer mehr zurück. Foto: Thorsten Wolf/SZ

Foto: Thorsten Wolf/SZ

Die "Kerb im Dorf" hat bei uns eine der längsten Traditionen , wenn es um örtliche Festivitäten geht. Doch wie bei fast allen Aktivitäten, zu denen vor Jahrzehnten noch Tausende von Leuten geströmt sind, hat auch an der Kirmes kräftig der Zahn der Zeit genagt. Es gibt sogar nur noch wenige Ausnahmen mit einem umfangreichen Angebot, das von der Bevölkerung aus ausreichend genutzt wird. Vielerorts geht das Kerwetreiben stark zurück. Vereinzelt gibt es noch Kinderkarussells, aber Staußbuwe und -mäde sind bei weitem nicht mehr überall vertreten. Die örtlichen Gastronomiebetriebe, vor allem die Sportheime , versuchen die Tradition noch hoch zu halten - nicht immer mit Erfolg.

Aber dennoch: Die Orte kämpfen um ihre Kerb, wie jüngst das Beispiel Bruchhof-Sanddorf gezeigt hat. Wir wollten es deshalb genau wissen, und haben unsere Leser gefragt, wie sie es mit dem Brauchtum Kirmes halten. 203 Personen aus dem gesamten Saarpfalz-Kreis haben bei unserer Blitzumfrage mitgemacht. Wie immer ist diese natürlich nicht repräsentativ, aber den einen oder anderen Fingerzeig gibt sie schon.

Bei unserer ersten Frage fiel das Umfrageergebnis äußerst knapp aus, es bestätigt allerdings den allgemeinen Trend gewissermaßen schon. Wir wollten wissen: "Besuchen Sie selbst noch die Kirmes?". 36 Prozent antworteten mit "Ja", sie beteiligen sich also noch am Kirmestreiben. Die Ablehner stellen die hauchdünne Mehrheit, 37 Prozent antworteten mit "Nein". Nur "manchmal" gehen nach eigener Aussage 26 Prozent hin.

Etwas überraschend fällt dagegen das Ergebnis unserer zweiten Frage aus, die lautete: "Ist das Konzept mit Fahrgeschäften und Essensbuden noch zeitgemäß?". Hier antworteten doch immerhin 59 Prozent mit "Ja", sehen also keine Änderungen für notwendig an. 28 Prozent antworteten mit "Nein", meinen damit, dass das Konzept nicht mehr den Anforderungen entspricht. 13 Prozent haben dazu keine Meinung und antworteten mit "Weiß nicht". Eindeutig das Ergebnis bei unserer Frage 3: "Sollte man die Kirmes lieber ganz kippen?", wollten wir wissen. Dieser Ansicht sind lediglich 15 Prozent, die mit "Ja" antworteten. 74 Prozent antworteten mit "Nein", halten also überhaupt nichts davon, die Kerb im Dorf abzuschaffen. 11 Prozent gaben keine Meinung an.

Bei Frage 4 konnte uns die Leserinnen und Leser ihre Meinung sagen. Wir wollten wissen: "Was muss passieren, dass eine Kirmes weiter attraktiv bleibt? Sollten die Verantwortlichen lieber ganz darauf verzichten und damit andere Feste stärken? Oder gibt es noch ganz andere Ansätze?". Ingrid Benn-Marx aus Kirkel hat hierzu eine deutliche Meinung: "Eine Kirmes hat eine sehr lange Tradition und ist auch heute noch in vielen Dörfern ein Ereignis. Es sollte sich überhaupt nichts ändern." Ähnlich argumentiert Karin Legrum aus Homburg: "Für mich gehört die Kirmes zu unserer Kultur und sollte auch weiterhin angeboten werden." Dieter Hix aus Homburg denkt in eine andere Richtung: Man sollte sich auf gut besuchte Feste konzentrieren und einige eventuell zusammenlegen. Walter Herzog aus Bexbach glaubt gar, dass die Fahrgeschäfte auf der Kirmes nicht mehr standesgemäß sind. "Die Jugend besucht lieber den Erlebnispark, wie zum Beispiel den Holiday-Park." Lilli Schumacher aus Kirkel fordert die Organisatoren dazu auf, die "Kirmes auf jeden Fall attraktiver für Familien mit Kindern zu gestalten". Peter Hack aus Mandelbachtal äußerte Kritik an solchen Veranstaltungen: "Die Kerb endet, so meine Erfahrung, in der Regel im Alkohol, auch bei Minderjährigen. Die meisten können die Frage nach Sinn und Herkunft der Kirmes überhaupt nicht beantworten." Joachim Hanauer aus Homburg hingegen findet, dass man lieber auf andere Feste verzichten sollte, "die Kirmes sollte allein der Tradition wegen beibehalten werden". Walter Sohns, ebenfalls aus Homburg, wünscht sich, dass die Veranstalter bei der Kerb wieder mehr an traditionelle Gepflogenheiten anknüpfen. Straußbuwe und -mäde sieht er in diesem Zusammenhang als unverzichtbar an.

Zum Thema:

 Attraktive Fahrgeschäfte locken vor allem Kinder und Jugendliche auf die Kerweplätze. Foto: Schneider/SZ

Attraktive Fahrgeschäfte locken vor allem Kinder und Jugendliche auf die Kerweplätze. Foto: Schneider/SZ

Foto: Schneider/SZ

Zur Sache SZ-Umfrage-Center: Es gibt viele Themen, die die Saarländer bewegen und die intensiv diskutiert werden. Damit die Meinung der Leser in Zukunft noch größere Beachtung findet, hat die Saarbrücker Zeitung ihr Umfrage-Center neu gestaltet. Wer da mitmachen möchte, muss sich einmalig registrieren. Und wer schon an Befragungen unter sz-umfrage.de teilgenommen hat, kann seine Login-Daten weiter nutzen. Umfrage-Teilnehmer werden mit Punkten belohnt. Ab 20 Punkten können diese in verschiedene Einkaufsgutscheine umgewandelt werden. klö

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort