Die Herausforderung Sprache

Homburg · Immer häufiger sitzen auch Kinder aus Flüchtlingsfamilien auf der Schulbank. Wie stellen sich Schulen in Homburg darauf ein? Wir haben in einer Grund- und einer weiterführenden Schule einmal nachgefragt.

 Im Deutschkurs an der Gemeinschaftsschule Neue Sandrennbahn in Erbach für die Schüler, die schon ein bisschen bessere Sprachkenntnisse haben, lernen Kinder aus Syrien, Eritrea und Bulgarien mehrmals pro Woche mit Helena Reinhardt (ganz links). Schulleiterin Sabine Bleyer (Zweite von links) freut sich über die Fortschritte. Foto: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

Im Deutschkurs an der Gemeinschaftsschule Neue Sandrennbahn in Erbach für die Schüler, die schon ein bisschen bessere Sprachkenntnisse haben, lernen Kinder aus Syrien, Eritrea und Bulgarien mehrmals pro Woche mit Helena Reinhardt (ganz links). Schulleiterin Sabine Bleyer (Zweite von links) freut sich über die Fortschritte. Foto: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

Foto: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

Mit bis zu 3300 Flüchtlingskindern, die im Saarland zur Schule gehen werden, rechnet Bildungsminister Ulrich Commerçon bis Ende des Jahres - das ist nur eine Schätzung, dennoch: In vielen Schulen , auch in Homburg , hat man sich darauf eingestellt, wobei sich die Kinder ganz unterschiedlich verteilen. Doch eines ist überall gleich: Sie "müssen erst einmal in der Sprache fit gemacht werden", sagt Sabine Bleyer. Sie ist die Leiterin der Gemeinschaftsschule Neue Sandrennbahn in Erbach. Hier ist die Sprachförderung keine neue Sache. "Wir hatten immer mal wieder Kinder, die nicht so gut Deutsch sprechen." Um diese habe sich eine Sprachförderkraft gekümmert - meist in Form von Einzelunterricht oder in ganz kleinen Gruppen. Vor allem seit dem Schuljahr 2013/14 seien vermehrt Kinder aus Afghanistan und Syrien in die Schule gekommen, später folgten Eritreer und Kinder aus süd- und südosteuropäischen EU-Ländern. Das habe die eine zuständige Person nicht mehr schultern können. Also habe sie sich mit Verantwortlichen unter anderem aus dem Ministerium und von der Uni zusammengesetzt, ein Konzept wurde in der Folge erstellt. Das Ergebnis: Heute werden die 42 Kinder, die in unterschiedlicher Intensität in der Sprache gefördert werden, in zwei Kursen unterrichtet - zwölf davon sind Flüchtlingskinder . Einen täglichen Intensivkurs von der ersten bis zur vierten Stunde besuchen all diejenigen, die noch überhaupt kein Deutsch sprechen, die Fortgeschrittenen werden dreimal pro Woche sprachlich gefördert. Eine Vollzeitkraft hat das Ministerium mittlerweile zur Verfügung gestellt, dazu kommt eine 15-Stunden-Stelle. Während der anderen Stunden besuchen die Kinder ihre Stammklassen, so dass sie Schüler in ihrem Alter treffen - und viele blieben auch am Mittag und am Nachmittag, ein großer Zeitvorteil. Sehr positiv wirke sich aus, wenn Kinder in ihrer Freizeit Vereine besuchten. "Da lernen sie unheimlich schnell von ihren Mannschaftskameraden", so Sabine Bleyer. Durchschnittlich dauere es zwischen zwölf und 18 Monaten, bis die Kinder in einer Regelklasse lernen könnten. Und auch dann gibt es weitere Fördermöglichkeiten. Die Schule und ihre Leiterin sind stolz auf das, was sie mittlerweile im dritten Jahr stemmen, auch wenn es viel Zeit, Ressourcen und Absprachen koste. Bleyer weiß, dass sie und die anderen sich auf mehr Flüchtlingskinder einstellen müssen: "Wenn man rechnet und die Nachrichten verfolgt, wäre es fatal zu denken, dass es abreißen könnte." Neben den Sprachkenntnissen geht es um die schrecklichen, oft traumatischen Erlebnisse etlicher Kinder in ihren Heimatländern und auf der Flucht. "Wir haben eine Schoolworkerin, die in sehr engem Kontakt mit den Kinder steht", so Bleyer.

Vorbereitet auf Flüchtlingskinder ist man auch an der Luitpoldgrundschule. Hier sind es gerade einmal eine Hand voll, drei sind ganz neu gekommen, informiert Schulleiter Alexander Ziegler , der auch Beauftragter für Bildung und Erziehung der Stadt Homburg ist. Eine staatlich geprüfte Übersetzerin wird hier drei Mal pro Woche unentgeltlich denjenigen Sprachunterricht erteilen, die noch gar kein Deutsch sprechen. Andere, die schon länger hier sind, besuchen einen Vorkurs, den könnten auch Kindergartenkinder vor dem Schulstart nutzen. Ansonsten gehen die Flüchtlingskinder normal in ihre Klassen. "Sie müssen bei den deutschen Kindern sitzen, da lernen sie das doppelt so schnell", betont Ziegler, der sich dagegen ausspricht, alle Flüchtlingskinder an einer Schule zu bündeln. Ziegler rechnet ebenfalls damit, dass noch mehr Kinder ohne Deutschkenntnisse kommen: Die Pläne an der Luitpoldschule seien so gestaltet worden, "dass wir auf bis zu 20 Kinder hochfahren können". Ende September hat er die Schulleiter aus dem Saarpfalz-Kreis eingeladen. Bei dem Treffen werden Flüchtlingskinder sicher auch ein Thema sein. < Weiterer Bericht folgt

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