Hörbuchtipp Kommissar Trojan wieder auf Psychopathenjagd

Saarpfalz-Kreis · Max Bentows Thriller „Der Schmetterlingsjunge“ bietet wenig Überraschendes, ist aber von Axel Milberg fulminant gelesen.

 Der Schmetterlingsjunge von Max Bentow

Der Schmetterlingsjunge von Max Bentow

Foto: Der Hörverlag

Grausige Mordarten sind sein Metier: Der Berliner Kommissar Nils Trojan ermittelt in „Der Schmetterlingsjunge“ bereits zum siebten Mal. Er war schon kranken Ganoven auf der Spur, die ihre Opfer mit dem Kopf in einen Backofen drückten und so lebendig rösteten. Oder einem, der mit Vorliebe Bauschaum in Nase und Mund sprühte. Diesmal ist der Ermittler von Schriftsteller Max Bentow jemandem auf der Spur, der die Rücken seiner weiblichen Opfer mit den Mustern bunter Schmetterlinge verziert – und die Frauen vor der Ermordung in hochhackigen Schuhen hin- und hergehen lässt. Dazu ist der Täter so dreist, Trojan am Tatort in Verkleidung aufzulauern und ihn fast in den Tod zu stoßen.

Wie die meisten der Bentow-Vorgängerwerke ist der Krimiaufbau nach Strickmuster: Erst ein Mord, dann beginnt Trojan zu ermitteln, es folgt ein ganz ähnlicher Mord und so weiter. Auch Zeitdruck gibt es, der Mörder will sein Werk in wenigen Tagen beenden. Das erzählt er in Einschüben zwischen den polizeilichen Aufklärungsversuchen. Auch seine traumatische Jugendgeschichte offenbart er und liefert damit immerhin ein gewisses Maß an Identifikationspotential: schwere Kindheit, böser Vater nebst häuslicher Gewalt, Eingesperrtsein. Die Person des Verbrechers ist indes wieder das große Geheimnis, das erst am Ende gelüftet wird – nachdem Bentow falsche Fährten gelegt hat. Ebenfalls wie gehabt geht es auch um Trojans persönliche Befindlichkeiten. Nach der Trennung von Psychologin Jana Michels (mit der er seit dem zweiten Buch zusammen war), bandelt er nun mit einer Kollegin an. Und das Geheimnis um seinen Vater, der möglicherweise früher selbst einen Mord begangen hat, spielt auch diesmal eine Rolle und wird vielleicht sogar abschließend (?) aufgelöst.

Sehr positiv macht sich bemerkbar, dass nicht Bentow selbst sondern wieder Thrillerprofi Axel Milberg die Geschichte in der Hörbuchfassung interpretiert. Beim Vorgängerteil „Der Traummacher“ war dies anders – und der Autor überzeugte da nur mäßig. Milberg ist indes ein Großmeister, wenn es darum geht, ängstlichen Mädchen, verrückten Psychopathen oder dem netten Nachbar von nebenan eine unverwechselbare Art zu verleihen und so Thriller-Atmosphäre zu schaffen.

Und doch bleibt am Ende das Fazit, dass das „Trojan-Prinzip“ abgegriffen ist – kaum ein Vergleich mehr mit den ersten Bänden der einmal so starken Reihe.

Max Bentow: Der Schmetterlingsjunge, Der Hörverlag, Leser: Axel Milberg, 576 Minuten, ISBN: 978-3-8445-2901-2

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort