Elektrozüge im Saarland Wie der Nahverkehr in Homburg umweltfreundlicher wird

Homburg · Der Bund fördert mit 6,7 Millionen Euro batteriegetriebene Züge  im Saarland. Die Summe geht an den privaten Betreiber vlexx, der damit seine alten Dieselloks ersetzen wird, die noch auf der Lebach-Strecke  fahren.

 Die neuen Vlexx-Züge werden künftig teilweise mit Batterien fahren. Dieses Modell, das am Homburger Hauptbahnhof stand, wird damit ausgerüstet.

Die neuen Vlexx-Züge werden künftig teilweise mit Batterien fahren. Dieses Modell, das am Homburger Hauptbahnhof stand, wird damit ausgerüstet.

Foto: Christine Maack

In Homburg am Hauptbahnhof verkehren die Züge der Deutschen Bahn, und es gibt die Züge des privaten Betreibers Vlexx. Dieser betreibt Schienen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz, im Saarland und in Hessen. Im Januar 2017 hatte das saarländische Wirtschafts-Ministerium den Zuschlag für die Leistungen im Los 2, dem sogenannten Elektro-Netz Saar (ENS), für 15 Jahre an das Unternehmen Vlexx vergeben. Seit 2019 bedient dieses die Strecken von Saarbrücken nach Lebach-Jabach, von Saarbrücken über Neunkirchen nach Neubrücke, von Saarbrücken über Neunkirchen nach Homburg sowie die Strecke zwischen Homburg und Illingen – das sind rund 2,3 Millionen Zugkilometer.

Allerdings verlief der Start des privaten Betreibers desaströs. Als Vlexx Ende 2019 im Saarland starten wollte, fehlten Züge und Personal. Es sei, so berichtete unsere Zeitung „ein Versagen des Unternehmens sowie des damaligen Zugherstellers Bombardier“ gewesen. Doch inzwischen ist die Zugflotte mit 21 neuen Nahverkehrszügen an der Saar unterwegs. Vlexx muss jetzt beweisen, dass die Züge dauerhaft verlässlich fahren, denn der Vertrag mit dem Saarland dauert bis 2035. Somit hat auch das Saar-Wirtschaftsministerium großes Interesse daran, dass der Verkehr mit Vlexx klappt.

Im ENS sind alle Strecken elektrifiziert, lediglich auf der Strecke von Saarbrücken nach Lebach-Jabach kommen bislang noch Dieseltriebwagen zum Einsatz. Ursprünglich war eine Elektrifizierung geplant, als Alternative wird nun aber der Einsatz eines Batterie-Elektrischen-Triebzuges bevorzugt, der in Homburg auf Gleis 7 am Hauptbahnhof vorgestellt wurde – allerdings noch ohne Batterien, „aber es ist dieser Zugtyp, der dort verkehren wird, und es ist schon klar, wo und wie die Batterien installiert werden“, so Frank Höhler, Vlexx-Geschäftsführer. Das sieht so aus, dass der Elektrozug auf einer nicht elektrifizierten Strecke mit Batterien fährt. Kommt er wieder an ein Stromnetz, werden die Batterien aufgeladen.

„Nun rückt der vollständige elektrische- beziehungsweise batterie-elektrische Betrieb in greifbare Nähe. Die Dieseltriebwagen auf der letzten nicht-elektrifizierten Strecke werden durch umgerüstete Elektrotriebwagen der bestehenden Flotte ersetzt: Sechs von 21 Elektrotriebwagen der Flotte werden zu batterieelektrisch betriebenen Fahrzeugen umgerüstet“, informiert Jennifer Collet vom Wirtschaftsministerium. Diese sollen mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2025 zum Einsatz kommen.

Doch dazu braucht man Geld. Und das überbrachte Oliver Luksic, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesverkehrsministerium am Homburger Hauptbahnhof. Auf Gleis 7 übergab er einen Förderbescheid in Höhe von rund sieben Millionen Euro, mit dem ein Teil der Gesamtkosten der Umrüstung in Höhe von knapp 17 Millionen Euro gedeckt werden kann.

Wirtschaftsstaatssekretär Jürgen Barke war in Vertretung von Ministerin Anke Rehlinger dabei. Die finanziellen Mittel zur Umrüstung der Fahrzeuge stammen aus der Förderrichtlinie „Alternative Antriebe im Schienenverkehr“, die der Bund vor einem Jahr aufgelegt hat. Damit können 40 Prozent der Umrüstungskosten gedeckt werden.

Luksic: „Der Bund wird mit 6,7 Millionen Euro einen nachhaltigen Zugverkehr im Saarland fördern. Diese Triebwagen stehen für Fortschritt auf der Schiene, auch das Saarland kann jetzt von diesem Bundesprogramm profitieren. Denn dank batterieelektrischem Antrieb kann man bald auch auf den Strecken fahren, die sich sonst nur mit sehr großem Aufwand elektrifizieren ließen.“

Und er fügte hinzu: „Meist hört man ja als Abgeordneter den Vorwurf, die machen in Berlin nichts für uns, aber hier ist mal ein gutes Beispiel, dass das nicht stimmt.“ Barke freute sich, „dass nun bald alte Dieselloks ersetzt werden, und sowohl der Bund als auch das Wirtschaftsministerium den Betreiber Vlexx dabei unterstützen können, denn die Umrüstung liegt im Interesse von und allen.“

 Mit der Überreichung des Förderbescheides kann Vlexx nun den Auftrag zur Umrüstung an den Fahrzeughersteller Alstom erteilen. Der französische Hersteller hat langjährige Erfahrung im Bau von Straßenbahnen, die mit Batterien fahren und sich, sobald sie wieder an ein Elektronetz kommen, dort aufladen.

Ursprünglich war vorgesehen, dass die Gesamtstrecke der RB 72 durchgehend bis Lebach elektrifiziert sein sollte. Da dies aus finanziellen Gründen nicht möglich war, hatte sich das Land entschlossen, in die deutlich günstigere und ebenfalls klimaschonende batterie-elektrische Antriebsvariante zu investieren - die Alstom auch prompt anbieten konnte.

 6,7 Millionen Euro  überreichte Oliver Luksic, FDP-Bundestagsabgeordneter (mitte) an Frank Höhler, Geschäftsführer der Vlexx-Gesellschaft (l). Mit dabei Jürgen Barke, Staatssekretär im Saar-Wirtschaftsministerium.

6,7 Millionen Euro  überreichte Oliver Luksic, FDP-Bundestagsabgeordneter (mitte) an Frank Höhler, Geschäftsführer der Vlexx-Gesellschaft (l). Mit dabei Jürgen Barke, Staatssekretär im Saar-Wirtschaftsministerium.

Foto: Christine Maack
 Das private Eisenbahnverkehrs-Unternehmen vlexx investert in moderne Züge, dieses Modell kommt von Bombardier. Die neuen, mit Batterie getriebenen Züge wurden in Frankreich bei Alstom bestellt.

Das private Eisenbahnverkehrs-Unternehmen vlexx investert in moderne Züge, dieses Modell kommt von Bombardier. Die neuen, mit Batterie getriebenen Züge wurden in Frankreich bei Alstom bestellt.

Foto: Bombardier

Die Vlexx-GmbH (das Kürzel steht für Vier-Länder-Express) ist ein Eisenbahnverkehrsunternehmen mit Sitz in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz. Die Muttergesellschaft ist Netinera, die zur italienischen Staatsbahn Ferrovie dello Stato gehört.

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