Dem Tod ein Schnippchen schlagen

Homburg · Modern und eindrucksvoll hatte die Neue Volksbühne den Brander Kaspar interpretiert. Im Homburger Saalbau ernteten sie mit ihrer Geschichte vom Büchsenmacher und dem Tod dann auch viel Applaus.

 Schon im ersten Bild machten Michl Thorbecke (Brandner Kaspar), Gregor Höppner und Bernd Kaftan (wechselnde Rollen) klar, dass die Neue Volksbühne Köln in der Inszenierung von Kobells Klassiker durchaus ungewöhnliche Wege der Adaption beschritten. Foto: Th. Wolf

Schon im ersten Bild machten Michl Thorbecke (Brandner Kaspar), Gregor Höppner und Bernd Kaftan (wechselnde Rollen) klar, dass die Neue Volksbühne Köln in der Inszenierung von Kobells Klassiker durchaus ungewöhnliche Wege der Adaption beschritten. Foto: Th. Wolf

Foto: Th. Wolf

Kann man dem Tod ein Schnippchen schlagen? Man kann, zumindest wenn man der Brandner Kaspar ist. Ob's am Ende aber gut ist, dem Tod entgegen "aller Planungen" zu entgehen? Auch für die Antwort auf diese Frage ist der Brandner Kaspar der Richtige - als literarische Figur aus der Erzählung von Franz von Kobell, veröffentlicht im Jahre 1871.

Wem nun dieser Brandner nichts sagt, der hat tatsächliche eine kleine Wissenslücke. Denn: Die Geschichte des rüstigen Bayern, der dem Tod auf nicht ganz saubere Weise ein Schnippchen schlägt, weitere 18 Jahre Leben rausschlägt (verbunden mit einigem Leid) und am Ende doch von den Vorzügen einer Einkehr ins Paradies überzeugt wird, hat seit ihrer Veröffentlichung viele Adaptionen erfahren, wurde auf vielen Bühnen und im Fernsehen gezeigt - mal mit einem üppigen Darsteller-Tableau, mal mit einer reduzierten Besetzung. Eine solche wählte auch die Neue Volksbühne Köln am Donnerstagabend im Kulturzentrum Saalbau in Homburg . Michl Thorbecke (Brandner Kaspar), Gregor Höppner und Bernd Kaftan (wechselnde Rollen) machten sich auf, in der durchaus ungewöhnlichen Inszenierung von Ute Kossmann auf komödiantische Weise die philosophischen Untiefen und Höhen des Brandnerschen Katz- und Mausspiel mit dem Tod in Bilder, Worte und Gesten zu fassen. Und schon der Auftakt machte klar: In seiner Adaption ging die Volksbühne Köln durchaus neue Wege - solche, die sich mitunter als echte Überraschung erwiesen. So gab sich das Darsteller-Trio gleich zum Auftakt ein bergmusikalisches Ensemble, das mit Alphorn und Akkordeon schon mal eine akustische Ortsmarke mitten in eine Berglandschaft setzte. Dass aus diesem Bild heraus besagter Brandner dann einen Unfall erleidet, reduzierte das Ensemble auf einen zu Boden fallenden Hut - eben den, den Brandner in der Folge als optische Konstante auf seinem Kopf behalten sollte.

Was folgte, war eine echte Kuriosität: Eben noch als Alphornbläser gegenwärtig, verwandelten sich Michl Thorbecke und Gregor Höppner in behubschraubte Rettungssanitäter, die Köpfe der beiden Alphörner dabei zuerst zur Ferngläsern, dann zu Hubschrauber-Rotoren. Solche gelungenen Kniffe sollten, gepaart mit der schauspielerischen Leistung von Thorbecke, Höppner und Kaftan, in der Folge die Inszenierung prägen - und das mit Wirkung beim Publikum. Monika Ullmann, Stamm-Zuschauerin in Homburg : "Wir und unsere 'umliegenden' Sitznachbarn waren alle sehr gut unterhalten. Es hat uns super gefallen, was drei Leute bei diesem Thema auf die Beine gestellt haben, toll gespielt und auch sehr kurzweilig." So etwas, wie Ullmann klar machte, habe keiner von diesem Stück erwartet, "echt eine super Leistung der Volksbühne Köln".

So viel Licht warf aber auch Schatten - und der fiel in den großen Saal des Kulturzentrums. Denn: So gut das Gastspiel der Kölner war, so wenige Zuschauer wollten sich daran erfreuen, wie schon viel zu oft blieben zu viele Plätze leer, wurden kaum Karten an der Abendkasse verkauft. Und gerade am Donnerstagabend konnte man das als "leider was Gutes verpasst" verbuchen.

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