Das Original sitzt halt im Kopf

Homburg · Ein höchst gewöhnungsbedürftiges Bühnenbild und ein reflektierender Kleiderschrank gehörten zu den Mängeln der Aufführung: Die Burghofbühne Dinslaken gastierte mit Capote's „Frühstück bei Tiffany“. Und dabei denkt halt jeder an Audrey Hepburn.

 Lara Christine Schmidt als Holly Golightly und Markus Penne als ihr schriftstellernder Nachbar Fred inmitten eines Bühnenaufbaus, der sich als eine der wirklich großen Schwächen der Inszenierung von „Frühstück bei Tiffany“ im Saalbau erwies. Foto: Thorsten Wolf

Lara Christine Schmidt als Holly Golightly und Markus Penne als ihr schriftstellernder Nachbar Fred inmitten eines Bühnenaufbaus, der sich als eine der wirklich großen Schwächen der Inszenierung von „Frühstück bei Tiffany“ im Saalbau erwies. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Wer kennt ihn nicht, den Filmklassiker "Frühstück bei Tiffany "? Audrey Hepburn als Holly Golightly und George Peppard spielten sich nach der Romanvorlage von Truman Capote 1961 in die Herzen von Millionen Kinobesuchern. Und mit dem Oscar-prämierten Song "Moonriver" schuf Komponistenlegende Henri Mancini eine ewige Melodie.

In den Jahren danach bis heute wagte sich, trotz vieler Wiederbelebungen anderer Stories von Jurassic Park bis Star Wars, niemand daran, eine Neuauflage der meisterlichen Regiearbeit von Blake Edwards ins Kino zu bringen. Und das könnte durchaus an der "Übermacht" des Original liegen. Auf der Theaterbühne hingegen sah und sieht das anders aus. Am vergangenen Donnerstagabend gastierte die Burghofbühne Dinslaken mit "Frühstück bei Tiffany " mit der Bühnenversion von Richard Greenberg und inszeniert von Nadja Blank im Homburger Kulturzentrum Saalbau.

Und schon im ersten Aufzug war klar: Mit der Anmutung des Films hatte die Bühnengestaltung nichts zu tun. Statt des New Yorker Flairs der 1950er Jahre gab's ein multifunktionales Setup-Up, geprägt von schwarzem Grund und "garniert" mit weißen Rautenlinien. In dieser eher kühlen Umgebung entwickelte sich die Geschichte des Partygirls Holly (Lara Christine Schmidt) und ihres schriftstellernden Nachbarn Fred (Markus Penne). Unfair wäre es, die beiden an den schauspielerischen Vorbildern Hepburn und Peppard zu messen. Unfair ist es auch immer, ein Theaterstück mit einem Film zu vergleichen. Gleichwohl war eben beides doch in den Köpfen der Gäste ein nicht wegzudiskutierender Maßstab. Ob die Inszenierung da überhaupt eine Chance hatte? Hatte sie. Aber nutzen konnte sie diese leider nicht oft. Es gab Licht, es gab Schatten. Und den warf mitunter das nicht wirklich überzeugende Spiel der Akteure, die, wie man im Fußball sagt, nicht immer "Bindung zum Spiel" hatten. Vieles wirkte seltsam gestelzt und emotionslos - gleichwohl der Stoff einen Ozean an unterschiedlichsten Gefühlen bietet, aus dem man schöpfen kann. Doch da packte die Inszenierung nur selten wirklich die große Schöpfkelle aus. Aber es gab auch schöne Momente, so als Lara Christine Schmidt mit eben dem Klassiker "Moonriver" Bilder im Kopf erzeugte, die einen glücklicherweise weit weg vom kalten Bühnenaufbau führten. Oder der erste Auftritt von Carlo Sohn, der minutenlang als Joe Bell in einem wahren Wortstakkato einen Kurzabriss von Holly Goligthlys Leben ablieferte. Dafür gab's verdienten Applaus auf offener Fläche.

Ein Ärgernis, und damit ist man dann auch schon wieder beim mehr als unglücklichen Bühnenaufbau, war ein Detail des eben selben: Der Kleiderschrank. Dessen verspiegelte Innenseite reflektierte das Bühnenlicht mitunter so unglücklich, dass Zuschauer geblendet waren. Und das ließen sie durchaus auch hörbar wissen: "Mach doch mal den Schrank zu" machte ein Gast seinem Unwillen Luft. Andere wechselten gleich den Sitzplatz. In der Summe blieb die Inszenierung unter dem, was der Stoff hätte hergeben können. Bei der Vorlage ist das allerdings auch schnell passiert.

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