Theatergastspiel U-Boot-Abenteuer mit Einschränkungen

Homburg · „Das Boot“ im Saalbau als Theaterstück hatte so seine Probleme. Die Adaption des Films auf der Bühne funktioniert nicht so ganz.

 Trotz eines cleveren und aufwendigen Bühnenaufbaus hatte die Theater-Inszenierung von Buchheims „Das Boot“ Schwierigkeiten, den Stoff in seiner Dichte ins Publikum zu tragen.

Trotz eines cleveren und aufwendigen Bühnenaufbaus hatte die Theater-Inszenierung von Buchheims „Das Boot“ Schwierigkeiten, den Stoff in seiner Dichte ins Publikum zu tragen.

Foto: Thorsten Wolf

Deutschland im Jahr 1981. Ein Film sorgt für Furore, der sich mit einem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte befasst – indem er einen Mikrokosmos des Krieges, die deutsche U-Boot-Waffe, thematisch isoliert: Wolfgang Petersens Verfilmung von Lothar-Günther Buchheims Roman „Das Boot“ ist in aller Munde. Und das noch Jahre nach seinem Erscheinen. Insgesamt gibt es drei Versionen der Verfilmung, zuletzt wurde 1997 ein „Director‘s Cut veröffentlicht. Schon 1991 bringt der Produzent Alex Christensen unter dem Titel „U 96“ eine Technoversion der Titelmelodie, komponiert von Klaus Doldinger, mit großem Erfolg auf den Markt. Für Petersen bedeutet gerade der Erfolg des Films in den USA das Sprungbrett nach Hollywood, der heutige Musikstar Herbert Grönmeyer überzeugte in der Rolle von Buchheims Alter Ego „Leutnant Werner“ als Schauspieler. Und: Der Stoff diente dieser Tage als Vorlage für eine neue Fernsehserie. Ohne Zweifel, „Das Boot“ ist in vielerlei Hinsicht ein Schwergewicht und Meilenstein der deutschen Literatur und des deutschen Films.

Man durfte also sehr gespannt sein, wie die Crew von „a.gon münchen – Theater aus Leidenschaft“ diesen Stoff am Donnerstagabend auf die Bühne des Homburger Kulturzentrums Saalbau bringen würde. In Sachen Bühnenaufbau hatte man sich da richtig Mühe gegeben: Quasi als Miniatur des im Original über 60 Meter langen U-Boots vom Typ VII drängte sich die Geschichte in einem künstlich verdichteten Boots-Querschnitt – eine clevere Lösung, auch beim Versuch, die Enge in einem solchen Kriegsgerät dem Zuschauer zu vermitteln. Licht und Soundeffekte sollten ihr Übriges dazu tun, um die Feindfahrt von U 96 mit der Hauptfigur „Leutnant Werner“ (Marco Michel), dem „Alten“ (Johannes Pfeiffer) und dem Rest der Crew im Wechsel zwischen öder Langweile und Kampfeinsatz zu vermitteln. Auch schauspielerisch gab es nichts zu kritisieren, das gesamte Ensemble zeigte sein Bestes, um die Geschichte voranzubringen.

Letztlich muss man sich aber fragen, ob sich ein Stoff wie Buchheims Verarbeitung eigener Erlebnisse tatsächlich erfolgreich auf die Bühne bringen lässt – oder besser so auf die Bühne bringen lässt, dass die Gefühlswelt zwischen Hoffen und Bangen, zwischen Tod und Leben mit all den besonderen Herausforderungen eines Mikrokosmos’ „U-Boot“ wirklich für den Zuschauer im Theatersaal erlebbar wird. Vor allem dann, wenn man die dichte Bildsprache von Petersens Verfilmung noch vor dem geistigen Auge hat. Im Gegensatz zum Film mit seinem Zugriff auf Spezialeffekte, Perspektivwechseln, dem Springen zwischen Nahaufnahmen und Totalen, dem fortwährenden Einsatz von Musik und Toneffekten, sind die Optionen des Theaters limitiert. Kann ein Film die Auswirkungen eines Wasserbombenangriffs mit vielen Techniken für den Zuschauer visuell zumindest in Ansätzen deutlich machen, muss der Bühnenaufbau, so wie am Donnerstagabend, bei allem Aufwand statisch bleiben? Und dann wirkt es einfach bemüht, wenn sich die Darsteller im Klanggewitter von Wasserbomben im Set hin und her werfen – während das Boot als Kulisse starr steht wie ein Monument.

Auch die fortwährende Totale, die eine solche Inszenierung für den Zuschauer schlicht mit sich bringt, ist ein systemimantes Manko einer Theater-Inszenierung, ist doch gerade auch das personenbezogene Herunterbrechen des Gesamtstoffs per Kameraführung ein Glanzpunkt in Petersens Verfilmung. Das kann eine Theaterinszenierung einfach nicht leisten. Und damit wirkt eine solche Umsetzung schlicht eindimensional. Ein echter Transfer von Emotionen – zumal solchen, die angesichts des speziellen Umfelds der Geschichte sowieso schwer als Laie nachzuerleben sind – von der Bühne ins Publikum muss hier einfach scheitern.

Daran konnte am Donnerstag auch der wirklich bemerkenswerte gute Einsatz des Ensembles und der grundsätzlich gute und auch aufwändige Bühnenaufbau nichts ändern. Man spielte, um es klar zu sagen, gegen Probleme an, die die Umsetzung eines solchen Stoffs ganz einfach mit sich bringt, die zudem nicht zu verhindern sind. Das musste einen nicht entäuschen, manchmal geht es einfach nicht besser.

Was allerdings entäuschend war, das war der sehr sparsame Zuspruch des Homburger Publikums. Die Zuschauerzahl mag so zwischen 100 und 130 gelegen haben, zu wenig, um eine wirklich nennenswerte Kulisse für einen Theaterabend zu bilden.

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