Saarpfalz-Kreis erarbeitet neue Angebote Pandemie erschwert Kampf gegen Übergewicht

Homburg/St Ingbert · Wie das Adipositas-Netzwerk Saarpfalz und die Koordinierungsstelle Umwelt und Gesundheit beim Saarpfalz-Kreis informieren, sollen aus Analysen und Befragungen Erkenntnisse gewonnen und so passgenaue Maßnahme für Betroffene in der Region erarbeitet werden.

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Foto: SZ

Wer übergewichtig oder sogar adipös ist, ist durch die Corona-Pandemie besonders gefährdet – auch im Saarpfalz-Kreis. Dort gibt es zwar generell Unterstützung, doch durch die Corona-bedingten Einschränkungen gab es hier Probleme, wie die Pressestelle des Saarpfalz-Kreises berichtet..

Hier hat das Netzwerk „Saarpfalz mit peb“ in den letzten zehn Jahren Angebote für alle Zielgruppen von Kita-Kindern bis zu den Senioren erarbeitet, die coronabedingt nur noch eingeschränkt durchgeführt werden konnten. „Anfang Januar 2020 startete das Verbundprojekte Familie⁺“, informiert Landrat Theophil Gallo. Das Projekt Familie⁺ der Plattforum Ernährung und Bewegung (peb) Berlin mit den Universitäten Konstanz und Leipzig sowie der Technischen Universität München hat zum Ziel, bei Grundschulkindern und ihren Familien einen gesunden Lebensstil mit mehr Bewegung und ausgewogener Ernährung zu fördern. „Trotz Corona konnten Schulen und Netzwerkpartner gewonnen sowie Analysen und Befragungen durchgeführt werden. Nun sollen sich bei einem ersten Austauschtreffen die Akteure aus den Schulen, den Forschungsinstituten und den Netzwerkpartnern wie z. B. dem Adipositas-Netzwerk Saar kennenlernen und anhand der Analyseergebnisse gemeinsam passgenaue Maßnahmen erarbeiten“, erläutern Diplom-Biologin Eva Schwerdtfeger und Diplom-Sozialarbeiterin Karin Heid-Schuck vom Gesundheitsamt des Saarpfalz-Kreises. Auch andere Projekte für Schulen und Kitas sowie für Senioren sollen sobald wie möglich wieder aufgenommen werden.

Laut einer Forsa-Umfrage haben 27 Prozent der Eltern und neun Prozent der Kinder unter 14 Jahren zwischen dem Lockdown im März und der Umfrage im September 2020 an Gewicht zugenommen, das Risiko von Übergewicht und Fehlernährung steigt dabei ganz besonders bei den Schulkindern über zehn Jahren.

Die Einschränkung sozialer Kontakte, Schließung von Sportstätten, Wechsel ins Homeoffice bzw. zu digitalem Unterricht haben sich negativ auf die Gewichtsentwicklung ausgewirkt. Verlängerte Bildschirmzeiten, erheblicher Bewegungsmangel und unregelmäßige Mahlzeiten waren die Folge, vor allem bei sozial benachteiligte Familien. Problematisch ist es, wenn bei einem bereits hohen Ausgangsgewicht diese Steigerung hinzukommt. 25 Prozent der Deutschen haben bereits Adipositas, weitere 35 Prozent Übergewicht, eine weitere Gewichtszunahme erhöht u.a. das Risiko für einen Typ2-Diabetes. Bereits früh wurde in der Analyse des Pandemiegeschehens deutlich, dass das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf bei einer Covid-19-Infektion bei Menschen mit Adipositas erhöht ist. Auch psychische Belastungen und Erkrankungen, die mit einer chronischen Übergewichtsproblematik einhergehen können, zeigen in der Pandemiezeit eine Tendenz zur Symptomverstärkung, wodurch ein Teufelskreis entsteht. Denn dadurch wird oft der eigene Antrieb zur Bewegung und bewussten Ernährungsweise beeinträchtigt.

Es handelt sich bei Adipositas um eine weltweite Pandemie, die mit erhöhter Erkrankungslast sowie erhöhter Sterblichkeit verbunden ist. Sie stellt eine der größten gesundheitspolitischen Herausforderungen dar. Gesamtgesellschaftliche Lösungen sind hier erforderlich, dann Problem kann nicht nur an das Verhalten des Einzelnen adressiert werden „Das komplexe Zusammenspiel von biologischen, genetischen und psychosozialen Faktoren ist allgemein noch zu wenig bekannt. Die Verantwortung wird häufig den Betroffenen selbst zugeschrieben. Sie sind in der Öffentlichkeit, im Bildungs- und Gesundheitswesen teilweise von erheblichen Vorurteilen und Diskriminierung betroffen“, erklärt Dr. med. Angelika Thönnes, Vorsitzende des Adipositas-Netzwerks SAAR e.V.. „Es müssen gesundheitspolitische Rahmenbedingungen für einen gesundheitsfördernden Lebensstil und für gesundheitsfördernde Lebenswelten geschaffen, die Gesundheitskompetenz gerade bei Kindern und Jugendlichen erhöht werden“, so Dr. Thönnes weiter. Diese müssen mit qualitätsgesicherten Therapieangeboten zusammenwirken. Aber viele Angebote konnten durch die Pandemie nicht mehr vorgehalten werden, obwohl sie gerade jetzt dringend notwendig gewesen wären.

Weitere Infos: Eva Schwerdtfeger, Koordinierungsstelle Umwelt und Gesundheit, Tel. (0 68 41) 104 71 44, kug@saarpfalz-kreis.de und Dipl. Sozialarbeiterin Karin Heid-Schuck, Sozialer Dienst, Tel. (0 68 41) 104 72 42, sozialer-dienst@saarpfalz-kreis.de.

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