Denn was eine Exponential-Funktion ist, das erleben wir seit Februar. Und es scheint so, dass die meisten Menschen die Tücke dieser mathematischen Größe völlig unterschätzt haben. „Es ist, wenn etwas schneller und schneller wächst, und sich in jeweils gleichen Zeitschritten immer um den selben Faktor vervielfacht. Man hat das zum Beispiel bei Geldanlagen“ – steht in einem englischen Lexikon. Der Verfasser muss Humor gehabt haben. Denn derzeit erleben wir nicht die exponentielle Geldvermehrung, sondern die exponentielle Ansteckung weltweit mit dem Corona-Virus. Und diese mathematische Größe begräbt unter sich so ziemlich alles, was uns in diesem Frühjahr lieb und teuer gewesen wäre: eine Hochzeit, die Kommunion, ein runder Geburtstag, eine schöne Osterfeier, Kirchenbesuche, Verwandte und Freunde treffen, Abschlussfeiern nach bestandenem Examen,  Konzertbesuche, in einem netten Café endlich draußen sitzen, ein Urlaub, auf den man sich freute. Die Liste ließe sich von jedem, der sie gerade liest, privat ergänzen. Ausgefallen, ausgefallen, ausgefallen ist das Ergebnis. Doch es gibt auch Dinge, die nicht ausfallen, zum Beispiel die Abiturprüfungen. Obwohl es in den Augen vieler Schülerinnen und Schüler gerade hier angebracht wäre. Wozu sich Risiken aussetzen, wenn drei Viertel der Abiturnote ohnehin schon feststeht? Anfang Mai fängt die Schule für die älteren Schüler wieder an. Mal sehen, wie sich das überhaupt entwickelt. Sollte es dabei auch nur eine neue Infektion geben, sollte Bildungsministerin Streichert-Clivot aufhören, eine Normalität vorzugaukeln, die noch nicht da ist und die Prüfungen endgültig streichen.