Die Corona-Krise machte dabei klar, wo es hakt, wo Lücken zu schließen sind. Dies als Hintergrund genommen, erhielt die offizielle Fördermittelübergabe von etwas über 200 000 Euro aus besagtem Digital-Pakt an die Christophorusschule des Christlichen Jugenddorfs (CJD) in Schwarzenbach am Mittwochmorgen durchaus eine hohe Aktualität. Auf Basis eines Medienkonzepts, unerlässlich für eine Förderung, sollen nun viele Bereiche der Christophorusschule, eine staatlich anerkannte Berufsschule für Auszubildende mit besonderem Förderbedarf, digital aufgewertet werden – von Lernen in virtueller Realität bis zur Ausstattung mit Endgeräten wie Tablets und Notebooks. Das Besondere: Die Christophorusschule ist die erste Schule im Saarland, die Mittel aus dem Digital-Pakt erhält. Dem trug auch der Umstand Rechnung, dass mit Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger und Saar-Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (beide SPD) gleich zwei Ressortchefinnen aus Saarbrücken zur offiziellen Scheckübergabe angereist waren.
Beide erhielten von Verantwortlichen des CJD, an der Spitze Geschäftsführer Norbert Litschko, einen grundsätzlichen Einblick in die Arbeit des Bildungsträgers, mit Schwerpunkt Berufsausbildung. Beide erfuhren aber auch, wie viel Improvisationsgeschick, Hartnäckigkeit und Flexibilität bei Lehrern und Ausbildern nötig war, um im Corona-Lockdown der Berufsschule und des Internats trotzdem ein Mindestmaß an schulischer Bildung weiterzugeben. Schulleiterin Annette Benz und ihr Stellvertreter Michael Stephan schilderten die Schwierigkeit für ihre besonders förderbedürftigen Schüler, oft mit psychischen Einschränkungen gehandicapt, gerade während des Lockdowns in nicht selten instabilen sozialen Umfeldern plötzlich zu Hause lernen zu müssen. „Ich bekomme jeden Tag zehn E-Mails und Telefonanrufe von Teilnehmern, die fragen, wann sie wieder hierher kommen können“, so Michael Stephan. Zum Hintergrund: Wie in anderen Schulen auch ist zwischenzeitlich der Unterricht unter den Corona-Maßgaben auch an der Christophorusschule wieder gestartet, aber eben nicht im vollen Umfang. Drastisch vermittelte Annette Benz so manches Schüler-Schicksal. „Bei manchen, die nun zurückkommen, hat man den Eindruck, dass sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung um Jahre zurückgeworfen sind und wieder bei Null anfangen.“ Dabei habe es zu Hause nicht nur an den rein technischen Voraussetzungen gemangelt, so Stephan ergänzend, „sondern an den sozialen“.
Nun, zumindest in Sachen digitaler Ausstattung wird man nun vieles an der Christophorusschule noch weiter nach vorne bringen. „Mit dem Digital-Pakt sorgen wir für eine moderne IT-Ausstattung unserer Schulen und bringen das digital unterstützte Lernen voran. Es geht um gute Teilhabemöglichkeiten in der digitalisierten Welt. Wie wichtig dafür eine gute IT-Ausstattung ist, sehen wir gerade jetzt in der Corona-Krise. Wir müssen allen Schülern das Rüstzeug an die Hand geben, damit sie die Digitalisierung verstehen und Chancen ergreifen können“, so Christine Streichert-Clivot. Dabei gehe es, wie Michael Stephan und Annette Benz aus Pädagogen-Sicht klar machten, nicht alleine darum, Hardware zu beschaffen. Vielmehr müsse man, je nach Ausbildungsgang und Bildungsstand, auch entsprechende Kenntnisse vermitteln und die Schüler auch mit entsprechender digitaler Erreichbarkeit ausstatten – dies habe die Phase des Lockdowns gezeigt. Charmant beschrieb Stephan die Wege, die man habe gehen müssen, um die Schüler zu Hause zu erreichen, als „heterogen“: Vom datenschutzkonformen Messenger über das Verschicken von digitalen Lernpaketen und selbstproduzierten Videos bis hin zum persönlichen Besuch von Ausbildern vor Ort. Hier machte Anke Rehlinger ergänzend deutlich, dass es nun auch darum gehen müsse, digitale Vermittlungsformen zu entwickeln. „Eine Seite mit Rechenaufgaben abzufotografieren und diese dann per Mail zu verschicken ist nun nicht die höchste Kunst des digitalen Lernens.“