ÖPNV in Kirrberg Freier Blick vom Bus ins Wohnzimmer

Kirrberg · Versetzte Bushaltestellen im Stadtteil Kirrberg sorgen weiterhin bei einigen Anwohnern für größeren Ärger. Kritik an Verwaltung.

 So ist die Situation derzeit an der Haltestelle „Am Collinger Berg“: Anwohner Frank Gerlinger stört sich am freien Blick der Fahrgäste in sein Wohnzimmer.

So ist die Situation derzeit an der Haltestelle „Am Collinger Berg“: Anwohner Frank Gerlinger stört sich am freien Blick der Fahrgäste in sein Wohnzimmer.

Foto: Sebastian Dingler

Zum Thema der versetzten Bushaltestellen in Kirrberg hat sich einer der betroffenen Anlieger, Frank Gerlinger, gemeldet. Dessen Haus steht vor dem dorthin versetzten Haltepunkt „Am Collinger Berg“,  seither könnten alle Buspassagiere ungestört über den Balkon in Gerlingers Wohnzimmer blicken. Das sei für ihn das Kernproblem, meint er.

Das Thema war im Ortsrat besprochen worden, wobei vor allem die Informationspolitik der Stadt kritisiert wurde: Bei den drei versetzten Haltestellen sei nur in einem Fall der betroffene Anwohner vorab informiert worden. Die beiden anderen, unter ihnen Gerlinger, hätten von der Versetzung erst erfahren, als die Baumaßnahmen schon am Laufen gewesen seien. Vor einigen Tagen  hatte sich Stadtsprecher Jürgen Kruthoff im Namen der Verwaltung dafür entschuldigt. Man habe informieren wollen, habe Gerlinger und den anderen Betroffenen aber trotz mehrmaliger Versuche nicht angetroffen.

Als Fehler gestand Kruthoff ein, dass man keine weiteren Versuche unternommen und auch keinen schriftlichen Hinweis gegeben habe. Die Entschuldigung dafür habe Gerlinger zur Kenntnis genommen, wie er in seiner neuen Stellungnahme an unsere Zeitung schreibt. Allerdings helfe das den betroffenen Anwohnern nicht wirklich weiter. Zum einen seien seine Kontaktdaten bei der Stadt „recht umfangreich hinterlegt“. Auch finde man seinen Namen im örtlichen Telefonbuch. Zum anderen ist er sich sicher: „Wenn ich vorher davon gewusst hätte, wäre das anders gelaufen.“

Beispielsweise hätte man seiner Meinung nach darüber diskutieren können, ob die neue Haltestelle wirklich 16 Meter lang sein muss und nicht zwölf Meter, wie die beiden neuen Haltestellen „Am Rossberg“ und „Kirchbergstraße“. Dann hätte man sich eine Verlegung eventuell sparen können. Oder: Ob man nicht vielleicht einen anderen Standort für die Haltestelle hätte finden können. Was Gerlinger auch ungut aufstößt, ist die Aussage Kruthoffs, dass die Haltestelle „Am Collinger Berg“ nun wieder an ihren ursprünglichen Standort zurückgekehrt sei. Davon habe er keine Kenntnis gehabt, dass vor seinem 2009 gekauften Wohnhaus einst eine Bushaltestelle gelegen habe und dass diese eines Tages wieder dort hin versetzt werden sollte. „Das hätte meine Kaufentscheidung natürlich maßgeblich beeinflusst.“

Ein eigens anberaumter Ortstermin sei für Gerlinger unbefriedigend verlaufen: „Die Vertreter der Stadt haben sich nach knapp 30 Minuten ohne Vorschläge mit einer erneuten Entschuldigung verabschiedet und sich den Hinweis erlaubt, dass die jetzt behindertengerecht ausgebaute Haltestelle zum Gehweg gehört und für uns als Anlieger eine erweiterte Kehr-, Räum- und Streupflicht besteht. Na, dafür vielen Dank“, schreibt er. Dabei sei er absolut kein Gegner der öffentlichen Nahverkehrs: „Ich bin selbst ÖPNVler.“

Ebenfalls unzufrieden mit Kruthoffs Stellungnahme zeigte sich Kirrbergs Ortsvorsteher Manuel Diehl (CDU). Der Stadtsprecher hatte verlautbart, dass Diehls Aussage, er habe keinen Funken Kenntnis von den Maßnahmen gehabt, nicht richtig sei. Der Ortsvorsteher meint dazu: „Ich bin davon irritiert und enttäuscht. Meiner Meinung nach hat nämlich die Stadt das gründlich verkorkst. Ich habe von den neuen Haltestellen erst erfahren, als mich der Anlieger der Haltestelle ‚Am Rossberg‘ angerufen hat, weil da Mitarbeiter der Stadt etwas ausgemessen hätten. Bis dahin wusste ich von nichts.“

Durch ein früheres Informieren, sowohl des Ortsrats als auch der Anlieger, hätte man einen langen Rattenschwanz an Ärgernissen vermeiden können, so Diehls Meinung. Nur bei der Haltestelle Kirchbergstraße, der letzten, die umgebaut wurde, habe die Stadt es richtig gemacht mit der Informationspolitik. Diese liege aber vor unbebautem Gelände und sei von daher auch am unproblematischsten. Diehl hat den Eindruck, dass man von Seiten der Stadt mithilfe der unzureichenden Kommunikation die Anlieger und den Ortsrat vor vollendete Tatsachen habe stellen wollen.

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