Beeden setzt auf Nachhaltigkeit Plötzlich war die Blühwiese verschwunden

Beeden · Die eigens angelegte Blühwiese am alten Friedhof in Beeden ist von einem auf den anderen Tag einfach abgemäht worden. Das sorgte bei etlichen Bürgern für Verärgerung. Es war ein Versehen, stellte sich später heraus. Doch es tut sich viel Positives in Sachen Umweltfreundlichkeit.

 Auf der Blühwiese am Beeder Brünnchen weist nun ein Schild darauf hin, dass man hier bitte nicht mähen soll.

Auf der Blühwiese am Beeder Brünnchen weist nun ein Schild darauf hin, dass man hier bitte nicht mähen soll.

Foto: Katrin Lauer

Englischer Rasen war und ist für viele Gartenfreunde noch immer das höchste der Gefühle: ein sattes, dichtes Grün, robust, das regelmäßig gestutzt wie bewässert sein will. Das erfordert Arbeit, lässt das Gärtnerherz aber höher schlagen. Inzwischen rückt jedoch sozusagen der Gegenentwurf, die Blühwiese, auf der wachsen darf, was die regionalen Wildpflanzenarten so her geben, stärker in den Fokus. Denn um Artenvielfalt zu erhalten beziehungsweise dem Artensterben entgegen zu wirken, soll mehr Lebensraum für Insekten und Co. geschaffen werden. An vielen Stellen entstehen daher nun solche Blühflächen, die eben gerade nicht beziehungsweise nur einmal pro Jahr gemäht werden, sodass hier Wildpflanzen wachsen können.

Für Katrin Lauer, Beedens Ortsvertrauensfrau, ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Anliegen und in diesem Zusammenhang auch der Artenschutz. Ohne ausreichend Blumen gebe es auch keine Bienen mehr und ohne Bienen und deren Bestäubung auch keine Nahrung, unterstreicht sie.

Darum liegen ihr auch die beiden Blühwiesen im Ort am Herzen, die im vergangenen Jahr angelegt wurden: eine am Beeder Brünnchen, eine weitere am alten Friedhof. Hier kommt die Natur gerade richtig in die Gänge. 20 bis 30 Zentimeter hoch waren die Pflanzen auf der Wiese am Friedhof bereits, berichtet sie. Die Wiesenflockenblume sollte hier in einigen Wochen blühen, der Hasenklee, Wiesensalbei, Schafgarbe und noch vieles mehr. Einiges war schon soweit. Daher habe sie sich auch vorgenommen, bald Fotos zu machen. Als sie dann aber am Freitag, 30. April, vorbeikam, war von den hohen Stängeln nichts mehr da. Alles war fein säuberlich abgemäht worden. Dabei hatte es sich doch so gut angelassen. Wildbienen waren hier bereits unterwegs. Die Insektenhotels in den umliegenden Privathäusern so voll wie nie, berichtet Lauer. Wer aber macht so etwas? Das fragten auch viele Anwohner und andere Beeder, die hier vorbeikamen, und sie machten ihrem Ärger auch am Telefon und in den sozialen Netzwerken Luft.

Die Antwort: der städtische Baubetriebshof, allerdings schlicht aus Versehen. Das bestätigt auch die Stadt: „Es stimmt, dass versehentlich von unserem Baubetriebshof die Fläche am alten Friedhof, die im vergangenen Jahr von unserer Grünflächenabteilung als städtische Blühwiese geplant und angelegt wurde, gemäht wurde. Dieses Versehen ist noch am selben Tag aufgefallen, der Fehler wurde umgehend mitgeteilt und unsere Grünflächenabteilung hat daraufhin sofort beschlossen, nachzusäen.“

Es sei eine Verkettung unglücklicher Umstände gewesen, sagt Lauer jetzt, wo der Ärger schon ein bisschen verraucht ist. Es gehe hier nicht um Schuldzuweisungen. Fehler passierten eben. Aber weg ist eben weg:

Auch die Stadt bestätigt: Natürlich sei dieser Vorfall sehr ärgerlich. „Der Sachverhalt wurde intern geklärt und direkt eine Lösung gefunden, was wirklich Hand in Hand gelaufen ist. Durch das schnelle Reagieren und die gute Zusammenarbeit hoffen wir, dass in ein paar Wochen doch noch eine schöne Blühfläche zu sehen sein wird.“

 Da heißt es nun also Geduld haben, was da noch kommen wird. In Beeden will man derweil vermeiden, dass noch einmal aus Versehen der Rasenmäher zum Einsatz kommt. Deswegen seien an der anderen Blühwiese am Beeder Brünnchen Schilder aufgestellt worden, die klarmachen sollen: Hier soll eben nicht gemäht werden.

Neu steht an dieser Stelle nun auch ein richtig großes, mannshohes Insektenhotel. Hier gebe es oben auch etwas größere offene Kästchen, die für Fledermäuse gedacht seien, berichtet Lauer.

Und an der Fischerhütte in der Mastau soll demnächst auch noch eine weitere Projektidee umgesetzt werden: ein Bienen-Futterautomat, aus dem man wie früher aus dem Kaugummiautomaten kleine Kapseln mit Samen zum Verstreuen ziehen könne. Damit es umweltfreundlich bleibt, würden die Plastikkapseln in einem Behälter gesammelt und wiederverwertet.

 Ein neues und richtig großes Insektenhotel wurde aktuell in Beeden aufgestellt.

Ein neues und richtig großes Insektenhotel wurde aktuell in Beeden aufgestellt.

Foto: Katrin Lauer
 Die Blühwiese am alten Friedhof in Beeden wurde versehentlich abgemäht, inzwischen wurde aber bereits nachgesät.

Die Blühwiese am alten Friedhof in Beeden wurde versehentlich abgemäht, inzwischen wurde aber bereits nachgesät.

Foto: Katrin Lauer
 Einige Blumen sind auf der Blühwiese am Beeder Brünnchen bereits gut zu sehen.

Einige Blumen sind auf der Blühwiese am Beeder Brünnchen bereits gut zu sehen.

Foto: Katrin Lauer

Grundlegend, sagt Lauer könne aber jeder einen Beitrag leisten, damit sich Bienen, Hummeln und Co. wohlfühlen. Gartenbesitzer könnten schlicht seltener mähen, das Gras und Wiesenblumen einfach mal eine Weile stehen lassen, zumindest auf bestimmten Flächen.

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