Bücher im Halb-Jahres-Takt

Homburg. Das Tempo, in dem Markus Heitz seine Bücher schreibt, ist atemberaubend: Ein halbes Jahr braucht er für seine Geschichten um Zwerge, Vampire und andere fantastische Gestalten. Jetzt ist gerade wieder ein neues Buch erschienen "Die Legenden der Albae", bei dem nicht die Guten, sondern die Bösen im Mittelpunkt stehen (siehe Infokasten)

Homburg. Das Tempo, in dem Markus Heitz seine Bücher schreibt, ist atemberaubend: Ein halbes Jahr braucht er für seine Geschichten um Zwerge, Vampire und andere fantastische Gestalten. Jetzt ist gerade wieder ein neues Buch erschienen "Die Legenden der Albae", bei dem nicht die Guten, sondern die Bösen im Mittelpunkt stehen (siehe Infokasten). Für Heitz ist das bereits wieder kalter Kaffee oder in seinem Fall eher schwarzer Tee, den er mehr schätzt: Er arbeitet an neuen Projekten, aktuell an einer Space Opera, einer klassischen Abenteuergeschichte, die im Weltall spielt. Sie soll im kommenden Frühjahr erscheinen. "Die Albae sind für mich schon wieder alt. Der Veröffentlichungs-Termin hat ja nicht unbedingt etwas mit dem Schreibtermin zu tun", sagt er bei seinem Besuch in der Homburger SZ-Redaktion. Der ist für ihn wie ein Heimspiel oder eine Reise in die eigene Vergangenheit. Heitz war viele Jahre Mitarbeiter der Saarbrücker Zeitung, kam auch dadurch in Homburg herum. Der Region ist er 26 Bücher später treu geblieben: Er ist von Einöd weggezogen, weit gekommen ist er nicht. Er lebt mit seiner Familie in Zweibrücken. "Warum soll ich umziehen? Ich fühle mich hier einfach zu wohl", sagt er. Das wirkt bodenständig, ganz wie er selbst, obgleich sein Metier augenscheinlich wenig mit Bodenständigkeit zu tun hat. Fantasy und dunkle Spannung oder Horror, das heute als Urban Fantasy charakterisiert wird, sind die Genres, in denen er sich bewegt. Fremde Welten hat er entweder bereits selbst entworfen, noch im Kopf oder in seinem Notizbuch fixiert. Genauso wie er selbst sind auch seine Bücher mittlerweile ganz schön herumgekommen. "Die Zwerge am meisten", sagt er. Denn die 1,2 Millionen Exemplare, die bislang von diesen vier Bänden im deutschsprachigen Raum verkauft wurden, sind nur das eine. Der Bestseller wurde in etliche Sprachen übersetzt und soll verfilmt werden. Der ursprünglich früher angesetzte Drehbeginn wurde auf Ende 2009/2010 verschoben, die Ausstrahlung sei für 2011 geplant. Sein Antrieb ist der Spaß, an Einfällen mangelt es ihm offenkundig nicht. "Ich bin jemand, der gerne Geschichten erzählt. Und ich habe zu viele Ideen im Kopf, um mir zehn Jahre Zeit zu lassen, um eine umzusetzen", sagt er. Damit das klappt, arbeitet er diszipliniert, zu Hause, manchmal auch im Café, und immer dann, wenn er mit dem Zug unterwegs ist. "Reisezeit ist Arbeitszeit." Morgens geht es um neun Uhr los, so gegen 18/19 Uhr sei er durch. Sein Minimum-Schreibpensum liegt bei fünf Seiten pro Tag, nach oben ist es offen. "Wenn es läuft, läuft's halt." Den groben Fahrplan hat er fertig, aber er lasse schon zu, dass sich spontan etwas ändert beim Schreiben. Sollte zum Beispiel eine Szene mal klemmen, sich ein Charakter als stärker erweisen als gedacht. Neben dem Schreiben fällt Bürokram an. Gleich bei zwei Verlagen, Droemer Knaur und Piper, steht er unter Vertrag, bis 2015 haben diese jeweils fünf Bücher bei ihm geordert. Das Besondere: "Es sind jeweils zwei Wild Cards dabei", grinst Heitz. Das bedeutet, da darf er aus seinem Genre ausbrechen. Vorstellen kann er sich vieles: einen Krimi oder etwas Humoristisches vielleicht. Eventuell müsse man da aber auch über ein Pseudonym nachdenken, denn der Name Heitz ist bei den Lesern besetzt. Noch etwas anderes spukt ihm im Kopf herum: Kabarett. Das Programm stehe, er sei am Ausfeilen, sagt er. Die Region um Homburg übrigens ist an der ein oder anderen Stelle auch in seine Bücher gewandert. Einmal hat er die Schlossberghöhlen in einen Roman eingebaut, ein anderes Mal spielte eine Verfolgungsjagd auf dem Homburger Campus. Und so haben sie doch Berührungspunkte: die fantastische Welt des Markus Heitz und die reale.

HintergrundEnde April ist Markus Heitz' neues Buch "Die Legenden der Albae: Gerechter Zorn" bei Piper (608 Seiten/ISBN 978-3-492-70154-9; 15 Euro) erschienen. Hier rücken die Albae, eine grausame Kriegerkaste, in den Mittelpunkt, die Leser der Heitzschen "Zwerge-Saga" bereits kennen. Es sei sozusagen das Prinzip der Gentleman-Bankräuber, das ihn hier fasziniert habe, erläutert Heitz: "Es ist Unrecht, was sie tun, aber sie begehen den Bankraub, ohne jemanden zu verletzten." Und das Ganze habe Stil und Kreativität. Natürlich spiele in solchen Fällen auch immer ein bisschen Geschichtsverzerrung eine Rolle. Das neue Buch landete kurz nach seinem Erscheinen Anfang Mai auf Platz vier der Spiegel- Bestsellerliste. Noch drei Albae-Bände sollen folgen. ust Zur PersonMarkus Heitz wurde 1971 in Homburg geboren. Er besuchte die Grundschule in Einöd und dann das Gymnasium Johanneum. Nach dem Wehrdienst studierte er Germanistik und Geschichte an der Universität des Saarlandes. Danach arbeitete er als freier Journalist, auch viele Jahre für die Saarbrücker Zeitung, und Schriftsteller. Im Jahr 2002 erschien der erste Band seines Fantasy-Epos Die dunkle Zeit: "Schatten über Ulldart". Dafür erhielt er den Deutschen Phantastik-Preis, mit dem er noch weitere Male ausgezeichnet wurde. Heute lebt er als freier Schriftsteller mit Frau und Tochter in Zweibrücken. Er ist zudem stiller Teilhaber eines Irish Pubs in Zweibrücken. ust

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