Bogenschießen in der Tunika"Jungs und Mädchen haben verschiedene Interessen"

Schwarzenacker. Voll konzentriert setzt der elf-jährige, blondschopfige Elias den Bogen an und zielt auf eine zehn Meter entfernte Zielscheibe - und trifft beinahe ins Schwarze. "Das war ja sensationell", sagt der in einer weißen Tunika gekleidete Mitarbeiter des Römermuseums Norbert Zimmer. "Schön auf die Mitte zielen", lautet Zimmers Anweisung

Schwarzenacker. Voll konzentriert setzt der elf-jährige, blondschopfige Elias den Bogen an und zielt auf eine zehn Meter entfernte Zielscheibe - und trifft beinahe ins Schwarze. "Das war ja sensationell", sagt der in einer weißen Tunika gekleidete Mitarbeiter des Römermuseums Norbert Zimmer. "Schön auf die Mitte zielen", lautet Zimmers Anweisung. Als Philipp die Scheibe trifft, stampft der Junge in der blauen Tunika jubelnd mit den Füßen. "Ich mach das grad zum ersten Mal" - wie die meisten der 26 Jungen, die am diesjährigen Boysday im Römermuseum in Schwarzenacker teilnehmen. Das Bogenschießen ist neu im Programm und macht den Kindern sichtlich Spaß. Neben Bogenschießen steht am Boysday noch das Zurechtschnitzen von Holzschwertern und das Töpfern von Öllampen auf dem vierstündigen Programm. Ein paar Meter weiter buddeln die Jungen mit Schaufeln in einem Ausgrabungsfeld nach antiken Tonscherben, die sie mit nach Hause nehmen dürfen. "Diese Scheiben sind für die Forschung uninteressant, weil sie nicht datierbar sind", sagt Anneliese Lehmann, ebenfalls in weißer Tunika. Eben hat die Mitarbeiterin des Römermuseums die Kinder durch Küche, Taverne und das Haus des Augenarztes geführt und erklärt, wie ein Lehmofen und eine Fußbodenheizung funktionieren. Und erzählt, wie die Germanen die 2500 Einwohner große Stadt niederfackelten. "Hier war alles voller Felder mit schwarzer Asche, deswegen heißt der Ort heute Schwarzenacker", erklärt Lehmann. Auf dem Ausgrabungsfeld teilt Lehmann blaue Plastiktüten für die Fundstücke aus. Der 14-jährige Max, der schon seit Jahren am Programm teilnimmt, prüft eine Tonscherbe mit kritischem Blick. Sie sieht wie der Rand von einem Gefäß mit Deckel aus. "Man sieht noch, wo der Deckel aufgelegen ist - ein toller Fund", sagt Max. Warum gibt es einen Boys- und Girlsday und keinen Kidsday?Michael Emser: Wir haben aus unserer Erfahrung heraus gemerkt, dass Jungs und Mädchen in der Altersgruppe von acht bis zwölf Jahren verschiedene Interessen haben. Mädchen interessieren sich eher für Kleidung, Schmuck, die Herstellung von Schminkpaste und Frisuren, womit Jungs in dem Alter oft wenig anfangen können. Allerdings interessieren sich auch viele Mädchen für Handwerk. Außerdem wollten wir durch die Trennung große Gruppen vermeiden. An den übrigen Projekttagen sind die Gruppen gemischt. Was nehmen die Kinder von so einem Tag mit?Michael Emser: Sie erleben einen Nachmittag bei den Römern. Es ist uns wichtig, dass sie ein anderes Bild von der Römerzeit bekommen. Wir zeigen nicht Disneyland, sondern wie die Römer wirklich gelebt haben. Davon zehren die Kinder, das geht über den erlebten Tag hinaus. Oft sagen sie: Schade, dass es so schnell vorbei war. Wie lange gibt es dieses Konzept schon?Michael Emser: Das Grundkonzept besteht seit zwölf Jahren und stammt aus der experimentellen Archäologie - das heißt, dass die Kinder mit Hilfe von nachgebauten Gegenständen selbst ausprobieren können, wie man zum Beispiel ein Schwert schmiedet. Den Girls- und Boysday gibt es seit etwa fünf Jahren. Wie ist die Resonanz?Michael Emser: Das ganze Jahr über gibt es Projekte für Schulklassen, die sehr nachgefragt sind. Zu Beginn kamen etwa 500 Schüler pro Jahr, mittlerweile sind es knapp 3500, so dass unsere Kapazitätsgrenze erreicht ist. Wir bieten jedoch genug Ausweichtermine an, damit jedes Kind auch einen Platz bekommt.

AUF EINEN BLICKDer Girlsday für Mädchen von 8 bis 12 Jahren findet am Donnerstag, 16. Juli, 14 bis 18 Uhr, im Römermuseum statt. Neben der römischen Küche und einer Grabung dreht sich der Tag um die Schönheit in der Antike mit Schminken und Frisuren. Die Teilnahmegebühr beträgt 15 Euro. Anmeldung unter Tel. (0 68 48) 73 07 77 red

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