Ein Blick in die Jahresausstellung Homburger Künstler Fake News und eine Welt im Zerr-Spiegel

Homburg · Arbeiten aus der Homburger Jahresausstellung, die bisher nicht geöffnet werden kann. Diesmal: Birgit Oberlinger.

 "Im Spiegel der Zeit" heißt Birgit Oberlingers Beitrag zur Jahresausstellung Homburger Künstlerinnen und Künstler. Foto: Mathis-Sandmaier

"Im Spiegel der Zeit" heißt Birgit Oberlingers Beitrag zur Jahresausstellung Homburger Künstlerinnen und Künstler. Foto: Mathis-Sandmaier

Foto: Mathis-Sandmaier

Seit November hängt in der Homburger Saalbau-Galerie die Jahresausstellung Homburger Künstlerinnen und Künstler zum Motto „Spieglein, Spieglein…“. Nur ansehen darf sie wegen der Corona-Bestimmungen leider niemand. Und da der Lockdown gerade bekanntlich verlängert wurde, wird das auch erst einmal so bleiben. Sie verharrt also in der Warteschleife. Trotzdem soll die Kunst gesehen werden.

Wenn das Publikum aber nicht zur Ausstellung kommen kann, dann kommen die Arbeiten eben zu ihm nach Hause. In loser Folge stellen wir daher hier einzelne Arbeiten vor.

Birgit Oberlinger hat schon an vielen dieser Jahresschauen teilgenommen, seit 1999, also 21 Jahren, ist sie dabei. Doch so etwas wie diesmal hat auch sie noch nicht erlebt.

Könnte man selbst durch den Raum gehen, dann würde der Blick bestimmt auch an ihrer Arbeit hängen bleiben. „Im Spiegel der Zeit“ hat sie ihr Bild, eine Collage auf Leinwand in dezenten Farbtönen, genannt, entstanden im Jahr 2020. Auf der sieht man CDs ebenso wie diverse Schriftzüge „Fake News“ beispielsweise, aber auch „New News“.

„Der Spiegel ist eine reflektierende Fläche, jedoch nicht nur ein schlichtes Objekt und Medium der Selbstverdoppelung“, so Oberlingers Gedanken zum Motto. Im übertragenen Sinne sei der Spiegel auch ein wesentliches Medium der Selbst- und Weltdeutung, eben „ein Spiegel unserer Zeit“. In ihrer Arbeit richte sie den Fokus auf das Jahr 2020 und reflektiere dessen besondere Ereignisse. Natürlich Corona, aber auch der Präsidentschaftswahlkampf in den USA haben die Medien beherrscht, Verschwörungstheorien und Fake News kursierten um die ganze Welt. Und sie schreibt weiter: „Wir werden täglich mit Nachrichten konfrontiert, doch spiegeln diese Nachrichten nicht immer das Wahre und zeigen uns Transparenz. Falsche Behauptungen, so genannte Fake News und Verschwörungstheorien“ verbreiteten sich in den sozialen Netzwerken und auf verschiedenen Plattformen im Internet. So würden Tatsachen verzerrt, zudem werde die Meinungsbildung einseitig und falsch beeinflusst. In der Reflexion würden Sichtweisen erzeugt, die Tatsachen ins Gegenteil verdrehen.

Um dieses Thema künstlerisch zu gestalten und ihm Ausdruck zu verleihen, sei in ihrem Bild eine Spiegelfolie eingearbeitet. Ein Blick darauf zeige kein klares, sondern ein verzerrtes unscharfes Bild, eingearbeitete CDs und Zeitungsausschnitte stehen symbolisch für die Medien und die verbreiteten Nachrichten.

Auch die Farbwahl trage zum Thema bei. Sie habe bewusst keine kräftigen Farben gewählt, die Energie und Freude widerspiegeln. Das Bild ist in seiner Farbgebung dezent, monochrom in Grau, Weiß und leichten Grün, erzeugt eine Stimmung, die eher gedämpft und zurückhaltend ist.

Malen war für Birgit Oberlinger schon immer eine Leidenschaft, aber erst als die beruflichen Weichen gestellt waren, konnte die Juristin, sich ihr auch widmen. Für sie entscheidend waren die Bilder des brasilianischen Malers Wanda Fernandes Lara. Von ihnen war sie fasziniert. Nachdem sie per Zufall den Architekten und freischaffenden Künstler Tront Christopei kennenlernte, war sie von 1990 bis 1996 seine Schülerin. Bei ihm habe sie gelernt, wie man mit Farben umgeht, verschiedene Techniken, Licht- und Schattenspiel, die richtige Komposition. Ihre Herangehensweise: Sie experimentiere mit Farben, die teilweise lasierend, teils pastos, in mehreren Schichten auf meist großformatige Leinwände aufgetragen werden. Sie improvisiere, arbeite intuitiv, so hat sie schon vor Jahren ihren Ansatz beschrieben. Auch dem Expressionismus fühlt sich Birgit Oberlinger verbunden, die in Homburg in einem eigenen kleinen Atelier arbeitet und auch Mitglied im Kunstverein Zweibrücken ist. Für sie wichtig: „Wenn ich anfange zu malen, kann ich richtig abschalten, euphorisch eintauchen, mich frei arbeiten“, sagte Oberlinger, die das auch als Ausgleich zu ihrem Beruf sieht.

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