1. Mai Homburg vor großen Herausforderungen

Homburg · Die künftige Ausrichtung der Homburger Betriebe war Thema beim Treffen der Betriebsräte mit dem Bürgermeister der Stadt zum 1. Mai.

 Homburgs Bürgermeister Michael Forster suchte beim traditionellen Empfang der Stadt für Betriebs- und Personalräte den Dialog mit den Arbeitnehmer-Vertretern.

Homburgs Bürgermeister Michael Forster suchte beim traditionellen Empfang der Stadt für Betriebs- und Personalräte den Dialog mit den Arbeitnehmer-Vertretern.

Foto: Thorsten Wolf

Die aktuellen Diskussionen um die Zukunft der Mobilität in Deutschland gehen an Homburg zwangsläufig nicht vorbei, ist die Stadt als zweitgrößter Wirtschaftsstandort im Saarland mit Werken von Bosch, Schaeffler, Thyssen-Krupp-Gerlach und Michelin quasi eine Blaupause der Automobil-Zulieferindustrie. Wird alles elektrisch oder entwickelt sich doch die Brennstoffzelle zum Antrieb der Zukunft? Wie geht es weiter mit den Dieseleinspritzpumpen bei Bosch, wie mit den Kurbelwellen bei Thyssen-Krupp-Gerlach?

Es gab in dieser Woche also genug Gesprächsstoff, als sich Homburgs Bürgermeister Michael Forster (CDU) im Vorfeld des 1. Mai mit Vertretern von Betriebs- und Personalräten Homburger Unternehmen und Verantwortlichen der Gewerkschaft traf. Dieser Empfang, diesmal im „Zappo“ in der Unteren Allee, hat in Homburg Tradition. Eine, die Forster als derzeit amtierender Verwaltungschef fortsetzen will. „Ich bin mir bewusst, dass wir als Stadt Homburg für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort hier eine große Verantwortung haben.“ Diese werde man gemeinsam mit den im Homburg ansässigen Betrieben auch wahrnehmen. Dabei gehe es, so Forster, seitens der Stadt darum, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, „damit es den Betrieben gut geht. Das ist ein großes Anliegen – denn in vielen Bereichen stehen die Unternehmen vor einem Zeitalter des Wandels“. Hier fokussierte Forster natürlich vor allem auf die Unternehmen aus der Automobil-Zulieferindustrie in der Stadt. „Hier wissen wir alle nicht wirklich, wie es denn weitergeht. Welche Technologie wird sich in der Zukunft durchsetzen? Es gibt ja unterschiedliche, alternative Antriebsarten.“ Auch das Thema „Autonomes Fahren“ griff Homburgs Bürgermeister als Zukunftsthema auf, hier wolle er in und für Homburg „etwas hinbekommen. Da führe ich auch schon erste Gespräche“.

Doch nicht nur die Automobil-Zulieferindustrie thematisierte Forster, auch den Medizinstandort und die eigene Verwaltung mit den Herausforderungen in der Zukunft ließ er nicht unerwähnt.

Stellvertretend für die anwesenden Betriebs- und Personalräte der am Empfang teilnehmenden Unternehmen beleuchtete Ralf Reinstädtler, der erste Bevollmächtigte der IG Metall Homburg-Saarpfalz, die aktuelle Situation der Betriebe aus Sicht der Arbeitnehmerschaft. „Wir stehen vor großen Herausforderungen.“ Die Betriebe im Bereich der IG Metall stünden unter einem enormen Handlungsdruck, das gelte sowohl für die Beschäftgten, als auch für deren Interessenvertreter, „aber natürlich auch für die Unternehmen selbst.“ Vor diesem Hintergrund, erläuterte Reinstädtler, gebe es eine hohe Verunsicherung bei den Belegschaften, „das ist in Homburg sehr ausgeprägt, weil wie hier eigentlich nur Automobil-Zuliefer haben, die am konventionellen Antriebsstrang arbeiten“. Dies gelte für Thyssen-Krupp-Gerlach mit der Kurbelwelle, „die in einem Elektrofahrzeug nicht zu finden ist“. Auch die Dieseleinspritzaggregate seien in keinem E-Auto zu finden. „Von daher ist die spannende Frage für unsere Beschäftigten in den Betrieben, wie sich die Mobilität weiter entwickeln wird.“

Politische Vorgaben, so Reinstädtler, würden schon jetzt zum Ergebnis haben, dass Automobilhersteller bis zum Jahr 2030 einen Fahrzeug-Mix anbieten müssten, „der dazu führt, dass 50 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge einen Batterieantrieb mit an Bord haben“. Ob die damit verbundenen Kurskorrekturen der Unternehmen am Ende wirklich dazu führten, dass diese E-Fahrzeuge sich am Markt tatsächlich durchsetzten, sei derzeit eine „offene Wette. Und das ist genau das, was die Mitarbeiter in den Betrieben spüren“. In der Summe sei dies alles eine „sehr schwierige Ausgangslage, in der wir uns derzeit befinden“, so Reinstädtler, auch vor dem Hintergrund der ausstehende Antwort auf die Frage, wie sich bei all den Änderungen die Beschäftigungslage entwickele. „Es ist wirklich eng, das muss man schon sagen.“ Im Kern müsse es darum gehen, die Beschäftigten der Firmen bei den Veränderungen mitzunehmen „und am Ende des Tages müssen die Unternehmen, die wir hier vor Ort sind, auch Bestand haben“.

Die Unternehmen der Automobil-Zulieferindustrie stellten sich aber auf die Zukunft ein – mit geplanten Anpassungen im Produkt-Portfolio. Reinstädtler: „Es gibt also durchaus positive Zeichen. Ich will es aber nicht verhehlen: Es ist eine Zeit des Umbruchs.“

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