Besucher lieben es, dass das Gelände des Klinikums ein großer Gemüsegarten ist

Homburg · Zum Mensaessen eine Tomate, frisch gepflückt vom Strauch? Am Uniklinikum erfreut sich ein Projekt steigender Beliebtheit: Das ,,essbare Klinikum“. Anlässlich eines Besuchs von Umweltminister Reinhold Jost zog Oliver Werner, Leiter der Grünflächenabteilung, Bilanz: 8000 essbare Pflanzen haben Besucher auf dem Campus geerntet.

 Mangold für den Minister (von links): Ärztlicher Direktor Professor Bernhard Schick, OB Rüdiger Schneidewind, Umweltminister Reinhold Jost und Oliver Werner, Leiter der Grünflächenabteilung, vor dem Gewächshausbeet. Fotos: Maack/SZ

Mangold für den Minister (von links): Ärztlicher Direktor Professor Bernhard Schick, OB Rüdiger Schneidewind, Umweltminister Reinhold Jost und Oliver Werner, Leiter der Grünflächenabteilung, vor dem Gewächshausbeet. Fotos: Maack/SZ

Eigentlich ging es um Bänke . Massive Holzteile, die nicht leicht wegzuschleppen oder auf dem Grill zu verfeuern sind. Aber was sind schon drei dicke Bänke gegenüber 8000 Pflanzen, die in diesem Jahr das Gelände des Uniklinikums zierten - die meisten davon essbar?

Der saarländische Umweltminister Reinhold Jost , der seit April die Schirmherrschaft für das Projekt "Essbare Klinik 2015" am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg übernommen hatte, war gekommen, um die drei Bänke zu übergeben, die er vor neun Monaten versprochen hatte. Aber ebenso, um vor Ort zu erfahren, wie sich die essbare Klinik entwickelt hatte. Immerhin hatte es Jost im April gewagt, ein Pflänzchen in den nassen Boden zu setzen und dabei ebenfalls nass zu werden, denn es kübelte an diesem Tag vom Himmel.

Bei der Übergabe der Bänke vor zwei Tagen herrschte hingegen ungewöhnlich mildes Novemberwetter, man hätte sich auf den neuen Bänken glatt sonnen können. Und die Botschaft von Oliver Werner, dem Leiter der Grünflächenabteilung der UKS-Servicegesellschaft, passte dazu: "Alles wurde abgeerntet. Die Besucher nehmen das Angebot an." Zur Erinnerung: Dank des Projektes "Essbare Klinik" konnten Mitarbeiter, Patienten, Studenten und Besucher auch in diesem Jahr wieder kostenlos frisches und unbehandeltes Gemüse aus den Beeten auf dem Campus ernten.

Das Uniklinikum in Homburg war 2014 die erste Klinik Deutschlands, an der dieses Projekt durchgeführt wurde. Entstanden sei die Aktion in einem eigenen Bauerngarten an der Gärtnerei, erklärte Oliver Werner: "Wir haben schon 2008 in unserer Gärtnerei Gemüse angebaut, das die Mitarbeiter der Grünflächenabteilung für sich ernten konnten. So sind wir auf die Idee gekommen, diese Aktion aufs ganze Klinikgelände auszuweiten."

Die Resonanz auf die Bepflanzung mit rund 8000 Gemüsepflanzen auf dem Gelände war auch in diesem Jahr hervorragend: Fast alle Beete wurden von Mitarbeitern, Patienten, Studenten und Besuchern bis Oktober abgeerntet, so Werner. Einer der Gründe sei, dass keinerlei chemischer Pflanzenschutz oder synthetische Düngemittel verwendet wurden. So konnten auch die Kinder die Beeren gleich in den Mund stecken. "Am begehrtesten waren die kleinen Kirschtomaten an der Mensa, die von den Mensa-Besuchern gleich vor Ort verputzt wurden - und natürlich die Erdbeeren an der Kinderklinik, die von den Kindern schnell entdeckt wurden."

Geht es nach Oliver Werner, soll die Aktion erweitert werden, es ist geplant, auch essbare Blüten in Form von speziellen Blumen- und Kräutersorten zur Ernte anzubieten. Auch der Wunsch nach Obstbäumen wurde geäußert: "1909, zur Eröffnung der Klinik, wurden 5000 Obstbäume neu gesetzt. Auf dieses alte Projekt könnte man wieder zurückkommen", so Werner.

Der Homburger OB Rüdiger Schneidewind , der ebenfalls dabei war, sagte seine Unterstützung zu: "Das Klinikum liegt mir sehr am Herzen". Leider sei der Homburger OB traditionell nicht im Aufsichtsratsgremium des Uniklinikums vertreten, "sonst könnten wir auch von Seiten der Stadt mehr Hilfe anbieten". Für den neuen Ärztlichen Direktor, Professor Bernhard Schick, war es ein sehr informativer Besuch: "Ich bewundere unsere schönen Anlagen, die Kräuter und die Blumen auf dem Klinikum-Gelände, aber heute bin ich zum ersten Mal dort, wo das alles entsteht", sagte Schick anlässlich eines Kurzbesuchs im Gewächshaus, zu dem auch Minister Jost mitgekommen war. Er bekam sogar ein Büschel frisch abgeschnittenen Mangold mit auf den Weg.

1800 Salate und 1700 Kohlsorten seien geerntet worden, erklärt Werner, "leider zu viele im jugendlichen Alter. Die Kohlköpfe hätten noch ein paar Wochen wachsen und richtige Köpfe ausbilden müssen." Im kommenden Jahr will er ein paar Informationen liefern, wie man erntet: "Der Pflücksalat soll nur abgeschnitten und nicht rausgerissen werden, der Kopfsalat hingegen wächst nicht mehr nach, den sollte man schon als Ganzes ernten und nicht ein paar Blätter aus der Mitte rausnehmen." Umweltminister Jost hörte es gerne: "Das ist ja hier ein praktisch angewandter Gartenkursus."