Konzertveranstalterin in Homburg Treffpunkt für Musiker und Fans

Homburg · „Mandy’s Lounge“ ist mit seinem Konzertangebot in Homburg nicht mehr wegzudenken.

 Mandy Trautmann hinter der Theke der nach ihr benannten Lounge. Derzeit ist die Kneipe geschlossen, deshalb fehlen die Gläser unter dem Zapfhahn.

Mandy Trautmann hinter der Theke der nach ihr benannten Lounge. Derzeit ist die Kneipe geschlossen, deshalb fehlen die Gläser unter dem Zapfhahn.

Foto: Sebastian Dingler

Was macht eine Schottin im Saarland? Und was hat sie dazu bewogen, eine bei Musikern wie Publikum gleichermaßen beliebte Musikkneipe aufzumachen? Die Antwort liegt in Mandy Trautmanns Lebensgeschichte.

Der erste Bezug zu Deutschland war von Anfang an da: Sie wurde vor fast 60 Jahren in Münster in einem britischen Militärkrankenhaus geboren. Ihr Vater, ein Schotte, war bei der Armee und alle drei Jahre woanders stationiert. Die kleine Mandy sollte in Schottland registriert werden, nachdem ihre drei Jahre ältere Schwester offiziell als Engländerin in die Fußstapfen ihrer Mutter trat. Als sie acht Jahre alt war, starb die Mutter an Krebs. „Da hat uns unser Vater nach England ins Internat gesteckt.“ Doch als Mandy in der Pubertät ihre rebellische Seite entdeckte, flog sie dort raus. Die mittlere Reife machte sie wieder in Deutschland, in der britischen Militärschule von Hamm. Dann ging sie nach Wales und absolvierte dort die Hotelfachschule.

Sie weiß noch genau, wann sie zum ersten Mal selbständig nach Deutschland zurückkehrte: „Das war am 14. Dezember 1978, da bekam ich durch das internationale Arbeitsamt in England einen Job in Bad Hindelang im Allgäu.“ Nach dem Ende der Skisaison verschlug  es die 18-Jährige nach Offenbach. Als sie im Sommer 1979 von dort aus nach Frankreich zur Weinlese fuhr, kam es zu einem prägenden Erlebnis: „Wir haben einen Zwischenstopp in Neunkirchen gemacht. Danach habe ich gewusst, wo ich mal hin will. Da hat mir alles gefallen, die Theken, die Kneipen, der Zusammenhalt. Man hat fremde Leute gleich kennengelernt, es war so schön“. Deswegen fuhr Mandy am Ende des gleichen Jahres noch mal nach Neunkirchen  und verliebte sich in den Wirt der Kneipe „Rondell“. Der hatte aber schon genug Personal, deswegen brachte er die junge Britin in der Kneipe „Alt Neunkirchen“ unter, bei Helene Ohm. „Sie hat mich aufgenommen, obwohl ich kein Deutsch konnte. Dort hab ich angefangen, es richtig zu lernen.“

Später arbeitete sie doch noch im Rondell, dann in der Boutique „Rififi“, womit sie zum ersten Mal nach Homburg kam. „Dann haben Freunde von mir in Wellesweiler eine Kneipe, das „Clochard“, aufgemacht, die haben jemanden gesucht für die Tagesschicht.“ Und dort war ein gewisser Michael Trautmann häufig zu Gast, der damals die Krankenpflegeschule in Homburg besuchte. „1986 haben wir geheiratet, dann sind wir nach Höchen gezogen.“ Sohn Daniel kam alsbald zur Welt, Tochter Jamie sechs Jahre später. Michael Trautmann arbeitete als Anästhesiepfleger, seine Frau, als die Kinder größer sind, wieder in der Gastronomie.

„Als die Kinder erwachsen wurden, kam mir der Gedanke, endlich mal meine eigene Sache zu machen. Vorher wollte ich das nicht,  damit sie nicht in einer Kneipe groß werden.“ Schon 1996 waren die Trautmanns nach Homburg gezogen, da lag es nahe, dort auch die eigene Kneipe zu eröffnen. „2011 kam uns zu Ohren, dass Peter Schuck seine Café „Chili Lounge“ in der Kirrberger Straße nicht weiter betreiben wollte.“ Im Februar 2012 konnte das Ehepaar die Gaststätte übernehmen und „Mandy’s Lounge“ eröffnen. Dass dort Konzerte stattfinden sollten, war schnell klar. Zum einen konnte die regionale Jazz-Szene für eine monatliche Jazz-Jam-Session gewonnen werden, zum anderen rannten die regionalen Musiker den Trautmanns die Bude ein. Bald schon folgten die internationalen Künstler: Der mit dem größten Namen war sicher Chris Jagger, der Bruder eines gewissen Mick. Selbst Marla Glen gab nach ihrem Auftritt im Saalbau ein kleines After-Show-Konzert. „Die Musiker sind mir alle ans Herz gewachsen, da sind Freundschaften entstanden“, sagt Mandy Trautmann.

Derzeit ist die Lounge in der Kirrberger Straße durch die Coronakrise hart getroffen. „Es sind surreale Zeiten. Momentan ist das für mich traurig zu denken, dass die Zwangspause noch ein halbes Jahr dauern könnte.“ Auch wird der schon gebuchte Familienurlaub anlässlich des 60. Geburtstags wohl ausfallen. Tochter Jamie ist beim Theater gelandet und wird im August als Regieassistentin in Osnabrück anfangen, Sohn Daniel arbeitet in Luxemburg als Wirtschaftsingenieur bei einer Bank. Er sorgte auch für ein weiteres Lebensglück seiner Mutter: Die ist nämlich seit Juli letzten Jahres glückliche Oma.

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