Bienen auf dem Rathausdach Beamtenhonig vom Rathausbalkon

Homburg · Seit Ende Juni steht ein Bienenkasten im fünften Stock des Homburger Forums. Über ein Kilo Stadthonig gibt’s schon.

New York hat sie, Paris, Berlin und London auch:  die Stadtbienen. Eigentlich begann alles vor über zehn Jahren auf New Yorker Dachgärten, als ein paar Blumen- und Bienenfans sich zusammenschlossen, um „Manhatten Honey“ zu produzieren. Tatsächlich fanden die Bienen selbst in der  vermeintlichen Betonwüste von Manhattan genügend Blühpflanzen, um jeden Sommer mehrere Kilogramm Honig zusammenzutragen.

Bienen sind faszinierende Tiere, sie leben in einem Verbund, in dem jede Tätigkeit exakt geregelt ist und Streitigkeiten gar nicht erst aufkommen. Es sei denn, zwei exakt zur selben Zeit geschlüpfte Königinnen kämpfen um die Vorherrschaft.  Aber das führt schon sehr weit hinein ins Privatleben der Bienen, das dem üblichen Honig-Esser verborgen bleibt,  dem Imker natürlich nicht: „Wenn ein Imker in sein Bienenvolk hineinblickt, weiß er genau, was vorgeht“, sagt Elisabeth Boßlet, „man sieht, ob alles harmonisch läuft, ob es Probleme gibt oder ob die Königin schwächelt. Das merkt man daran, dass die Bienen aufgeregter sind als sonst und irgend etwas nicht stimmt.“

Elisabeth Boßlet ist die Vorsitzende des Imkervereins Homburg, eines Traditionsvereins, der im Jahre 1857 unter dem Mutterverein „Pfälzer Bienenzuchtverein“ gegründet wurde. „Damit ist unser Verein der älteste Imkereiverein im Saarland“, so Boßlet. Schon im ersten Jahr traten 25 Mitglieder bei, das Einzugsgebiet ging bis in die Landkreise Kusel, Kaiserslautern, Zweibrücken und Pirmasens. Der Verein hatte viele Höhen und Tiefen, doch inzwischen gibt es wieder über 70 Mitglieder und über 400 Bienenvölker. Dies war auch der Entscheidung zu verdanken, vor zwei Jahren die Mitglieder der Vereine Höcherberg und Homburg zusammenzulegen.

„Wir haben auch erfreulich viele Frauen dabei“, betont Elisabeth Boßlet.  Ein Grund für die Liebe zu den Bienen sei, „dass es so entspannend ist, sich mit ihnen zu beschäftigen“, sagt Imker Frank Fehrenz vom Höcherberg, „man genießt die Natur, den Geruch der Blüten und der Bienenwaben, es ist ein wunderbares Hobby.“

Doch leider ist es um die Bienen nicht mehr gut bestellt, die Bienenpopulation innerhalb Europas sei deutlich zurückgegangen, sagt Elisabeth Boßlet. Schuld daran sei die Monokultur auf den Feldern, aber auch in den Gärten, einige Spritzmittel und die Varroa-Milbe. Dafür fand Elisabeth Boßlet ein anschauliches Beispiel: „Das Verhältnis der Milbe zur Biene ist in etwa  so, als wenn ein Mensch ständig ein ausgewachsenes Kaninchen auf dem Rücken sitzen hätte, das ihn aussaugt.“

Um auf die Nöte der Bienen hinzuweisen und den Imkern mehr Wertschätzung entgegenzubringen, haben der Saarpfalz-Kreis und die Stadt Homburg Ende Juni auf einem Rathausbalkon eine Stadtimkerei eingerichtet (wir berichteten). Nun wurden die erste Tracht vorgestellt: anderthalb Kilogramm Stadthonig, auf Reinheit geprüft und für einwandfrei befunden.

Landrat Theophil Gallo war bei der Vorstellung des ersten Stadthonigs dabei: „Seit Jahren unterstützen wir den Imkernachwuchs und Imkerprojekte mit Zuschüssen. Unser Blühflächenprogramm ist ein gutes Beispiel, mit dem wir uns als „Biosphärenkreis“ präsentieren. Mit dem Bienenvolk in der Kreisverwaltung wollen wir allen Homburgern  die Imkerei näher bringen“.

Gerhard Mörsch, Mitarbeiter des Kreises  und einer der beiden Geschäftsführer des Biospährenreservats Bliesgau, war selbst einmal Imker und lobte dieses Hobby: „Es ist eine wunderbare Tätigkeit. Ich bin froh, dass wir unter den Homburger Imkern derzeit keine Nachwuchssorgen haben.“

Die Biene sei neben Kuh und Schwein das drittwichtigste Nutztier in Deutschland.  Auf die Bitte der Imker an die Gartenbesitzer, neben dem gepflegten Rasen doch auch ein paar Blühpflanzen stehen zu lassen, wurde auch zur Sprache gebracht, dass es der sehr Beton-lastigen Forums-Architektur gut anstünde, die leeren und unansehnlichen Brunnen vor dem Gebäude durch blühende Grünflächen zu ersetzen.

 Die Bienenkisten im Rathaus haben Frank Fehrenz und Wolfgang Maske vom Imkerverein Homburg für die Stadtimkerei der Kreisverwaltung zur Verfügung gestellt. Links Gerhard Mörsch vom Kreis mit Frank Fehrenz und Wolfgang Maske (v.l).

Die Bienenkisten im Rathaus haben Frank Fehrenz und Wolfgang Maske vom Imkerverein Homburg für die Stadtimkerei der Kreisverwaltung zur Verfügung gestellt. Links Gerhard Mörsch vom Kreis mit Frank Fehrenz und Wolfgang Maske (v.l).

Foto: christine Maack
 Anlässlich der Ernte von anderthalb Kilogramm Stadthonig lud Landrat Theophil Gallo den Imkerverein Homburg ins Forum ein, rechts neben ihm die Vorsitzende des Vereins, die Imkerin Elisabeth Boßlet.

Anlässlich der Ernte von anderthalb Kilogramm Stadthonig lud Landrat Theophil Gallo den Imkerverein Homburg ins Forum ein, rechts neben ihm die Vorsitzende des Vereins, die Imkerin Elisabeth Boßlet.

Foto: Christine Maack
 Wolfgang Maske betrachtet mit Kennerblick, was die Rathausbienen gerade treiben. Sie bereiteten sich schon auf den Winter vor, betonte er. 

Wolfgang Maske betrachtet mit Kennerblick, was die Rathausbienen gerade treiben. Sie bereiteten sich schon auf den Winter vor, betonte er. 

Foto: Christine Maack

„Wir werden das prüfen“, versprach der Landrat. Was nun noch fehlt, ist der Name für den Stadthonig. „Beamtenhonig“ sei ein Vorschlag, erwähnte Gerhard Mörsch. Beamtenhonig passe hervorragend, meinte ein Imker, „denn der Honig ist auch immer etwas zäh.“ Was in diesem Fall nicht stimmte, denn der Stadthonig ist sehr flüssig und läuft und läuft.

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