Naturnahe Industrie Bahnlog hofft auf Bundes-Umweltpreis

Limbach · Von 141 Projekten kamen 22 Projekte in die Endrunde für den Innovationspreis Klima und Umwelt.

 Der Feldhase fühlt sich zwischen Stahlträgern wohl. Er ist ein Beispiel für das Zusammenleben von Natur und Industrie.

Der Feldhase fühlt sich zwischen Stahlträgern wohl. Er ist ein Beispiel für das Zusammenleben von Natur und Industrie.

Foto: Gunther Kopp

Vor vier Jahren bekam Bahnlog einen Preis für ein naturnahes Industriegelände. Und nun steht das Unternehmen in der Endrunde für den deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt. 22 Projekte haben es landesweit in die Endrunde geschafft, und nun ist man bei Bahnlog natürlich gespannt, wer bei der Preisverleihung am 26. März in Berlin auf dem Treppchen stehen wird.

Die Chancen für einen der vorderen Plätze stehen gut. Es sind der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), die den begehrten Deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt (IKU) mit einem Preisgeld von insgesamt 175 000 Euro verleihen. 132 Unternehmen, acht Forschungseinrichtungen und eine Behörde haben sich mit ihren Produkten und Dienstleistungen um die Preise beworben, 22 von ihnen haben es in die Endrunde geschafft.

 Seit elf Jahren beschäftigt sich Freilandforscher Christoph Bernd im Auftrag der Firma Bahnlog mit Artenschutz und „Hilfsmaßnahmen zur Wiederbesiedelung von bedrohten Arten“ – das heißt, er will vor allem Vögel und Amphibien wieder heimisch machen. In alten Stollen hängte er Unterschlupfmöglichkeiten für Fledermäuse auf, aus alten Lagerhallen, in denen einst die DB ihre Gasflaschen untergebracht hatte, baute er riesige Volieren für die Steinkäuze, die im Mai auf dem Gelände in Nistkästen geschlüpft sind.

Bereits im September 2014 wurden die ersten Steinkauz-Nachzuchten aus dem Greifvogel-Zoo am Potzberg auf dem Gelände des Gleisbauhofes mit behördlicher Genehmigung ausgewildert.

Seitdem hat sich ein kleiner Bestand auf dem Gelände etabliert. Das erkennt der erfahrene Artenschützer Bernd zum Beispiel an frischen Ausscheidungen in der Nähe der Nistkästen. Bahnlog gehört zum Netzwerk „Biodiversity in good company“. Zu diesem Verbund haben sich Unternehmen zahlreicher Branchen zusammengeschlossen, um sich gemeinsam für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Biodiversität zu engagieren. Mit dabei sind zum Beispiel Firmen wie Ritter Sport, Faber-Castell, Hipp, Milupa, Rewe oder Tchibo.

Nicht alle haben, wie Bahnlog, ein Gelände zur Verfügung, auf dem sie die guten Absichten gleich in die Tat umsetzen können. Michael Fries, der Geschäftsführer der Firma, wollte von Anfang an das Gelände nicht nur für Recycling und Logistik nutzen, sondern parallel dazu die Natur weiterentwickeln. Es gebe, so Naturlandforscher Bernd, „hier die seltene Möglichkeit, einerseits ein ehemaliges Industriegelände mit Tierarten zu besiedeln, die man heute als Industriefolger bezeichnet als auch bedrohte Arten wie den Steinkauz neu anzusiedeln“.

Vorbild sei dabei auch die Halde Haniel bei Bottrop, auf der neben unterschiedlichen Hautflüglern auch Turmfalken, Erdkröten, Zauneidechsen und Wildkaninchen leben. Einige der dort anzutreffenden Tierarten sind in Nordrhein-Westfalen mittlerweile in ihren Beständen gefährdet und finden wenigstens auf dem ehemaligen Industrie-Gelände gute Lebensbedingungen vor. Christoph Bernd, der im Auftrag von Bahnlog-Geschäftsführer Jörg Michael Fries sein Artenschutzprojekt verwirklichen kann, ist von dem Gelände sehr angetan: „Ich finde hier Bedingungen vor, die einmalig sind im Saarland. Viele seltene Arten siedeln hier, weil es industrielle Tätigkeiten gibt, die für offene und geschützte Stellen sorgen, die für diese Tiere zum Überleben notwendig sind.“

Doch zurück zum Preis: Die hochrangige Jury unter Leitung von Profesoor Ottmar Edenhofer (Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung PIK) hat besagte 22 Innovationen aus den insgesamt 141 eingereichten Bewerbungen zu den folgenden sieben Kategorien des IKU nominiert.

Grundlage der Jury-Entscheidung war die wissenschaftliche Bewertung der Bewerbungen durch das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI. Der IKU wird aus Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesumweltministeriums gefördert.

In der Begründung für die engere Wahl der Bewerbung heißt es: „Die Bahnlog GmbH (St. Ingbert) bietet integrierte Maßnahmen zum Biotop- und Artenschutz in die alltäglichen Abläufe der Firma und zeigt so, welches Potenzial ein Firmengelände für die Unterstützung der lokalen Artenvielfalt bieten kann.“

Mit in der Endrunde dabei ist übrigens ein weiterer Kandidat aus dem Saarland: „Die Photovoltaikanlagen der Next2Sun GmbH (Merzig) werden vertikal in Ost-West-Ausrichtung aufgestellt und verwenden Photovoltaikmodule, welche Licht an Vorder- und Rückseite nutzen. Dadurch werden Lastspitzen ausgeglichen und die Flächenbeanspruchung zu Gunsten von Landwirtschaft und Naturschutz reduziert“, heißt es dazu in der Begründung der Jury.

 Jedes Jahr werden Laubfrösche in die Freiheit entlassen: Züchter Dieter Ihrig hatte letztes Jahr 150  Laubfrosch-Jungtiere dabei, die am Weiher neben dem Bahnlog-Gelände freigelassen wurden.

Jedes Jahr werden Laubfrösche in die Freiheit entlassen: Züchter Dieter Ihrig hatte letztes Jahr 150  Laubfrosch-Jungtiere dabei, die am Weiher neben dem Bahnlog-Gelände freigelassen wurden.

Foto: Sebastian Dingler
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