Homburg B423-Umgehung: Wildkatzen-Gutachten nötig?

Homburg · Wenige Tage nach der Forderung des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) nach einem Gutachten zum Wildkatzenvorkommen dort in der Mastau, wo die B423-Umgehung künftig verlaufen soll, hat das Land reagiert.

 Die gefährdete Wildkatze sorgt in Sachen B423-Umgehung weiter für Wirbel. 

Die gefährdete Wildkatze sorgt in Sachen B423-Umgehung weiter für Wirbel. 

Foto: dpa/Andreas Arnold

Wie seit Freitag offiziell ist, will man Straßenbauträger und Naturschutzbehörde kurzfristig an einen Tisch holen, um das weitere Vorgehen abzustimmen und zu entscheiden (wir berichteten kurz). Ob am Ende, wie vom BUND angeregt, ein unabhängiges Wildforschungsinstitut eingeschaltet wird, ist allerdings noch unklar. Die Homburger Linken-Kreischefin Barbara Spaniol, die auch im Landtag sitzt, hatte das auf Anfrage am Freitag nach der Sitzung des Umweltausschusses des Landtages berichtet. Sabine Schorr, Sprecherin des Umweltministeriums, bestätigte das geplante Treffen am Nachmittag auf Anfrage.

Der BUND hatte im Dezember den Nachweis von Wildkatzen in dem betreffenden Gebiet geführt und das als planungsrelevant bezeichnet. Zwischenzeitlichen Aussagen von Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind (SPD), wonach die Wildkatzen die Mastau wohl vor allem als Wanderkorridor sehen (und das Vorkommen daher nicht planungsrelevant sei) hatte er vor zwei Wochen widersprochen. Hintergrund ist, dass die Wildkatze zu den „besonders geschützten Arten“ gehört, sie auf der Roten Liste der Wirbeltiere als „gefährdet“ eingestuft wird und europäischen Schutzbestimmungen unterliegt.

Die Einschätzung des Landes wurde laut Spaniol am Freitag so dargestellt: Vom Vorkommen der Wildkatze in dem Bereich habe man seit 2004 gewusst. Der Artenschutz sei damals aber noch nicht so streng, der Sachverhalt daher nicht so relevant gewesen. Doch die entsprechenden Gesetze seien verschärft worden. 2011/12 habe man vermutet, dass die Wildkatze den Bereich nur durchwandere, weil die Mastau nicht attraktiv für die Tiere ist (was in etwa Schneidewinds Aussage entsprach). Nach zwischenzeitlich weiteren Sichtungen solle jetzt aber sicher geklärt werden, ob die Mastau etwa auch ein Jagdrevier für die Tiere ist. Das sei nicht auszuschließen. Der BUND mahnt an, dass man ein eventuelles Wildkatzengebiet nicht durch Straßen begrenzen dürfe, weil die Population dann ausstirbt.

Sollte das Land diese Annahme in vollem Umfang teilen, wären – so hieß es im Ausschuss – vielleicht sogar spezielle Querungshilfen für die Umgehungsstraße nötig. Andernorts, etwa in Sachsen-Anhalt, wurden Bundesstraßen für Wildkatzen schon untertunnelt. Bei Göttingen wurde eine 50 Meter breite Brücke über die B27 errichtet, inklusive Spezialzäunen und Rodungen ein Millionenprojekt.

Das Planfeststellungverfahren für die Ausweichstraße läuft jedenfalls weiter, so Spaniol als weitere Erkenntnis aus dem Umweltausschuss. Es war im März 2017 eingeleitet worden und soll Baurecht für den mit 34,2 Millionen Euro veranschlagten Straßenbau schaffen, der nach damaligen Plänen dieses oder nächstes Jahr beginnen sollte. Ob oder inwiefern das Thema Wildkatze hier für eine Verzögerung sorgt, ist noch unklar.

Im Dezember hatte sich der Grünen-Bundestagsabgeordete und Vorsitzende des Verkehrsausschusses von der geplanten Trasse in der Mastau im Dezember ein Bild gemacht und die Planung als „asbach uralt“ kritisiert.

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