Homburg Zwei Künstlerinnen, zwei Blickwinkel

Homburg. · Die Fotokünstlerinnen Yvonne Gödtel und Nicole Herz stellen derzeit im Atrium der HNO-Klinik in Homburg aus.

  Nicole Herz (links) und Yvonne Gödtel bei der Ausstellungseröffnung in der HNO-Klinik auf dem Homburger Campus.

 Nicole Herz (links) und Yvonne Gödtel bei der Ausstellungseröffnung in der HNO-Klinik auf dem Homburger Campus.

Foto: Cordula von Waldow

Die Fotografien in der Ausstellung „Abstrakt & Subjektiv“ im Obergeschoss der HNO-Klinik in Homburg sind anders. Erstaunlich, beeindruckend, faszinierend. Und sie werfen Fragen auf. Was, um Himmels willen, ist das? Was wollte die Künstlerin damit bewirken? „Neue Perspektiven, die eigene Sichtweise hinterfragen, wohl Bekanntes aus einem anderen Blickwinkel betrachten“, das wollen die beiden Foto-Künstlerinnen, Yvonne Gödtel und Nicole Herz mit ihren Bildern.

40 Fotografien rund um das lichtvolle Atrium der Hals-, Nasen- und Ohren-Klinik laden ein, sich intensiv mit dem Objekt, dem Licht, dem Ausschnitt, dem Raum im Bild zu befassen. „Wir verlängern bis 13. September“, war die erste Reaktion von Hausherr Professor Schick. Unwirklich, fast surreal, muten manche Bilder an, Form und Farbe fügen sich dennoch zu einer einheitlichen Komposition.

Somit kann auch Abstraktes und Subjektives entstehen, und der Betrachter erkennt das Motiv erst auf den zweiten Blick.

Andere Bilder wiederum lassen recht schnell erkennen, was hier auf so künstlerische und technisch anspruchsvolle Art und Weise festgehalten wurde. „Ich suche und finde“, erklärt Nicole Herz aus Blieskastel. Die 48-jährige Augenoptikerin hat bereits berufsbedingt einen Blick für Außergewöhnliches. Intensiv fotografiert sie seit ihrem 15. Lebensjahr.

Für die Ausstellung hat sie von der Chilischote über Stahlschrott und Goldfäden bis hin zu Ketten in einem Bergwerk kunstvoll inszeniert und auf Spezial-Fotopapier gebannt. Sie erzählt: „Es war dunkel. Das blau scheinende Licht aus einer Kopflampe hat mich inspiriert.“ Ihre schillernde Seifenblase wirkt wie der Heilige Gral im Abwaschbecken. Höhepunkt ist der in einer Krone implodierende Wassertropfen als Schlussakkord – das Ergebnis stundenlanger, geduldiger Fotoarbeit.

Die Fotografien der beiden Künstlerinnen sind kaum am PC bearbeitet, sondern mit technischem Geschick aufgenommen. Während Nicole Herz Licht und Farbe liebt, provoziert Yvonne Gödtel gerne mit Schwarz-Weiß-Akzenten. Ihr unverkennbares Markenzeichen sind kleine Motive rechts unten im Eck eines quadratischen Bildes, mit Teilschärfe wirkungsvoll inszeniert. „Goldener Schnitt ist nichts für mich“, lacht die 42-jährige Buchhalterin, die ihrer Kreativität und ihren Einfallsreichtum seit weit über 20 Jahren in ihren Fotografien lebt. Ihre oft minimalistischen Makro-Fotografien spiegeln einen Drang nach Freiheit. Um Besuchern das Lesen zu ersparen, sind ihre Bilder weiß gerahmt, die von Nicole Herz schwarz. Sehr spannend ist die Begegnung der beiden Fotografinnen bei dem Löwenzahnsamen im Herzen der Ausstellungsreihe.

Zwei Künsterinnen, zwei Sichtweisen, ein Motiv – zeigen sie auf, dass jeder Mensch die Welt aus seinem eigenen Blickwinkel betrachtet. Einzigartig jedes auf seine Weise. Wer einen Bezug zu dem abgebildeten Objekt hat, erkennt es selbst in der Verfremdung. Doch wer hat Yvonnes Fingerring schon liegen sehen? Oder den Käse Tête de Moine als Blüte dargestellt? Und wer Nicoles Kohle in dieser Lichtschattierung betrachtet?

Kennen gelernt haben sich die beiden Fotokünstlerinnen bei einem ihrer zahlreichen Fotokurse bei Fotografenmeister Roman Schmidt aus Blieskastel. Dieser lobte in seiner Laudatio bei der Eröffnung: „Technisch brillant umgesetzt, mit besonderer Kreativität. Ihre Bilder werden von Insidern als ihre Werke erkannt und anhand der Bildsprache identifiziert.“

Die Ausstellung „Abstrakt & Subjektiv“ ist noch bis einschließlich Freitag, 13. September, zu jeder Zeit im Atrium im ersten Stock der HNO-Klinik des Universitätsklinikums in Homburg zu besichtigen. Der Zugang ist frei.

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