Ausstellung Der stete Kampf um Gleichberechtigung

Homburg · Im Forum Homburg wurde am Mittwochabend die Ausstellung „Die Mütter des Grundgesetzes“ eröffnet. Diese wurde vom Helene-Weber-Kolleg konzipiert, dessen Zielsetzung es ist, mehr Frauen in die Parlamente zu bringen - sofen sie es wollen.

 Sie wirkten mit bei der Ausstellung „Mütter des Grundgesetzes“ (von links): Birgit Rudolf vom Frauenbüro des Saarpfalz-Kreises, Historikerin Rita Gehlen, Beigeordnete Christine Becker und Homburgs Frauenbeauftragte Anke Michalsky.

Sie wirkten mit bei der Ausstellung „Mütter des Grundgesetzes“ (von links): Birgit Rudolf vom Frauenbüro des Saarpfalz-Kreises, Historikerin Rita Gehlen, Beigeordnete Christine Becker und Homburgs Frauenbeauftragte Anke Michalsky.

Foto: Sebastian Dingler

„Die Mütter des Grundgesetzes“ nennt sich eine Ausstellung, die am Mittwochabend im Homburger Forum eröffnet wurde. Dabei geht es um den personell geringen, aber um so gewichtigeren Anteil von Frauen an der Erstellung des Grundgesetzes nach dem Zweiten Weltkrieg.

Frauen in der Politik waren 1949 wahrhaftig keine Selbstverständlichkeit. Gerade mal 30 Jahre vorher hatten sie erstmals das Wahlrecht in Deutschland erhalten. Dem parlamentarischen Rat, der das Grundgesetz erarbeitete, gehörten vier Frauen an, Frieda Nadig, Elisabeth Selbert, Helene Weber und Helene Wessel. Sie kämpften dafür, dass der Satz „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ in die neue Verfassung aufgenommen wurde, als Artikel drei, Absatz zwei.

Auf 17 Plakaten im Foyer des Sitzungstraktes im Forum werden die Lebenswege dieser vier „Mütter des Grundgesetzes“ aufgezeigt. Die Wanderausstellung wurde vom Helene-Weber-Kolleg konzipiert, dessen Zielsetzung es ist, mehr Frauen in die Parlamente zu bringen. Unterstützt wird die Ausstellung von der saarländischen Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauenbeauftragten.

Die hauptamtliche Beigeordnete der Stadt Homburg, Christine Becker (SPD), startete mit ihrer Begrüßung im großen Sitzungssaal die gut besuchte Eröffnung. Ihrer Meinung nach ist es in den vergangenen Jahren eher zu einer Stagnation gekommen in Sachen Gleichberechtigung. Und das, obwohl „wir von echter Gleichberechtigung noch weit entfernt sind“. Als Beispiel nannte sie den Homburger Stadtrat, dem nur 15 Frauen, also ein Anteil von 29 Prozent, angehören. Letztlich gelte für die Gleichberechtigung das Gleiche wie für die Demokratie: „Sie wird nie in einem Maß gelten, dass wir uns zurücklehnen können und sagen, ‚nun haben wir es geschafft‘“.

In die Ausstellung führte Historikerin Rita Gehlen ein. Die vier „Mütter des Grundgesetzes“ seien ganz unterschiedliche Persönlichkeiten gewesen, dennoch hätten sie in Bezug auf die Durchsetzung von Frauenrechten zusammengefunden. „Diejenige, die mit ihrem Engagement die größte Wirkung erzielt hat, war Elisabeth Selbert“, erzählte die Historikerin. Sie habe anfangs noch nicht mal die Unterstützung der drei anderen Politikerinnen gehabt. Als Selberts Antrag, den Gleichberechtigungsartikel in die Verfassung aufzunehmen, zweimal abgelehnt wurde, organisierte sie Proteste, die darin mündeten, dass Wäschekörbe voller Protestschreiben beim parlamentarischen Rat ankamen. Das habe dazu geführt, dass der Artikel doch einstimmig beschlossen wurde.

Gehlen veranschaulichte anschließend die Relevanz des Gleichberechtigungsartikels anhand des Vergleichs zwischen der Bundesrepublik und dem damals eigenständigen Saarland. Hierzulande galt der Artikel 12: „Männer und Frauen haben die gleichen staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten“. Mit diesem aus der Weimarer Verfassung übernommenen Passus seien saarländische Frauen schlechter gestellt gewesen als jene der Bundesrepublik. Weiterhin skizzierte Gehlen den langen Weg des Abbaus von gesetzlichen Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen. So durften Ehemänner ihren Frauen bis in die 70er Jahre untersagen, selbst einer Arbeit nachzugehen oder ein eigenes Konoto zu führen. Diese Bestimmung wurde erst 1977 abgeschafft. Dabei habe es nach dem Zweiten Weltkrieg eine gesellschaftliche Wirklichkeit gegeben, in der auf die weibliche Arbeitskraft kaum verzichtet werden konnte – allein, weil es wegen des Krieges wesentlich mehr Frauen als Männer im arbeitsfähigen Alter gab.

Im Saarland kam es 1949 sogar noch  einen Erlass der Regierung, dass alle verheirateten weiblichen Angestellten im öffentlichen Dienst zu entlassen seien. Dieser wurde zwar nicht umgesetzt, blieb aber in Kraft und habe als „zusätzliches Disziplinierungsinstrument“ gewirkt. Heute sei man auf einem richtigen Weg, schloss die Historikerin. Solche Erfolgsgeschichten wie die der „Mütter des Grundgesetzes“ machten Hoffnung.

Anschließend sprach die Homburger Frauenbeauftragte Anke Michalsky Themen wie Lohngleichheit, Zugang zu Führungspositionen und Frauen in den Parlamenten an. Mit einer Fragerunde endete die Eröffnung der Ausstellung, die bis 20. September im Foyer des Forums in Homburg zu sehen ist.

Öffnungszeiten sind montags bis donnerstags, 8 bis 18 Uhr und freitags 8 bis 12 Uhr.

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