Aussicht auf eine neue Schulform "Wir bieten diesen Weg schon seit zehn Jahren an"

Homburg. In diesen Tagen wird über das Schulsystem im Land wieder heiß diskutiert. Aktuell hat die Landesregierung einen Vorstoß gemacht, mit dem neue Wege zum Abitur nach neun Jahren eröffnet werden sollen - als Alternative zur umstrittenen G8-Regelung. Da kommen nun auch die neuen Oberstufengymnasien ins Spiel

 Die Wege zum Abitur sollen durchlässiger werden. Bald vielleicht auch in Homburg mit einem Oberstufengymnasium. Foto: dpa

Die Wege zum Abitur sollen durchlässiger werden. Bald vielleicht auch in Homburg mit einem Oberstufengymnasium. Foto: dpa

Homburg. In diesen Tagen wird über das Schulsystem im Land wieder heiß diskutiert. Aktuell hat die Landesregierung einen Vorstoß gemacht, mit dem neue Wege zum Abitur nach neun Jahren eröffnet werden sollen - als Alternative zur umstrittenen G8-Regelung. Da kommen nun auch die neuen Oberstufengymnasien ins Spiel. Diese bislang beruflichen Gymnasien sollte es mindestens einmal pro Kreis geben - das ist im Saarpfalz-Kreis der Fall: Die Willi-Graf-Schule im Schmelzerwald in St. Ingbert. Sollte es einen weiteren Standort geben, dann sei immer Homburg im Gespräch gewesen, teilte die Sprecherin des Bildungsministeriums, Annette Reichmann, mit. Verhandlungen sollen bald beginnen. Üblicherweise seien diese beruflichen Gymnasien an die KBBZ's (Kaufmännische Berufsbildungszentren) angegliedert, nun sollen sie aber eigenständig werden. Diese Oberstufengymnasien sollen zwar in räumlicher Nähe zu einer Schule stehen, können aber auch mit mehreren Schulen kooperieren. "Wir wollen nun mit allen Beteiligten sprechen", so Reichmann. Kreis und Stadt zeigten sich gestern noch ziemlich überrascht von dem Ansinnen. Der Kreis als Schulträger sei natürlich grundsätzlich offen dafür, sagte Udo Steigner, Leiter der Stabsstelle PR. Wo so ein Oberstufengymnasium hinkomme, sei aber noch völlig offen. "Nun muss abgewägt werden, wo ein idealer Standort ist." Auch die Stadt Homburg begrüße "grundsätzlich jede weitere Bildungsmöglichkeit", betonte Beigeordneter Rüdiger Schneidewind. Weiteres sei noch nicht bekannt. Der CDU-Stadtverband Homburg hat derweil das Berufsbildungszentrum ins Rennen geworfen. "Für den Wirtschafts- und Gesundheitsstandort Homburg wäre die Einrichtung eines solchen Oberstufengymnasiums am Berufsbildungszentrum die richtige Entscheidung", unterstrich der Vorsitzende Christian Gläser. Für den Leiter des BBZ's (Berufsbildungszentrum Paul-Weber-Schule) in Homburg, Christoph Schwarz, wäre seine Schule der ideale Standort für ein künftiges Oberstufengymnasium. Ihm sind Überlegungen dieser Art nicht neu. "Ich habe schon seit längerem eine solche Möglichkeit in Betracht gezogen. Gerade hier am Industrie-Standort Homburg wäre eine technisch-wirtschaftlich und praktisch ausgerichtete Oberstufe von Vorteil", betonte er gegenüber unserer Zeitung. Das Saarland habe dringend Bedarf an jungen Leuten mit einer Ausbildung, die sie befähige, direkt ins Wirtschaftsleben einzusteigen. "Eine Oberstufe in engem Kontakt zu Firmen und zur Industrie würde hier in Homburg gut angenommen. Sie wäre eine echte Alternative zu den bereits bestehenden klassischen gymnasialen Oberstufen." Schwarz steht den Plänen der Landesregierung positiv gegenüber. "Ich könnte mich mit einer Oberstufenschule bei uns sehr gut anfreunden. Wir sind eine große, praktisch ausgerichtete Schule mit einem Riesenangebot. Da wäre eine Oberstufe die ideale Ergänzung." An der Gesamtschule Bexbach wird das Oberstufengymnasium schon seit Jahren praktiziert. SZ-Redakteurin Christine Maack sprach mit Schulleiterin Gaby Schwartz. An Ihrer Schule kann man also immer noch nach neun Jahren das Abitur machen?Schwartz: Ja, das Verfahren praktizieren wir schon lange. Es ist nur nie so recht kommuniziert worden. Mir ist es wichtig, dass Durchlässigkeit zwischen den Schulformen existiert, damit die Kinder dahin gehen können, wo es ihrer Begabung entspricht. Wie bereiten Sie die Schüler aufs Abitur vor?Schwartz: Wir bieten in der Klasse 10 Aufbaukurse an, anhand derer sich die Schüler aufs gymnasiale Niveau vorbereiten können. Dies ist quasi das zusätzliche Jahr, das wir anbieten - und das ganz wichtig ist.Was halten Sie von den Vorschlägen der Ministerin?Schwartz: Ich bin darüber sehr froh. Die Durchlässigkeit und die Chancen, die unsere Schulform allen Kindern bietet, werden endlich anerkannt. Meinung

G9 durch die Hintertür

Von SZ-RedakteurinChristine Maack Im kommenden Jahr sind Landtagswaheln - und die Klagen von Eltern, Lehrern und Schülern über G 8 sind längst nicht verstummt. Zu viel Stoff, zu wenig Freizeit für die Kinder, Stress ohne Ende - das sind die Vorwürfe. Abgesehen davon, dass Kinder aus so genannten bildungsfernen Haushalten kaum noch eine Chancen haben, ohne Hilfe durchzukommen. Kein Wunder, dass da die Kultusministerin eingegriffen hat, "den Weg begradigt hat", wie sie es verklausuliert nennt. Kurzum, man kann, dank der Oberstufengymnasien, künftig sein Abitur wieder nach neun Jahren machen. Was auch bisher möglich war, nur wussten es nicht viele. Am BBZ in St. Ingbert zum Beispiel. Oder an der Gesamtschule Bexbach, die ihre Schüler nahtlos nach Neunkirchen in die Oberstufe schickte. Nun wurde für den Saarpfalz-Kreis eine weitere Einrichtung vorgeschlagen - in Homburg. Kreis und Stadt wussten noch nicht allzu viel von ihrem Glück. Dafür der Leiter des BBZ. Er steht bereit, um die Homburger Schullaufbahnen im Sinne der Ministerin zu begradigen.

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