Aus zwei Chören wurde einer

Jägersburg · Die Kulturgemeinde Jägersburg feiert am 23. Oktober ihr 90-jähriges Bestehen mit einem Konzert in der Pfarrkirche St. Josef. Der Vorsitzende erinnert vorab im Gespräch mit der SZ an die Anfänge des Vereins.

 Der Vorsitzende der Kulturgemeinde Jägersburg, Klaus Seebald, blättert in alten Protokollen aus den Anfangsjahren des MGV Liederkranz. Foto: Sebastian Dingler

Der Vorsitzende der Kulturgemeinde Jägersburg, Klaus Seebald, blättert in alten Protokollen aus den Anfangsjahren des MGV Liederkranz. Foto: Sebastian Dingler

Foto: Sebastian Dingler

"Kulturgemeinde Jägersburg " - der Begriff hat vielleicht schon so manchen auf eine falsche Fährte geführt. Mit Kultur ist hier der Chorgesang gemeint, die "Gemeinde" nichts anderes als ein Verein. Der außergewöhnliche Name geht auf die französische Besatzungszeit nach dem Krieg zurück: Da die Bestimmungen damals nur einen einzigen Chor in einer Gemeinde unter 20 000 Einwohnern erlaubten, wurden die zwei Männerchöre "MGV Liederkranz" und der "Männerchor 1883" als "Kulturgemeinschaft" zwangsfusioniert.

"Als die 1883er wieder ausgetreten sind, hieß es hinterher ,Kulturgemeinde'", erzählt Klaus Seebald, der 1953 beigetreten ist und seit 1983 als Vorsitzender des Gesangvereins fungiert. "Dass ich dazukam, war familiär bedingt: Meine Eltern waren beide im Verein", sagt heute der 77-Jährige. Die Mutter sang damals im Gemischten Chor, der erst 1949 gegründet wurde. Damals seien die Chöre zahlenmäßig noch gut aufgestellt gewesen, beide hatten etwa 50 Mitglieder zu dieser Zeit. Die Qualität stimmte auch: 1953 gewann der gemischte Chor den ersten Preis bei einem Sängerwettstreit im rheinland-pfälzischen Ockenheim, der Männerchor wurde bei derselben Gelegenheit Zweiter.

Heute fehlt aber der Nachwuchs an allen Ecken und Enden. Im Gemischten Chor, der sich mit Bruchhof und Käshofen zusammengeschlossen hat, sind noch 25 Leute aktiv, beim Männerchor (Chorgemeinschaft mit Harmonie Homburg und MGV Höchen) machen noch 16 Sänger mit. Das jeweils jüngste Mitglied ist 60 Jahre alt, der älteste Sänger , er singt in beiden Chören, schon 88. Das alljährliche Sommerfest, 1971 eingeführt, wurde 2011 zum letzten Mal durchgeführt; früher wurden auch noch Fahrten geplant, so zum Beispiel nach München, Kaufbeuren oder an den Lago Maggiore.

Seebald nimmt die Entwicklung ohne großes Jammern hin: "Wir sind ein alter Verein", sagt er. Das stimmt auch in Bezug aufs Entstehungsjahr: 1926 wurde der MGV Liederkranz gegründet, was bedeutet, dass die Kulturgemeinde als sein Nachfolger in diesem Jahr 90-jähriges Bestehen feiern kann. Dieses wird am Sonntag, 23. Oktober, in der Kirche St. Josef in Jägersburg stattfinden, daran beteiligt werden neben der Kulturgemeinde weitere Chöre , das Quartett "Spätlese ", das Blasorchester Jägersburg sowie Organist Adrian Grimm sein. Ab 17 Uhr wird dem Publikum ein breit gefächertes Programm von populärer bis christlicher Musik geboten, darunter auch "Des Schäfers Sonntagslied" von Conradin Kreutzer - "das ist schon 1926 gesungen worden bei der Vereinsgründung", weiß Klaus Seebald.

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Auf einen Blick Beim Konzert am 23. Oktober wirken mit: das Saxofon- und Klarinetten-Quartett Spätlese , Leitung Karl-Gerd Schäfer; die Chorgemeinschaft Männerchor Homburg-Jägersburg und das Blasorchester Jägersburg , Leitung Bernhard Neuheisel; der Männerchor Höchen, Leitung Matthias Brill; Organist Adrian Grimm; die Chorgemeinschaft der Gemischten Chöre Kulturgemeinde/Schmidt'scher Gesangverein Bruchhof und Germania Käshofen, Leitung Erika Schäfer. Eintritt: sieben Euro. red

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