Aus vielen Schichten ein Ganzes

Homburg. Blaue Farbwelten an der einen Wand, Gelbtöne an einer anderen, rot leuchtet gegenüber - und im Raum binden kohlrabenschwarze plastische Arbeiten den Blick, ergänzt mit Metall-Elementen, mal spielerisch, mal organisch anmutend, mal schmal, mal flächig. "Konstruktiv suggestiv" heißt die Ausstellung von Ingrid Lebong, die heute, am Montag, 4. März, 18

Homburg. Blaue Farbwelten an der einen Wand, Gelbtöne an einer anderen, rot leuchtet gegenüber - und im Raum binden kohlrabenschwarze plastische Arbeiten den Blick, ergänzt mit Metall-Elementen, mal spielerisch, mal organisch anmutend, mal schmal, mal flächig. "Konstruktiv suggestiv" heißt die Ausstellung von Ingrid Lebong, die heute, am Montag, 4. März, 18.30 Uhr, in der Homburger Saalbau-Galerie eröffnet wird (siehe Infobox). Mit ihr beginnt hier der Expositionsreigen in diesem Jahr. Und die Werkschau hat es für die Augen ganz schön in sich: Zehn Jahre umfasst sie zeitlich, Malerei ist zu sehen, Grafisches und Plastisches. Und dies alles in unterschiedlich leuchtenden Farbblöcken. "Ich bin eigentlich immer in bestimmten Farben drin, und das eine ganze Weile", sagt Ingrid Lebong vor der offiziellen Eröffnung. Magenta ist es im Moment, wovon zwei großformatige Bilder Zeugnis geben. Andere Serien lassen ins Gelb-Orange eintauchen, wieder andere in blau-grüne Welten. "Ich habe es jetzt mal geschafft mit schwarz-weiß zu arbeiten", sagt sie - im Moment ihre Lieblingsbilder.

Aber Lebong wäre nicht Lebong, wenn es in ihren Bildern nur bei einer bestimmten Farbwelt bliebe. Unterschiedliche Materialien kommen hinzu: Sand, Maulbeerbaumrinde, Pappe, Zeitungs- und Zeitschriftenstücke - und deren Inhalt ist überhaupt nicht zufällig, fügt Kuratorin Françoise Mathis-Sandmaier hinzu. Die Impulse kommen von außen, Meldungen und Ereignisse, ob privat, gesellschaftspolitischer oder wirtschaftlicher Natur, fließen ein. Manche Texte fügen sich in die Bewegung des Bildes, andere sind verschleiert und verblasst, manche Wörter ragen einzeln heraus.

Überhaupt sind vermeintliche Flächen eher ein Zusammenwirken diverser Schichten. Denn so arbeitet die Homburger Künstlerin. Sie lasse zunächst viel weiß stehen, ganz bewusst. "Das erhöht später die Leuchtkraft", erläutert sie. Der zweiten folgen weitere Schichten, die vorherige aber durchschimmern lassen, manches wird etwa mit dem Pinselstil geritzt, anderes ausgewaschen. Der Zufall spielt ebenfalls eine Rolle: flüssige Farbe darf sich ausbreiten, das Blatt wird hochgehalten, "und ich schaue, wo es sich hinbewegt". Die grafische Schlussbearbeitung ist es, die allem eine Klammer gibt. Die Nachbearbeitung gebe dem Bild die Richtung. Ingrid Lebong setze sich dem Zufall aus, kalkuliere nicht durch, arbeite ohne Vorzeichnungen, erläutert Mathis-Sandmaier. Allein die Farbkombinationen habe sie im Kopf, ergänzt die Künstlerin. "Es kann aber auch sein, dass es mir nicht mehr gefällt, dann füge ich anderes hinzu."

Das Besondere der aktuellen Ausstellung der 60-Jährigen: Es sind ganz neue Arbeiten dabei, die Überraschendes bieten. Hier hat sie sich wieder dem plastischen Arbeiten, der Skulptur zugewendet. "Wenn ich Bilder male, kann ich nicht gleichzeitig Skulpturen machen", sagt sie. Dabei ist sie einst mit keramischen Arbeiten gestartet. Doch irgendwann habe sie daran keinen Spaß mehr gehabt. Sie wandte sich dem Aquarell zu, landschaftlich, figürlich zunächst, dann immer abstrakter werdend.

Ihren heutigen Skulpturen liegen Fundstücke zugrunde: Holz aus dem Wald, das sie zart bearbeitet und dunkelschwarz lasiert: fast meint man Kohlestücke vor sich zu haben. Ergänzend kommen fragile Metallelemente dazu: Draht oder rostige flache Bruchstücke. Manches lässt an Schiffe denken, anderes wirkt verspielt. Es lohnt sich also auch hier der zweite und der dritte Blick.

Hintergrund

Die Ausstellung "Konstruktiv suggestiv" mit Malerei, Grafiken und Objekten von Ingrid Lebong wird am Montag, 4. März, 18.30 Uhr in der Galerie im Homburger Saalbau eröffnet. Der Kulturbeigeordnete Raimund Konrad begrüßt die Gäste, Kuratorin Françoise Mathis-Sandmaier führt in die Schau ein. Musik gibt es von Jörg Leyser, Querflöte. Die Künstlerin bietet auch persönliche Führungen durch die Ausstellung an: am Sonntag, 17. März, ab 16 Uhr sowie am Dienstag, 19. März, ab 14.30 Uhr. Führungen für Schulklassen und Einzelgruppen können vereinbart werden unter Tel. (0 68 41) 10 11 66 oder per E-Mail ingrid@lebong.net.

Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 31. März, mittwochs bis freitags von 11 bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr sowie am Donnerstag, 21. März, zum Theatergastspiel ab 19.15 Uhr. Der Eintritt ist frei. Erhältlich ist auch ein Katalog für zehn Euro, in dem viele der ausgestellten Bilder enthalten sind. ust

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort