Aus der neuen Welt bis nach Spanien

Homburg · Das Homburger Sinfonieorchester spielt bei seinem Konzert am 21. Mai Dvoráks berühmte neunte Sinfonie und Rimsky-Korsakovs „Capriccio espagnol“. Außerdem auf dem Programm: das erste Hornkonzert von Richard Strauß. Solist ist Andreas Becker.

 Das Homburger Sinfonieorchester unter Jonathan Kaell spielt am 21. Mai im Homburger Saalbau. Foto: Thorsten Wolf/Homburger Sinfonieorchester

Das Homburger Sinfonieorchester unter Jonathan Kaell spielt am 21. Mai im Homburger Saalbau. Foto: Thorsten Wolf/Homburger Sinfonieorchester

Foto: Thorsten Wolf/Homburger Sinfonieorchester

Es gibt Melodien, die kann so gut wie jeder mitsummen. Ob er sie nun irgendwo im Hintergrund eines Werbespots, einer tragisch-romantischen Liebesschmonzette, als Handyklingelton, im Aufzug oder eingespielt auf CD schon einmal gehört hat. Manchmal weiß man noch nicht einmal, was einem da als Ohrwurm im Kopf herum summt.

Antonín Dvoráks Sinfonie "Aus der neuen Welt" fällt bestimmt in diese Kategorie, besonders der zweite Satz mit seinem getragenen Englischhorn-Thema. Wer sich an Bekanntes wagt, der traut sich was. Das weiß auch Jonathan Kaell, der diese berühmte Sinfonie Nummer neun des tschechischen Komponisten mit seinem Homburger Sinfonieorchester am Sonntag, 21. Mai, im Homburger Saalbau spielen wird. Es ist etwas, das man "zu Hause rauf und runter trällert", gibt er zu. Und: Sobald man sich an so ein Stück heranwage, setze man sich ungewollt in Vergleich mit allen anderen, auch berühmten großen Orchestern. Aber das ist kein Grund für ihn, hier zurück zu weichen. "Wir sind nicht die Berliner Philharmoniker, aber wir kriegen es hin", sagt er selbstbewusst. Schließlich gehe es für die Zuhörer auch um das eine bestimmte Erlebnis im Konzert. Wenn man sich von bekannten Werken einschüchtern lasse, dann stelle man letztlich besser den I-Pod auf die Bühne. Dvorák sei technisch zu bewältigen und "war schon lange versprochen", ein Wunsch des Orchesters "und von mir", berichtet Kaell im Gespräch mit unserer Zeitung. Es sei zwar schwierig, auch die Streicher hätten viel zu tun, was man an der Oberfläche nicht so höre. Deshalb habe man aber mehr spezielle Streicherproben gemacht, gibt er Einblick in die Arbeit. Und, ergänzt Angela Bay aus dem Orchester-Vorstand: "Es ist einfach schön, wenn man so etwas Beliebtes selbst einmal spielt."

Neben diesem Stück hat sich das Orchester für das erste Hornkonzert von Richard Strauss entschieden. Ein ganz frühes Werk, bei dem der junge Komponist seinen Vater im Kopf hatte. Franz Strauß war nämlich Hornist, habe das Stück seines Sohnes aber nie gespielt, erläutert Kaell. Es sei ein knappes Konzert, fast eher ein Concertino, also sozusagen die etwas kleinere Variante.

Nun ist das Horn als Soloinstrument weit weniger geläufig als etwa Violine oder Trompete. Die meisten kenne es noch am ehesten aus Sergej Prokofjews "Peter und der Wolf", wo die tiefen Hörner eine bedrohliche Stimmung heraufbeschwören. Dass das Instrument mehr eröffnet als dies, zeigt in Homburg der Solist Andreas Becker, "ein saarländisches Urgestein", viele Jahre lang Mitglied des Landesjugendorchesters Saar, und mittlerweile Solohornist im Sinfonieorchester Wuppertal.

Das dritte Stück im Bunde ist bei diesem Frühlingskonzert des Homburger Sinfonieorchesters Nikolai Rimsky-Korsakovs "Capriccio espagnol", eine Suite in fünf Sätzen, in der verschiedene folkloristische Stile wiedergegeben werden. Es sei sehr farbig orchestriert, virtuos, mit vielen solistischen Einlagen, aber "keine Orchestershow". Als "russischen Blick auf Spanien" charakterisiert Kaell die Suite, sie sei eher deftig wie ein "Steak mit viel Kräuterbutter". Dem Komponisten selbst, der unter dem "mächtigen Häuflein", einem Zusammenschluss von einigen russischen Komponisten, als großer Orchestrierer galt, war es wichtig, dass er darauf nicht reduziert wird. In der Suite sei alles tatsächlich Komposition, es wurden nicht nur irgendwelche Ideen übernommen, um sie fürs Orchester umzusetzen, zitiert Kaell.

Neben seinem traditionellen Frühlingskonzert im Mai hat sich das Orchester fürs laufende Jahr noch einiges vorgenommen, berichten Kaell und Angela Bay. Zum Beispiel ist wie üblich für November ein weiteres Sinfoniekonzert geplant. Neu dabei: Im Zusammenhang damit soll auch die Idee des Kinder- und Familienkonzerts wieder aufgegriffen werden, das es 2016 zum ersten Mal gab. Ein Teil des Programms möchten sie an einem gesonderten, aber zeitlich nahen Termin entsprechend kindgerecht aufbereiten. Im vergangenen Jahr hatte sich das Orchester zum 50. Geburtstag mit dieser Idee auf Neuland gewagt. Nach dem beeindruckenden großen Wurf "Carmina Burana" war man im Jubiläumsjahr mit der Schwanensee-Suite für Kinder im Juli als Pilotprojekt gestartet und hatte gleich einen Erfolg gelandet. Mitmachen war erwünscht, zudem hatte man sich tänzerische Unterstützung gesichert mit der Ballettabteilung der Homburger Narrenzunft. Da das Konzept ankam, soll es fortgeführt werden - nur an einem anderen Termin.

Die Proben dürften für das Orchester also auch nach dem 21. Mai schnell weitergehen: Nach dem Konzert ist eben immer auch vor dem nächsten großen Auftritt.

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Das Homburger Sinfonieorchester spielt am Sonntag, 21. Mai, 18 Uhr, im Homburger Saalbau. Auf dem Programm stehen die neunte Sinfonie "Aus der Neuen Welt" von Antonín Dvorák (1841 bis 1904), Richard Strauss (1864 bis 1949): erstes Hornkonzert mit Solist Andreas Becker, Nikolai Rimsky-Korsakov (1844 bis 1908): "Capriccio espagnol". Karten bekommt man zum Beispiel beim Kulturamt der Stadt Homburg unter Telefon (0 68 41) 10 11 68. Die Tickets kosten hier im Vorverkauf regulär 16 Euro (inklusive ein Euro VVK-Gebühr). Für Schüler und Studenten gibt es noch ein paar Freikarten - allerdings nur gegen Vorlage des Ausweises.

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