Aus alten Rechnungen viel Wissen gezogen

Homburg · Kinder und Erwachsene konnten am Tag des offenen Denkmals viel über Schloss Karlsberg erfahren: Jutta Schwan leitete zwei Führungen, sparte nicht mit Details, gab historisches Wissen weiter.

 Jutta Schwan (Bildmitte) führte am Tag des offenen Denkmals eine lehrreiche Exkursion zum Schloss Karlsberg für Kinder durch; links von ihr Stadtarchivarin Karina Kloos, die sich extra ein historisches Kostüm angelegt hatte. Foto: Sebastian Dingler

Jutta Schwan (Bildmitte) führte am Tag des offenen Denkmals eine lehrreiche Exkursion zum Schloss Karlsberg für Kinder durch; links von ihr Stadtarchivarin Karina Kloos, die sich extra ein historisches Kostüm angelegt hatte. Foto: Sebastian Dingler

Foto: Sebastian Dingler

Der Tag des offenen Denkmals fand am Wochenende an verschiedenen Orten statt. Auch das 1793 zerstörte Schloss Karlsberg stand wieder auf dem Programm. Im vergangenen Jahr war dort eine Veranstaltung dazu ins Wasser gefallen, dieses Mal konnte der Tag bei besten Bedingungen durchgeführt werden. Jutta Schwan vom Amt für Heimat- und Denkmalpflege des Saarpfalz-Kreises leitete am Sonntagnachmittag zwei lehrreiche Führungen, einmal für Kinder, einmal für Erwachsene , durch den Wald bei Sanddorf, wo einst das große Schloss Karlsberg stand. Schon die Kinderführung bot viel Wissenswertes, auch für Erwachsene - etwa, dass sich Ende des 18. Jahrhunderts hier gar kein Wald befand, sondern eine Parklandschaft mit eben den vielen großartigen Gebäuden. Schwan hat ihre Doktorarbeit über das Schloss Karlsberg geschrieben; in alten Archiven fand sie bislang unentdeckte Handwerkerrechnungen, aus denen sie einiges über die Geschichte des Schlosses herauslesen konnte. "Die waren oft im Dialekt verfasst und genau so geschrieben, wie man spricht - da mussten wir die manchmal laut vorlesen, um dahinter zu kommen, was gemeint ist", erzählte die Kunsthistorikerin.

Die Rechnungen lieferten Schwan viele neue Details, etwa wo es Pavillons auf dem Gelände gegeben hatte oder dass es eine besondere Überraschung für Gäste gegeben haben muss: nämlich ein vermeintlicher Heuwagen, in dem sich jedoch ein kostbar ausgestattetes Zimmer befand. Den Kindern zeigte die Referentin ein zeitgenössisches Bild des Schlosses, was den siebenjährigen Philipp sofort an das Schloss in Saarbrücken erinnerte.

An der ersten Station, dem Karlsbergweiher, demonstrierte Schwan an ihrer Tochter Daria, was damals ein vornehmes Mädchen alles über sich ergehen lassen musste bei der Prozedur des Anziehens, Puderns und Schminkens. Anschließend wurde eine in Sandstein gehauene Inschrift aufgesucht, ein romantisches Horaz-Zitat über die Magie der Natur. "Die Leute damals brauchten eine Art Gefühlsanleitung für einen solchen Garten", sagte Jutta Schwan dazu. Vor den Resten der Orangerie wies die Historikerin darauf hin, dass im Sommer, wenn die empfindlichen Pflanzen draußen standen, der große Raum als Festsaal benutzt wurde. Aus Briefen der Herzogin Maria Amalia ließe sich vermuten, so Schwan, dass die damals neue Mode des Walzers auch bis in unsere Gegend vorgedrungen war. Ein "komischer Tanz" sei da nämlich getanzt worden, von dem ihr ganz schwindelig geworden sei. Ein paar Meter weiter erklärte die Führungsleiterin: "Jetzt würden wir, wenn es das Schloss noch gäbe, genau davor stehen."

Es sei allerdings entgegen so mancher Behauptung nicht annähernd so groß wie das Schloss in Versailles gewesen. Unter anderem erzählte Schwan hier von der eigenartigen Sitte, dass damals manches Mal ein öffentliches Schauessen veranstaltet worden sei - da durften die einfachen Bürger dem Herzog beim Essen zuschauen. Das sei so etwas gewesen wie heute Kino oder Theater; außerdem stamme der Begriff Augenschmaus daher. Sowohl Kinder als auch Erwachsene mussten schmunzeln bei diesem Detail - und hatten schon wieder etwas Neues erfahren beim Tag des offenen Denkmals.

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