Auf und Ab bei den Einbrüchen

Homburg · Angesichts einiger Schwerverbrechen und ständiger Meldungen über Einbrüche sind viele Menschen verunsichert. Was aber sagen die Zahlen? Darum ging es in einem Gespräch mit Thomas Raber, dem stellvertretenden Leiter der Polizeiinspektion Homburg.

 Bei den Einbruchszahlen gibt es in Homburg ein Auf und Ab. 2015 wurden in Homburg mehr Wohnungseinbrüche registriert als 2014. Von Januar bis April 2016 gab es im Vergleich zum Vorjahr allerdings einen Rückgang. Foto: Andreas Gebert/dpa

Bei den Einbruchszahlen gibt es in Homburg ein Auf und Ab. 2015 wurden in Homburg mehr Wohnungseinbrüche registriert als 2014. Von Januar bis April 2016 gab es im Vergleich zum Vorjahr allerdings einen Rückgang. Foto: Andreas Gebert/dpa

Foto: Andreas Gebert/dpa

Bewaffnete dringen Anfang April in eine Wohnung in Erbach ein, fordern Bargeld und schlagen den Bewohner. Ein älteres Paar wird im Februar von fünf Tätern in seinem Haus brutal überfallen. Anfang Dezember vergangenen Jahres wird ein Ehepaar in der Saarstraße getötet. Dazu kommen beinahe täglich Meldungen von Einbrüchen.

Angesichts all dieser Straftaten, die in unserer Region in der jüngeren Vergangenheit passiert sind, fühlen sich viele Menschen verunsichert. "Hört das denn gar nicht mehr auf?", fragen sich Leser in sozialen Netzwerken oder sie kommentieren: "Es wird immer schlimmer". In Briefen an unsere Redaktionen wollen Menschen wissen, wie es um die Sicherheit denn nun bestellt ist und was die Polizei tut.

Antworten darauf und einige Zahlen hat Thomas Raber, erster Kriminalhauptkommissar und stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Homburg, im Gespräch mit unserer Zeitung parat.

Das Gefühlte entspreche nicht immer den tatsächlichen Zahlen, erläutert Raber. Die angesprochenen Überfälle und Tötungsdelikte seien natürlich Taten, die herausragen und dadurch Aufmerksamkeit erregten. Bei den beiden Raubüberfällen seien die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen, man müsse aber davon ausgehen, dass sie nicht im Zusammenhang stehen. Beim Tötungsdelikt wurde gerade vor Gericht verhandelt, wobei der Sohn in die forensische Psychiatrie muss. Bearbeitet werde dies alles von der Direktion Kriminalitätsbekämpfung/Landeskriminalamt in Saarbrücken - soweit Raber zum Stand der Ermittlungen .

Wird Homburg aber wirklich immer unsicherer? Schaut man sich die Jahre 2013 bis 2015 an, dann sei die Gesamtzahl der Straftaten in Homburg im vergangenen Jahr am niedrigsten gewesen. Raber: "Insofern ist Homburg nicht unsicherer geworden im Gegenteil."

Gibt es denn eine steigende Brutalität? Nein, sagt Raber, an den Zahlen lasse sich das nicht festmachen. Es handele sich um spektakuläre Fälle, vergleichbare habe es aber auch früher schon gegeben. Es sei jedoch verständlich, dass sie das subjektive Sicherheitsgefühl beeinträchtigten.

Und wie sieht es bei den Wohnungseinbrüchen aus? Im Zehn-Jahres-Vergleich beobachte man bei den Einbruchszahlen eine wellenartige Bewegung, erklärt Raber. Was die vergangenen drei bis vier Jahre anbelange: Diese seien grundsätzlich von einem Anstieg geprägt gewesen, auch auf Landes- beziehungsweise Bundesebene. In Homburg gab es von Januar bis April 2016 im Vergleich zum Vorjahr allerdings einen Rückgang (siehe Infobox). Das Auf und Ab ist nicht ganz einfach zu erklären. Natürlich schlage es sich in der Statistik nieder, wenn in Serien ganze Straßenzüge betroffen seien. Es gebe oft Banden, die komplette Regionen heimsuchten. In bestimmten, bei Einbrechern angesichts der Fluchtmöglichkeiten beliebten Gebieten links und rechts von Autobahnen drücke sich das Aufkommen entsprechend aus. Es gebe zudem immer wieder die Fälle, die auf ortsansässige Täter zurückgehen.

Ob sich der allgemeine Aufwärtstrend bei den Einbrüchen verstetige, sei schwierig zu sagen: Es gebe Dinge, wie verstärkte bauliche Schutzmaßnahmen oder die Gewichtung bei der Strafverfolgung, die hier eine Rolle spielten. Es sei zudem klar ein Bekämpfungsschwerpunkt der Polizei und Justiz und werde dies bleiben. Es gebe Pläne, nach denen die Ermittlungsgruppe im Saarland, die sich schwerpunktmäßig mit Wohnungseinbrüchen befasst, zu einer festen Organisationseinheit werden soll.

Dass Einbrüche und andere Vergehen Thema in den Medien seien, errege zwar Aufmerksamkeit und wecke Befürchtungen, die nicht immer gerechtfertigt seien. Es gebe jedoch Vorteile: Die Bevölkerung sei stärker sensibilisiert und aufmerksamer, teile der Polizei mehr mit etwa über verdächtige Personen oder Autos.

Die Polizei ihrerseits reagiere etwa bei besonderen Verbrechensserien mit verschiedenen Maßnahmen. Einerseits setze man generell auf Prävention: Informiere über Risiken, berate über Schutzmaßnahmen, andererseits werde verstärkt ermittelt, und es werde auf höhere Präsenz gesetzt - auch verdeckte.

Homburg soll verstärkt werden


Polizeiinspektion ist einer der Standorte der operativen Einheit

Homburg. An den Nachtschließungen von insgesamt neun B-Polizeiinspektionen ab 2017 gab es vor kurzem deutliche Kritik aus den betroffenen Gemeinden. Das Innenministerium hatte jedoch angekündigt, daran festhalten zu wollen. Die Polizeiinspektion Homburg ist davon nicht betroffen. Allerdings werde die Dienststelle Blieskastel schon seit längerem unregelmäßig nachts geschlossen, informierte Thomas Raber, stellvertretender Leiter der Polizei in Homburg. Zu den betroffenen Zeiten sei das Aufkommen allerdings nicht so sehr hoch. Aufgefangen werde dies von der Polizeiinspektion (PI) Homburg in Zusammenarbeit mit der PI St. Ingbert.

Homburg sei als so genannte A-Inspektion einer der Standorte der operativen Einheit. Diese Einheit mit 108 Polizisten soll bekanntlich ab März 2017 an sechs A-Inspektionen angesiedelt werden. Bis zu 70 Prozent ihrer Dienstzeit sollen die Beamten die Inspektionen bei Einsätzen nach Notrufen und Streifenfahrten unterstützen. Die Aufgabenbereiche der Einheit seien noch nicht im Detail festgelegt, in einer Projektgruppe werde daran noch gearbeitet, so Raber.

Zielrichtung sei aber schon, dass die Kollegen aus der Einheit einen Großteil ihrer Arbeit im Wach- und Streifendienst sowie bei Erstinterventionen absolvieren. Sie seien schon fest bei einer PI angesiedelt, könnten aber bei Bedarf anderweitig eingesetzt werden, erläuterte er die Pläne.

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 Die Polizeiinspektion Homburg soll einer der Standorte der operativen Einheit sein. Foto: Stumm/SZ-Redaktion

Die Polizeiinspektion Homburg soll einer der Standorte der operativen Einheit sein. Foto: Stumm/SZ-Redaktion

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Hintergrund Einige Zahlen zu verschiedenen Straftaten hat Kriminalhauptkommissar Thomas Raber vorgelegt: Schaut man sich die Rohheits-, inklusive Tötungsdelikte im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Homburg, also mit Bexbach und Kirkel, im Dreijahres-Vergleich an, lag man 2014 mit 691 Fällen höher als 2013. Im vergangenen Jahr waren die Fallzahlen dann wieder mit Abstand geringer mit 526 registrierten Taten. Gefährliche Körperverletzungen wurden 2014 insgesamt 99 registriert, 2015 lag man mit 71 Fällen mit Blick auf die Jahre 2013 bis 2015 sogar am niedrigsten. 2015 wurden in Homburg mehr Wohnungseinbrüche registriert als 2014, damit liege man wieder etwa auf dem Niveau von 2013: Damals wurden 125 Fälle gezählt. Der Anstieg sei aber auch darin begründet, dass es 2014 einen Rückgang gegeben habe auf 105 Fälle, erläutert Raber. Vergleiche man die Einbruchszahlen vom 1. Januar bis 30. April 2015 mit denen für dieses Jahr im gleichen Zeitraum, dann zeige sich: Sie haben sich mehr als halbiert. Weitere Zahlen sollen Mitte Juni in der Kriminalitätsstatistik vorgelegt werden. ust

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