Homburger Theatergastspiel Auf dem Kreuzfahrtschiff des Grauens

Homburg · Geteilte Meinungen gab es nach der Theateraufführung von „Passagier 23“ im Homburger Saalbau.

 Ist Schiffskapitän Bonhoeffer (Bülent Özdil, links) in die ganze Sache verstrickt? Psychologe Martin Schwarz (Guido Thurk) fühlt ihm auf den Zahn. 400 Zuschauer kamen in den Saalbau Homburg zur Auffühung des Stückes „Passagier 23“.

Ist Schiffskapitän Bonhoeffer (Bülent Özdil, links) in die ganze Sache verstrickt? Psychologe Martin Schwarz (Guido Thurk) fühlt ihm auf den Zahn. 400 Zuschauer kamen in den Saalbau Homburg zur Auffühung des Stückes „Passagier 23“.

Foto: Sebastian Dingler

Am Ende konnte man die Besucher des Theaterstücks „Passagier 23“ gut unterscheiden: Jene im Homburger Kulturzentrum Saalbau, die Sebastians Fitzeks gleichnamigen Krimi kannten, äußerten sich zufrieden mit der Inszenierung. Die anderen wiederum ließ sie ein wenig ratlos zurück. So wie Jutta Baus aus Limbach, die hinterher sagte: „Ich bin noch am Überlegen, wie das ausgegangen ist, ich habe den Schluss nicht so richtig verstanden. Es ist halt immer schwierig, so etwas zu inszenieren. Für mich war das Stück ein bisschen grob, manchmal auch hart.“

Auch Ruth Auernhammer, die 32 Jahre beim Homburger Kulturamt tätig war, meinte, sie müsse „das erst mal alles sacken lassen“. Sehr spannend sei die Aufführung gewesen, aber begriffen habe sie nicht alles.

In der Tat, wer den Roman nicht kannte, so wie auch der Autor dieser Zeilen, der bekam ein recht großes Paket an Informationen aufgeladen. Die verwirrenden Geschehnisse auf dem Kreuzfahrtschiff Sultan of the Sea wurden da in maximaler Kürze zusammengepackt. Einige Handlungsstränge und eine Vielzahl an Personen und Schicksalen mussten da untergebracht werden, da blieb die Verständlichkeit bisweilen auf der Strecke. Und sicherlich wäre es möglich gewesen, den abrupten Schluss, der mit einem einzigen Satz eine ganz neue Wendung brachte, etwas plakativer zu gestalten.

Toll umgesetzt hatte die Inszenierung von Lothar Maninger aber die bedrohliche Stimmung auf dem Riesenschiff, die durch das Wummern des Schiffsmotor lautstark unterstrichen wurde. Überhaupt schaffte es das Westfälische Landestheater, mit relativ wenig Kulissen und minimalen Umbaupausen die Spannung hochzuhalten. Szene reihte sich auf Szene, Schlag auf Schlag türmte die Krimi-Handlung immer wieder neue Rätsel auf. Das war zum Teil nichts für schwache Nerven, etwa als die vermeintliche Peinigerin Shala ihr vermeintliches Opfer Naomi (erst gegen Ende verschob sich die Perspektive beim Betrachter) immer wieder mit der Frage quälte: „Was war das Schlimmste, was du jemals in deinem Leben gemacht hast?“. Aber wer Fitzeks Romane kennt, weiß, dass dieser gerne die tiefsten menschlichen Abgründe beleuchtet.

Mit knapp 400 Besuchern verzeichnete die Aufführung einen sehr guten Zuspruch: Vor allem waren viele junge Leute ins Theater gekommen. Kein Wunder, wird Fitzek doch viel gelesen bei den unter 40-Jährigen. Die, die den Roman kannten, konnten wie gesagt mit der Bühnenumsetzung wesentlich mehr anfangen. Heidi Müller aus Kusel hatte die Aufführung sehr gut gefallen: „Ich hätte noch eine Stunde länger zuschauen können. Habe schon viel gelesen von Fitzek, war auch schon auf einer seiner Lesungen. Das ist immer spannend, weil man nie weiß, wie es ausgeht. Man kann es noch nicht mal vermuten.“ Ihre Freundin Dagmar Häßel aus Matzenbach fand das Stück klasse und sehr spannend. Ihr imponierte, „dass man mit so wenig Kulisse so viel darstellen kann“. Einig waren sich die Befragten darin, dass die Schauspieler eine sehr gute Leistung abgeliefert hatten. So etwa Guido Thurk in der Hauptrolle des Polizeipsychologen Martin Schwarz, der, vom eigenen schlimmen Schicksal angetrieben, sich immer tiefer in die Ränke aus Mord und Missbrauch hineinarbeitete. Hervorzuheben war auch Mayke Dähn, die die schwere Aufgabe, das stark traumatisierte Mädchen Anouk glaubhaft darzustellen, hervorragend löste.

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