Auch wenn's alle wollen: Das vierte Ohr bleibt außen vor

Reiskirchen · Gegensätze prallten aufeinander, Meinungen wurden teils deutlich ausgetauscht im Rahmen der Diskussion. Am Ende blieb dann die Erkenntnis: Es bleibt weiter Diskussionsbedarf, auch zwischen den Bürgerinitiativen.

Was ist in Sachen Ausbau des bestehenden Autobahnanschlusses Homburg-Bexbach und bei den Planungen zum neuen A6-Anschluss Homburg-Ost eigentlich Stand der Dinge? Die Antworten auf diesen beiden Fragen gaben am Montagabend Astrid Klug vom Verkehrsministerium und Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind .

Anlass war eine Bürgerversammlung in der Halle des SV Reiskirchen , organisiert von der Reiskircher Bürgerinitiative "A6 Hom" und moderiert von Peter Neuheisel, dem stellvertretenden Regionalleiter Ost der Saarbrücker Zeitung.

Zu Beginn schilderte Astrid Klug die Planungen zum geplanten A6-Anschluss Homburg-Bexbach. Hier sei ein Ausbau mit insgesamt drei Auf- und Abfahren geplant, die so genannte Drei-Ohren-Lösung. Gegenwärtig stehe man vor dem Beginn des Planfeststellungsverfahrens. Dessen Abschluss ist Grundlage für das nötige Baurecht. Hier prognostizierte Klug eine Dauer des Verfahrens bis 2018. Auf Nachfrage aus dem Podium, besetzt auch mit Norbert Riefer als Sprecher der Bürgerinitiative und Michael Hoppstädter, dem Leiter des Landesbetriebs für Straßenbau , begründete Klug die aktuellen Planungen mit Blick in die Zukunft. So bestehe die Gefahr, dass am bislang bestehenden Anschluss Homburg-Bexbach ein Kollaps drohe, auch vor dem Hintergrund einer Verkehrszunahme durch die Entwicklung des Zunderbaums. Als Lösung habe der Landebetrieb für Straßenbau eine kombinierte Lösung entwickelt.

Diese bestehe aus dem Ausbau des vorhandenen Anschlusses zusammen mit dem Bau einer neuen A6-Anbindung, eben Homburg-Ost. "Das Ziel beider Maßnahmen ist, dass der Verkehrsfluss deutlich verbessert wird." Dabei setze man auf eine Drei-Ohren-Lösung am bestehenden Anschluss. Sie sei, so Klug, selbst eine Anhängerin eines vierten Ohrs, aber: "Für das vierte Ohr konnte bei intensiven Verkehrsuntersuchungen die verkehrliche Notwendigkeit nicht nachgewiesen werden." Am Ende habe dies dazu geführt, dass das Bundesverkehrsministerium seine Zustimmung zu einem vierten Ohr nicht gegeben habe.

Das gesamte Ausbauprojekt, das machte Klug klar, stehe in einem direkten Zusammenhang mit dem Neubau von Homburg-Ost. Anders als beim Ausbau von Homburg-Bexbach sei hier aber die Stadt bei der Planung federführend.

Folgerichtig schilderte Rüdiger Schneidewind den aktuellen Stand. Dabei kein Geheimnis: In der Verwaltung würde man den neuen Anschluss gerne über die Route der alten Glantalbahn erschließen. Der Landesbetrieb für Straßenbau sieht aber in der Erbach-Umgehung den richtigen Weg. Schneidewind machte hier klar, dass die Planungen der Stadt ergebnisoffen seien. Man stehe noch ganz am Anfang und setze im weiteren Verlauf auf eine starke Bürgerbeteiligung. Schneidewind gestand ein, dass es eine schwierige "Gemengelage" in der Abwägung ganz unterschiedlicher Interessen gebe. Dies verdeutlichte auch die Diskussionsrunde (siehe nebenstehender Artikel). Hier prallten unter anderem die Ziele der Interessengemeinschaften Kleinottweiler und Reiskirchen aufeinander. Setzen Erstere vor allem auf den Bau von Homburg-Ost als Entlastung von Kleinottweiler, will man in Reiskirchen keinen neuen Autobahnanschluss. Für seinen Satz "Was sind Zusagen unserer Politiker noch wert?" erntete er Applaus, den gab's mehrfach während seines engagierten Vortrags: Norbert Riefer von der gastgebenden Bürgerinitiative (BI) A 6 Homburg nahm kein Blatt vor den Mund, wenn es darum ging, die Interessen seiner BI zu verdeutlichen: kein Anschluss Homburg-Ost und ein "vollwertiger Vier-Ohren-Anschluss". Die Menschen, so Riefer, seien in Reiskirchen und Jägersburg erheblich mehr belastet, als alle anderen.

Manfred Glaser aus Jägersburg nannte es "einfach hirnrissig, Reiskirchen abzuhängen von der Autobahn. Alles wird durch Jägersburg und Kleinottweiler fahren". Er plädierte für eine Vier-Ohren-Lösung. Der Erbacher Gerd Heinßmann monierte beim Zunderbaum, die Steuern gingen nach Kirkel, die Belastungen nach Erbach. Er forderte eine "Verkehrsregelung, die den Namen auch verdient, für die Berliner Straße". Für Michael Hoppstädter, den Leiter des Landesbetiebs für Straßenbau (LfS) ist das vierte Ohr im Moment verkehrlich nicht notwendig. "Wie das irgendjemand in Jägersburg entlastet, muss man mir mal erklären." Was Werner Langenfeld, Sprecher der BI Kleinottweiler, zu der Bemerkung veranlasste, auch im Podium sei keine einheitliche Linie erkennbar. Der LfS sollte doch mal die Kreisellösung prüfen. Pfiffe erntete Hoppstädter für seine Bemerkung, ein Kreisel bedinge einen ziemlich hohen Eingriff in die Natur. Für Ralf Wnuk aus Kleinottweiler sind die Kriterien der Bürger andere. Man solle doch beide Varianten auflisten. Für Astrid Klug ist klar: "Ein Kreisverkehr kann den zu erwartenden Mehrverkehr der kommenden Jahre nicht verkraften".

Evi Schreiner aus Erbach fragte, warum man nicht gleich eine Vier-Ohren-Lösung baue, "wenn am Zunderbaum so viel geplant ist?" Homburgs OB Rüdiger Schneidewind dazu: "Wir müssen eine einvernehmliche Lösung finden zwischen Kirkel und Homburg. Der Vorgang muss in Kirkel nochmal in die Gremien." Rainer Schaller stellte seine Lösung eines Verteilerkreisels auf Homburger Seite vor, aber für den LfS ist klar, der Kreisel funktioniere verkehrstechnisch nicht, das sei durchgerechnet worden. Der Reiskircher Manfred Ecker fragte, warum auf der A 8 bei Heusweiler eine 100-km/h-Begrenzung möglich sei, in Reiskirchen nicht? "In Heusweiler steht's im Planfeststellungsbeschluss, in Reiskirchen nicht", erklärte Hoppstädter, der die Beschränkung für Reiskirchen hausintern prüfen lassen will.

Und ganz zum Schluss rückte Gerdi Rüth den in den Mittelpunkt, um den es eigentlich geht, den Menschen: "Wenn diese Projekte realisiert werden, wie sie geplant sind, wie wollen Sie die Bürger vor Abgasen und Lärm bewahren? Wo sind die Menschen in ihrer Diskussion? Wie wollen Sie die Anwohner schützen?" Schneidewind: "Wir schauen schon bei den Bewohnern, wo Gewinner und Verlierer sind. Die Lasten müssen gleichmäßig verteilt werden."

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