Auch leise Töne bringen Erfolg

Homburg. Schon nach den ersten Sätzen von Sylvia Löhken merkt man, dass sie die Auszeichnung als Vortagsrednerin des Jahres 2012 wohl nicht zu unrecht bekommen hat. Löhken wägt die Worte, lautes Plappern ist ihre Sache nicht. Sie nennt sich selbst einen "ausgeprägt introvertierten", einen leisen Menschen

Sylvia Löhken wirbt engagiert dafür, die eigene Wesensstruktur als introvertierte oder extrovertierte Persönlichkeit als authentische Stärke zu verstehen. Foto: Thorsten Wolf

Homburg. Schon nach den ersten Sätzen von Sylvia Löhken merkt man, dass sie die Auszeichnung als Vortagsrednerin des Jahres 2012 wohl nicht zu unrecht bekommen hat. Löhken wägt die Worte, lautes Plappern ist ihre Sache nicht. Sie nennt sich selbst einen "ausgeprägt introvertierten", einen leisen Menschen. Und eben diese leisen Menschen hat Sylvia Löhken in den Mittelpunkt ihres Schaffens gerückt. An diesem Sonntagvormittag ist sie Mittelpunkt des Karrierefrühstücks, dem Abschluss der 24. Frauen-Kulturaktionswochen. Mittelpunkt - das ist eigentlich der Ort, mit dem Introvertierte nicht immer gut umgehen können. Löhken selbst hat einen Weg gefunden, als leiser Mensch trotzdem "draußen" präsent zu sein, mit großem Erfolg. "Leise Menschen - starke Wirkung" heißt ihr Buch, mit dem sie denen, die glauben in einer zunehmend lauten Gesellschaft unterzugehen, Wege aufzeigen will, mit der eigenen Zurückhaltung und Stille erfolgreich umzugehen.

Im Gespräch mit unserer Zeitung rückt Löhken erst mal das Bild einer vermeintlich deutlich extrovertierten deutschen Gesellschaft zurecht. "Wenn man von Finnland nach Deutschland kommt, dann erscheint einem das hier mit Sicherheit extrovertiert. Aber verglichen mit Amerika ist Deutschland eher introvertiert." Zudem gebe es, da ist sich Löhken sicher, in nahezu allen Berufen erfolgreiche Menschen, die alles andere als extrovertiert seien.

"Wir hören die Lauten nur eher. Aber wir haben zum Beispiel mit Angela Merkel eine leise Bundeskanzlerin. Und die USA haben mit Barack Obama einen introvertierten Präsidenten. Wer also eher gehört wird, hat nicht immer mehr Erfolg." Folgt man Löhken, dann wird schnell aus dem vermeintlichen Stigma des "Insichgekehrtseins" ein Charakter-Zug, der Stärken mit sich bringen kann.

Für Löhken dabei generell ein Schlüssel zum richtigen Umgang mit der eigenen Veranlagung, ganz gleich ob nun introvertiert oder extrovertiert: die Selbsterkenntnis. Löhken zitiert die Schauspielerin Dolly Parton. "Finde heraus, wer du bist - und mach das mit Absicht. Es geht also darum, die eigenen Stärken zu identifizieren und so als Person authentisch zu werden." Sylvia Löhken sieht den beruflichen Erfolg, aus allen Blickwinkeln betrachtet, folgerichtig in einem sinnhaften Miteinander von "Extros" und "Intros" -eine wichtige Botschaft in Richtung von Unternehmen an diesem Sonntagmorgen. Der gehört in erster Linie aber den über 130 Zuhörerinnen des Karrierefrühstücks.

Diese schon traditionelle Veranstaltung der Frauen-Kulturaktionswochen hat sich mit den Jahren zu einem zentralen Event entwickelt. Und sie bietet gestern Birgit Rudolf, der Leiterin des Frauenbüros des Saarpfalz-Kreises, die Gelegenheit, die 24. Auflage der Frauen-Kulturaktionswochen zu bewerten. Diese hätten sich im Vorfeld des großen Jubiläums im kommenden Jahr diesmal etwas anders gestaltet. "2013 ging es ein wenig weg von großen Einzel-Events hin zu einem Schwerpunkt im Bereich Information." Rudolfs Fazit: "Es war Klasse statt Masse."

Auf einen Blick

Die Linguistin, Coach und Buchautorin Sylvia Löhken hat in Sprachwissenschaften promoviert und war zehn Jahre als Wissenschaftsmanagerin in Deutschland und Japan tätig. Mit ihrem Buch "Leise Menschen - große Wirkung" wirbt Löhken für einen verständigen Umgang und ein sinnhaftes Miteinander introvertierter und extrovertierter Persönlichkeiten. thw