„Anpacken und engagieren“

Homburg · Gespräche über die aktuelle politische Situation in Deutschland standen am vergangenen Samstagnachmittag im Mittelpunkt beim Treffen der IG Metall Homburg-Saarpfalz. Aber auch langjährige Mitglieder wurden geehrt.

 Die beiden Bevollmächtigten der IG Metall Homburg-Saarpfalz, Ralf Cavelius (links) und Ralf Reinstädtler (rechts), mit einem Teil der Gewerkschaftsmitglieder, die am Samstag im Kulturzentrum Saalbau für 70 Jahre Mitgliedschaft in der IG Metall geehrt wurden. Foto: Thorsten Wolf

Die beiden Bevollmächtigten der IG Metall Homburg-Saarpfalz, Ralf Cavelius (links) und Ralf Reinstädtler (rechts), mit einem Teil der Gewerkschaftsmitglieder, die am Samstag im Kulturzentrum Saalbau für 70 Jahre Mitgliedschaft in der IG Metall geehrt wurden. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Die Ehrung von langjährigen Mitgliedern gehört zu den guten Traditionen der IG Metall Homburg-Saarpfalz. Am vergangenen Samstag war es wieder soweit, zum Jahresende galt es für den ersten Bevollmächtigten Ralf Reinstädtler und sein Team, im Kulturzentrum Saalbau denen Dank zu sagen, die sich über Jahrzehnte in der IG Metall engagiert haben. Neben diesem Dank stand aber vor allem die aktuelle politische Situation in Deutschland und der Welt im Schatten eines erstarkenden Rechtspopulismus im Mittelpunkt des Nachmittags.

Nach der offiziellen Begrüßung durch den zweiten Bevollmächtigten Ralf Cavelius und den Grußworten der Oberbürgermeister von Homburg und Zweibrücken, Rüdiger Schneidewind und Kurt Pirmann, gehörte das Mikrofon Ralf Reinstädtler. Der hatte sich einiges auf die Agenda geschrieben. Dabei stellte Reinstädtler natürlich den Dank an die langjährigen IG Metall-Mitglieder ganz an den Anfang seiner Rede. "Liebe Jubilare, Ihr seid das, was unsere IG Metall ausmacht. Ihr habt ermöglicht, was wir in all den Jahren gemeinsam erreicht haben."

Danach wandte sich Reinstädtler der sich verändernden politischen Situation in Deutschland und der Welt zu - mit deutlichen Worten. "Derzeit erleben wir eine massive Verrohung der politischen Kultur." Grund dafür, so der erste Bevollmächtige der IG Metall Homburg-Saarpfalz, seien auch politische Entscheidungen der Vergangenheit, die als "alternativlos" bezeichnet worden seien. Tatsächlich habe es aber, so Reinstädtlers Überzeugung, Handlungsalternative gegeben.

Vor dem Hintergrund von "alternativlosen" Entscheidungen seien die gegenwärtigen, politischen Entwicklungen nachvollziehbar. Reinstädtler: "Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich viele von der Politik abgewandt haben. Sie wurden nicht beteiligt und fühlen sich somit auch nicht vertreten. Aus ihrer Sicht wurde über ihre Köpfe hinweg regiert." Als Beispiele dieser aus Sicht der Gewerkschaft verfehlten Politik nannte Reinstädtler die Rente mit 67 und auch die Agende 2010. Bei beiden Themen gestand der Gewerkschafter ein, dass es zäh und schwierig gewesen sei, die eigenen Mitglieder gegen die Vorhaben zu mobilisieren. "Machtvolle Demonstrationen sind uns nicht gelungen. Nur verhältnismäßig wenige Beschäftigte folgten unseren Aufrufen."

Doch seit damals habe sich die Situation verändert, die Menschen hätte erkennen müssen, dass gerade das proklamierte "den Gürtel enger schnallen" genau dann nicht galt, wenn es der Politik diente. "Man kann es in einem einfachen Satz zusammenfassen: Was politisch gewollt ist, ist auch bezahlbar." Angesichts dessen hätten sie viele, "und nicht nur die mit den eng geschnallten Gürteln" vorgeführt und betrogen gefühlt - für Reinstädtler "wichtige Auslöser der so genannten 'Politikverdrossenheit'. Heute wundern sich viele über das Erstarken der AFD. Ich nicht."

Für Reinstädtler deswegen wichtig: "Wir sind selbst gefordert. Wir müssen anpacken, uns organisieren und engagieren. Niemand hindert uns daran, außer unsere eigene Bequemlichkeit."

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Auf einen Blick Formal wurden am Samstag 591 Jubilare für ihre langjährige Zugehörigkeit zur IG Metall geehrt: 239 für 25 Jahre Mitgliedschaft, 230 für 40 Jahre, 53 für 50 Jahre, 57 für 60 Jahre und zwölf Mitglieder für sage und schreibe 70 Jahre. Dies waren: Albert Steinmüller, Erwin Dilly, Waldemar Jung, Berthold Jung, Johann Labisch, Albert Pressmann, Karl Heinz Adolph, Karl Burkard, Siegmund Hill, Willi Schwitzgebel, Herbert Goeritz und Ottmar Schwemmer. thw

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