Angst nein, Respekt ja

Homburg · Die engagierte Christin Andrea Böing will mit einer christlichen Organisation im Ausland helfen: Morgen fliegt die Ärztin nach Tansania, arbeitet dort mit der Anglikanischen Kirche beim Aufbau der örtlichen Gesundheitsstrukturen.

 Die 35-jährige Kinderärztin Andrea Böing startet morgen nach Tansania. Foto: Andrea Böing

Die 35-jährige Kinderärztin Andrea Böing startet morgen nach Tansania. Foto: Andrea Böing

Foto: Andrea Böing

Sie hat die längste Zeit ihres Lebens in Homburg verbracht und startet morgen zumindest für Jahre in ein neues Leben, unbekannt und durchaus auch abenteuerlich: Andrea Böing, gebürtig in Bremen, hat in Homburg Medizin studiert und hier fünfeinhalb Jahre als Kinderärztin gearbeitet. Morgen fliegt die 35-Jährige ins ostafrikanische Tansania, um dort mit der Organisation "Christliche Fachkräfte international (CFI)" einen mindestens dreijährigen Lebensabschnitt im Zeichen der Hilfe zu beginnen.

Das Ziel ist klar umrissen: "Ich werde dort mit dem lokalen Partner, der Anglikanischen Kirche, beim Aufbau der Gesundheitsstrukturen helfen. Wir wollen dort auch eine Gesundheitsstation aufbauen", erzählte sie im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung. Warum Afrika? Die engagierte Christin wollte mit einer christlichen Organisation ins Ausland gehen. "Dann kamen Projektanfragen der CFI aus verschiedenen Ländern." Sie habe sich dann für Tansania entschieden. "Der Gedanke der christlichen Nächstenliebe ist mir wichtig, darum bin ich etwa nicht bei Ärzte ohne Grenzen ."

Das vom Bund mit geförderte Projekt in Tansania ist zuerst mal für drei Jahre angelegt. "Es kann aber bis zu sechs Jahren dauern, dann sollten die Einheimischen in der Lage sein, das Projekt selbst am Leben zu halten. Unser Ziel ist, sie so anzulernen, dass das klappen kann." Bei bekannten und Verwandten fand sie hauptsächlich Unterstützung: "Viele finden es mutig, würden es selbst nicht machen." Die Herausforderung besteht für Böing auch darin, "dass man nicht weiß, was einen erwartet. Es kann sein, dass das Projekt vor Ort ganz anders aussieht. Aber diese Flexibilität muss man mitbringen." Standort wird der Ort Kibonda in West-Tansania, an der Grenze zu Burundi, sein. "Die Region hat 400 000 Einwohner, davon 100 000 Flüchtlinge aus dem Bürgerkrieg Kongo-Burundi", erzählt die Kinderärztin und verhehlt nicht ein gewisses Gefahrenpotenzial dort.

"Es gibt keine asphaltierte Straße im Umkreis von 100 Kilometern. Auf den Pisten sollte man schon Kolonne fahren, sonst sind Überfälle möglich", sagt sie. Außer einer seit Jahren in Rente befindlichen schweizer Missionarin ist Andrea Böing die einzige Europäerin dort. Angst habe sie keine, wohl aber Respekt, betont sie.

Eine umfangreiche Zeit der Vorbereitung liegt hinter der Wahl-Homburgerin, darunter ein Aufenthalt in der Akademie für internationale Zusammenarbeit in Bad Honnef. "Ich habe einen tropenmedizinischen Kurs gemacht, dort gibt es andere Erkrankungen und Krankheitsbilder." Erst dort im Krankenhaus kann sie erfahren, wo es wirklich fehlt. Im Distriktkrankenhaus will Böing auch Fortbildung anbieten. Auch ein Kisuaheli-Sprachkurs liegt hinter ihr und eine Unterweisung: "Wie verhalte ich mich bei Kidnapping?".

Und was kommt danach? "Ich kann mir nicht vorstellen, dort über Jahrzehnte zu bleiben. Wenn dort die Zeit vorbei ist, sehe ich mich eher wieder in Deutschland", sagt sie.

Wer Interesse an einem Auslandsaufenthalt hat: Die CFI ist unter Tel. (0711) 21 06 60 erreichbar.

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