Zwischen Livestream und Telefonanruf Kirche setzt in Krise auch auf Online-Angebote
Homburg/Bexbach/Kirkel · Gottesdienste können im Moment nicht mehr gemeinsam gefeiert werden. Dennoch lassen sich die Kirchengemeinden viel einfallen, um die Gläubigen gerade jetzt zu erreichen: von Online-Anregungen bis zum Anruf. Heute: die Katholiken.
Wie halten es die Kirchen in Zeiten der Corona-Pandemie, wenn das, was sie sonst auszeichnet, nämlich Nähe zu bieten, eben gerade nicht sein kann? Auch wenn manche Gotteshäuser zumindest zeitweise noch offen sind für Einzelbesucher: Die Gottesdienste finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Vieles ist eingeschränkt. Und dies in einer Zeit, wo mit Ostern und der Erstkommunion – auch diese wurde verschoben-, ganz zentrale Glaubensfeiern anstehen, zu denen die Menschen normalerweise gerne zusammenkommen. Das Bistum Speyer hat auf seiner Internetseite sehr viele und praktische Informationen zusammengestellt, aber auch die Pfarreien gehen zum Teil neue Wege.
Viele Menschen beteiligen sich beispielsweise an der Gebetsaktion „Licht der Hoffnung“. Dabei geht es darum täglich um 19 Uhr eine brennende Kerze in ein Fenster zu stellen und ein Vaterunser zu beten als Zeichen der Zuversicht. Bis in den Kirchen wieder Gottesdienst gefeiert werden darf, werden um 19 Uhr die Glocken zum Hoffnungslicht läuten.
In der Pfarrei Heilig Kreuz Homburg hat sich das Team jede Menge verschiedener Punkte zu unterschiedlichen Gebieten ausgedacht, in denen die Kirche gefragt ist. Zum einen setzt man auf online-Angebote. Es gibt beispielsweise eine so genannte Spiritualitätsseite auf der Homepage der Pfarrei. Hier sind Gebete zu finden, aber auch Kurzpredigten, Impulse und Links zu Seiten, die Vorschläge für Hausgottesdienste machen, berichtet Jens Henning, der die Pfarrei derzeit kommissarisch leitet, vielen ist er als Schulseelsorger des Gymnasiums Johanneum bekannt. Speziell für die Kar- und Ostertage wurde zudem ein Heft für die Gläubigen mit Texten und Meditationen gestaltet. Es soll an alle Ehrenamtlichen, an die Menschen der Hauskommunionen und an die vier Seniorenheimen im Pfarreigebiet in den Tagen vor Palmsonntag per Post verschickt werden. Zudem finde man es dann auch auf der Internetseite der Pfarrei zum Herunterladen.
Auch die Familien, für deren Kinder jetzt die Kommunion anstünde, sowie diejenigen, die sonst die Gottesdienstreihe Abenteuerland besuchen, sollen spezielle Anregungen bekommen. Auch hier sei ein Heft geplant. Zudem gebe es für diese Gruppe immer wieder Neuigkeiten, Videos, Grüße, Impulse auf der Facebook- und Instagram-Seite des Abenteuerlandes. (facebook: Abenteuerland Homburg, Instagram: abenteuerland_homburg)
Pfarrer Henning und sein Team wollen auch diejenigen erreichen, die alt und krank sind, Ehrenamtliche und solche, die vorher mit der Krankenkommunion versorgt wurden, sollen alle angerufen werden, sagt er, einfach um zu erfragen, wie es ihnen geht, was sie brauchen. An manchen Stellen könne da die große Aktion „Hilfestellung bei der Erledigung praktischer Alltagsaufgaben“ greifen. Diese wurde auf Initiative des FC 08 Homburg in Begleitung und Unterstützung von Homburger Kirchen, Maltesern, Homburger Tafel, Stadt- und Kreisverwaltung Homburg ins Leben gerufen. Das persönliche Anrufen soll auch eine Möglichkeit sein, sich mit den Menschen, die keinen Zugang zum Internet haben, zu unterhalten. Zusätzlich will man in einer breit angelegten Aktion Dankeskarten versenden an diejenigen, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, angefangen von beispielsweise den Erzieherinnen der vier Kitas der Pfarrei, den Bediensteten der Uni-Klinik Homburg, den Mitarbeitern der Lebensmittelmärkte auf dem Pfarreigelände bis zu Polizisten.
Zudem wird eine (Schul)seelsorge angeboten, die sich an alle richtet, nicht nur an Schülerinnen und Schüler. Dazu gehören ein Seelsorgechat und tägliche geistliche Impulse, Umfragen, die man bei Instagram findet (schulpfarrer_henning).
Krankensalbungen gebe es ebenfalls weiterhin, und Sterbende lasse man auch jetzt nicht im Stich, betont Henning. Das sei eine zentrale Aufgabe der Kirche. Hier halte er dann den geforderten Abstand ein, wäscht und desinfiziert sich. Auch Beerdigungen werden weiter gehalten – nach den derzeit geltenden Regeln, mit maximal fünf Menschen. Das sei oft sehr schwierig, denn zum engsten Kreis der Angehörigen zählten manchmal schon zehn Personen, und da muss dann ausgewählt werden. Auch die Essensgutscheine für Bedürftige werden weiterhin verteilt.
Die Homburger Pfarrerei Johannes XXIII. bietet für Gläubige ebenfalls Impulse auf ihrer Internetseite. Diese beinhalten eine Bibelstelle und ein Wort für den Tag. Bei der Krankensalbung sprechen sich die Pfarreien untereinander ab.
Noch ist hier nicht ganz klar, welche zusätzlichen Pakete für Ostern oder generell geschnürt werden. Da sei man noch in der Diskussion, am Ausprobieren, was machbar ist. Generell wurden für die zur Pfarrei gehörenden Kirchen verschiedene Öffnungszeiten für persönliche Gebete definiert. So ist St. Remigius (Beeden) an Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Die Kirche St. Josef (Jägersburg) ist am Sonntag sowie an Karfreitag, Ostersonntag- und -Montag jeweils von 15 bis 16 Uhr zugänglich. Die Kirche Maria vom Frieden (Erbach) hat folgendermaßen geöffnet: Gründonnerstag von 17 bis 19 Uhr, Karfreitag von 17 bis 19 Uhr, Ostersonntag von 14 bis 16 Uhr, Ostermontag von 14 bis 16Uhr. Die Kirche St. Andreas (Erbach) ist am umfassendsten geöffnet: Montag und Freitag von 8 bis 14 Uhr sowie Dienstag bis Donnerstag von 8 bis 16 Uhr, Samstag, 8 bis 12 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 8 bis 18 Uhr geöffnet.
Generell kann man ausliegende Gebetszettel mit nach Hause nehmen und Kerzen vor Altaren anzünden. In den Kirchen muss immer der Mindestabstand von zwei Metern eingehalten werden.
In der Pfarrei Heiliger Nikolaus Bexbach ist man ebenfalls präsent in dieser Zeit. So finde man auf der Internetseite viele Informationen. Hier und auch in den sozialen Netzwerken Facebook sowie Instagram gebe es regelmäßig einen Impuls für den Tag, sagt Kaplan Moritz Fuchs. Das sei mal etwas zum Nachdenken, mal etwas Aufmunterndes, dazu ein Gebet, ein Segen. Das komme sehr gut an. Außerdem biete man natürlich Seelsorgegespräche an, sei jederzeit erreichbar. Die entsprechenden Telefonnummern und andere Kontaktmöglichkeiten finde man ebenfalls auf der Homepage. Was die Unterstützung anderer Menschen, die jetzt etwa Hilfe beim Einkaufen brauchen angeht, beteilige man sich an der Aktion „Solidarisches Bexbach“. Die Kirchen seien geöffnet für ein persönliches Gebet oder zum Anzünden einer Kerze. Zudem stelle man jetzt für die Kar- und Ostertage Konzepte zur Verfügung, wie man einen Gottesdienst zu Hause in der Familie feiern könne. Die Kommunionkinder würden zusätzlich mit Impulsen versorgt, so sollen beispielsweise kleine Geschichten zur Vorbereitung aufs Osterfest direkt an sie versandt werden. Einen Live-Stream des Gottesdienstes, den der Pfarrer feiere, werde man nicht anbieten. Es gebe da aber viele Angebote aus anderen Gemeinden, die dies tun.
Das Bistum Speyer gibt auf seiner Internetseite einen Überblick, an welchen Orten im Bistum Gottesdienste in dieser Form online angeboten werden. „Wir werden zu Ostern mehrere Gottesdienste im Speyerer Dom per Livestream ins Internet übertragen“, hieß es dazu von der Pressestelle: „Wir beschränken uns dabei auf eine sehr kleine Besetzung mit fünf Personen. Gläubige können im Blick auf die Ansteckungsgefahr im Kirchenraum leider nicht teilnehmen.“ Ansonsten versuchen man gerade, konkrete Hilfen auf den Weg zu bringen. Auf der Internetseite gibt es beispielsweise Anregungen für das Gebet zu Hause, aber auch dazu, wie ein Hausgottesdienst gefeiert werden kann. Zusätzlich findet man Telefonnummern und E-Mail-Adressen der Seelsorger im Bistum Speyer, die natürlich weiterhin für die Menschen da seien. Erreichbar sind außerdem weitere seelsorgerische Hilfsangebote, wie etwa die Trauer- oder die Telefonseelsorge.
Einen Überblick über all diese Angebote findet man auf den Internetseiten des Bistums und der Pfarreien: