Lesung Als in Europa noch die Kriege wüteten

Homburg · Achtklässler des Saarpfalz-Gymnasiums erlebten eine spannende Geschichts-Lesung mit dem Autor Michael Landgraf.

  Sie wirkten mit bei der Veranstaltung : (von links nach rechts) Malek Al Kadah, Praktikant Tim Horras, Referatsleiterin Tina Schöpfer, Autor Michael Landgraf, Laurin Seichter und Geschichtslehrer Matthias Pöhler.

Sie wirkten mit bei der Veranstaltung : (von links nach rechts) Malek Al Kadah, Praktikant Tim Horras, Referatsleiterin Tina Schöpfer, Autor Michael Landgraf, Laurin Seichter und Geschichtslehrer Matthias Pöhler.

Foto: Sebastian Dingler

Die Achtklässler des Saarpfalz-Gymnasiums erlebten am Mittwochmorgen eine spannende Unterrichtseinheit im Fach Geschichte: Für sie gab es eine Lesung des Autors Michael Landgraf aus seinem Buch „Felix zieht in den Krieg“, das vom ersten Weltkrieg handelt. In der Aula des Gymnasiums begrüßte zunächst Geschichtslehrer Matthias Pöhler die Gäste, unter denen sich auch die stellvertretende Referatsleiterin für grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Ministerium für Finanzen und Europa, Tina Schöpfer (Grüne), befand. Diese sagte in ihrer Ansprache, dass die Landesregierung seit vier Jahren solche Veranstaltungen zum Gedenken an den ersten Weltkrieg durchführe.

Ziel sei die Sensibilisierung für eine Zeit, in der die Europäer nicht so friedlich zusammengelebt haben wie heute. Die beiden Schüler Malek Al Kadah und Laurin Seichter übernahmen den dritten Teil der Einführung. Beide nehmen seit drei Jahren an der Geschichts-AG des Gymnasiums teil und haben im Zuge dessen bereits die Soldatenfriedhöfe in Verdun besucht. Sie wiesen auf den übersteigerten Nationalismus hin, der zu dem Krieg mit 19 Millionen Toten und der Verwüstung weiter Teile Europas geführt hatte. Der Vortrag von Landgraf gestaltete sich anschließend mehr als Präsentation denn als reine Lesung. Kriegsdenkmäler aus jener Zeit wurden da ebenso eingeblendet wie die Aufrufe zur Mobilmachung, Feldpostkarten oder die verklärten Darstellungen gefallener Soldaten.

Wie die Jungen im Vorfeld „uniformiert“ wurden, den Hass auf andere Nationen eingeimpft bekamen und zu Kriegsspielen aufgestachelt wurden, schilderte Landgraf als erstes. Auch seine Titelfigur Felix konnte sich dieser wahnsinnigen Propaganda nicht verschließen. Als der kleine Funke das große Fass zum Überlaufen brachte, nämlich der österreichisch-ungarische Thronfolger in Sarajevo ermordet wurde, setzte sich die Kriegsmaschinerie in Bewegung und die Zeitungen titelten „Hurra, endlich Krieg!“. Wie weit die Hörigkeit vor der Obrigkeit des Staates damals im Volk verwurzelt war, zeigte sich im heute absurd wirkenden Aufruf, sämtliche Fahr- und Motorräder an Sammelstellen abzuliefern, wo Behörden sie weit unter dem regulären Preis „aufkauften“.

Wie einerseits die Kriegspropaganda den Heldentod im Schützengraben verklärte und andererseits Familien mit einer minimalen Zuteilung von Lebensmitteln über den Hungerwinter 1916/17 kommen mussten, vermittelte den Schülern ein Bild von der Verlogenheit der Kriegstreiber und der realen Grausamkeit des Krieges. Erschreckend auch der Nachruf eines Pfarrers (!) auf seine beiden gefallenen Söhne, der statt Trauer das „begeisterte Kämpfen und ihr ruhmvolles Sterben“ in den Vordergrund rückte. Gerade durch den lebendigen Vortrag Landgrafs und die interessanten und aufwühlenden Bildzeugnisse dürfte am Ende erreicht worden sein, was in der Präambel der Unesco gefordert wird: „Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden.“

Dass die Achtklässler interessiert folgten, zeigte sich in der Schülerfrage zu einem Bild, das einen bettelnden Veteran in der Nachkriegszeit zeigte: Wieso der Staat den Mann nicht versorgte? Da kam Landgraf auch auf die verheerenden finanziellen Folgen des Krieges zu sprechen, auf den Versailler Vertrag, die Inflation und wie die Folgen des Ersten zum Zweiten Weltkrieg führten.

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