Theaterwoche in Gersheim Hintersinniges und bäriger Klamauk

Homburg/Gersheim · Der Kabarettist Alfred Mittermeier war mit seinem Programm „Paradies“ zu Gast bei der Gersheimer Theaterwoche.

 Kabarettist Alfred Mittermeier begeisterte mit seinem Programm „Paradies“ im Gersheimer Kulturhaus.

Kabarettist Alfred Mittermeier begeisterte mit seinem Programm „Paradies“ im Gersheimer Kulturhaus.

Foto: Wolfgang Degott

Zum fünften Mal gastierte Alfred Mittermeier, der Kabarettist aus dem oberbayerischen Dorfen, bei der Gersheimer Theaterwoche. Diesmal hatte er sein neues Programm „Paradies“ mitgebracht. Darin klärte er auf, dass jede Religion ihren Schäfchen verspreche, dass es nach dem Tode weitergehe: „Ohne das Paradies, von dem niemand wisse, ob es überhaupt existiert, würde kein Glaube funktionieren“, ist er sich sicher. Das ganze Leben bestehe aus einer immer währenden Aufnahmeprüfung, und niemand wisse, wo der Numerus Clausus zum Paradies liege.

Innerhalb von zwei Stunden bot Mittermeier dem begeisterten Publikum im Kulturhaus einen immer wieder in Reimform abgleitenden Parforceritt. Dabei begnügte er sich nicht mit der satirischen Frage nach einem Leben vor dem Tode. Vielmehr hinterfragte er süffisant und scharfzüngig die Verheißungen nahezu aller großen Religionen. Dabei ging er auf in die bereits im Kindesalter eingeimpften Benimmregeln ein, die einer lebenslangen Aufnahmeprüfung ohne Garantieschein gleichen. Er wollte wissen, wie wir es eigentlich mit dem Tod und den Wundern des Erlösers halten. Sie gelten zumindest in der christlichen Welt als ultimative Gebrauchsanweisung für den Weg ins Paradies und ziehen sich wie ein roter Faden durch das Neue Testament. Während seines immer wieder von Beifall unterbrochenen Monologs machte es Mittermeier seinem Publikum nicht einfach. Er klopfte die Verheißungen der Religionen auf die praktischen Aspekte ab, behielt aber auch das irdische Jammertal im Auge. Gesellschaftsfragen und Politik wurden beleuchtet. Sein satirisches Florett richtete sich gegen all die Scharlatane, die ein Paradies auf Erden versprechen.

Munter hüpfte Alfred Mittermeier in seinem Programm zwischen hintersinnigen Wortspielereien und bärigem Klamauk hin und her. So rief er dazu auf, sich schon zu Lebzeiten über die Feierlichkeiten zum eigenen Ableben Gedanken zu machen. Während er selbst mit „Stairway to heaven“ ins Grab zu fahren gedenkt, könnte der bierzeltselige Opa als Trauerlied „Hölle, Hölle...“ wählen. Er riet dazu bei der letzten Mahlzeit auf Mais zu verzichten, wenn man die Feuerbestattung vorzieht: „Sonst gibt’s Popcorn!“ Und dann war da noch der Brief einer Anwaltskanzlei, die ihm eine fünfstellige Millionenerbschaft versprach, wenn er 3000 Dollar auf ihr Konto überweist. Auch hier eine Frage von Treu und Glauben. Mittermeier überwies den Betrag. Er könnte die große Erbschaft gut gebrauchen, wenn er am Ende doch auf dem „Highway to Hell“ landen sollte und etwas Kleingeld braucht, um den Chauffeur zu bestechen, eventuell auch den Türsteher an der Pforte zum Paradies. Ein Halleluja allein, ein paar Referenzen aus den Beichten der Kindertage reichen vielleicht nicht, wenn es um den Einlass in den ultimativen Verheißungsort geht. Dem Publikum bescherte er viel Spaß bei der Suche nach dem Paradies, auch wenn es am Ende der gut besuchten Vorstellung keine neuen Informationen und Fakten geliefert bekam.

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