Akkordeon-Kunst vom Feinsten

Homburg. Nicht jeder liebt seinen Ton, so mancher hat es in elterlich aufgezwungenen Musikunterrichtsstunden hassen gelernt: Das Akkordeon. Immer mal wieder für tot erklärt und gerade in Deutschland nicht selten mit dem Hauch des Verstaubten oder des kitschig-seemännischen Image belegt, hat sich dieses Instrument seit seiner Erfindung im Jahr 1829 trotzdem auf einen Siegeszug gemacht

Homburg. Nicht jeder liebt seinen Ton, so mancher hat es in elterlich aufgezwungenen Musikunterrichtsstunden hassen gelernt: Das Akkordeon. Immer mal wieder für tot erklärt und gerade in Deutschland nicht selten mit dem Hauch des Verstaubten oder des kitschig-seemännischen Image belegt, hat sich dieses Instrument seit seiner Erfindung im Jahr 1829 trotzdem auf einen Siegeszug gemacht. Meist abseits des großen Gelärmes der üblichen Musikszenen, heimlich still und leise im Gepäck so manches Virtuosen, der der Wunderkiste auch Klangbilder abseits des oft bemühten französischen Chanson-Klischees oder Volksfest-Ton-Akrobatik entlocken konnte. Signifikantes Aushängeschild dieser musikalischen Vielfalt ist die Akkordeonale, das internationale Akkordeon Festival. Am Dienstagabend gastierte dieses wohl sehr einzigartige Musikereignis im Homburger Kulturzentrum Saalbau. Und tatsächlich: Nicht wenige ließen sich locken, das Akkordeon mal in anderen Tonlagen zu erleben. Zwar blieb so mancher Stuhl leer, leer war es aber trotzdem nicht. Und was die sichtlich begeisterten Zuhörer geboten bekamen, war Akkordeon-Kunst vom Feinsten, mehr als zwei Galaxien entfernt vom samstagabendlichen Musikantenstadl-Getöne. Moderiert und präsentiert vom Niederländer Servais Haanen, der nicht zuletzt mit seinen launigen und ironischen Erläuterungen für eine entspannte Stimmung im Saal sorgte, zeigten Gabriel Merlino aus Argentinien, Janire Egana Zelaia aus dem Baskenland, Médicis Rabesiaka aus Madagsakar und Yannick Monot aus Frankreich den Weltmusikcharakter und die Universalität dieses einzigartigen Instruments. Unterstützt wurden die Virtuosen dabei durch Elke Rogge an der Drehleier und Samoela Andriamalalaharijaona an den Percussions. Rogges Einsatz war nötig geworden, nachdem die Cellistin Johanna Stein sich ein Bein gebrochen hatte.Den Auftakt des Abends machte Médicis Rabesiaka mit einem sehr emotionalen Stück über seinen Sohn. "Der lebt bei seiner Mutter, die Médicis verlassen hat. Das Stück handelt von der großen Liebe, die Médicis für seinen Sohn empfindet", erläuterte Haanen im Anschluss an den Auftritt des Ausnahme-Akkordeonisten dessen Intentionen. Es folgte mit Janire Egana Zelaias Fandango, Yannick Monots Cajun-Interpretationen, Gabriel Merlinos Medley südamerikanischer Klänge und Haanens musikalischen Reflektion des eigenen Lebens weltumgreifende und technisch perfekte Liebeserklärungen mit und an das Akkordeon in ihrer wohl emotionalsten Form. Und eines wurde wohl jedem klar: Tot war das Akkordeon nie - und sterben wird es noch lange nicht. "Das Stück handelt von der großen Liebe, die Médicis für seinen Sohn empfindet." Servais Haanen

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