ADHS-Therapie als Schwerpunkt

Homburg. "Nicht ADHS kontrolliert mein Leben, sondern ich kontrolliere mein ADHS". Karl-Werner Seeliger, Lehrer an der Christophorus-Schule des Christlichen Jugenddorfes (CJD) schreibt gut lesbar an die Tafel, was Leitbild ist für die schulische Betreuung von Jugendlichen mit dem Krankheitsbild "Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung" - kurz: ADHS

Homburg. "Nicht ADHS kontrolliert mein Leben, sondern ich kontrolliere mein ADHS". Karl-Werner Seeliger, Lehrer an der Christophorus-Schule des Christlichen Jugenddorfes (CJD) schreibt gut lesbar an die Tafel, was Leitbild ist für die schulische Betreuung von Jugendlichen mit dem Krankheitsbild "Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung" - kurz: ADHS. Die Christophorus-Schule ist Teil des Berufsbildungswerkes (BBW) des CJD. Dort erfahren Jugendliche mit körperlichen und psychischen Behinderungen eine gewerbliche oder kaufmännische Ausbildung entsprechend den Ausbildungsordnungen von Industrie- und Handelskammer und Handwerkskammer. Eine der Einschränkungen, mit denen rund 60 Schüler der Christophorus-Schule als Teil ihres Handicap-Profils kämpfen müssen, ist ADHS.

Bei einem Besuch in unserer Redaktion schilderten Norbert Litschko, Geschäftsführer des CJD Homburg, und Hans-Dieter Feind, Diplom-Psychologe und Leiter Begleitende Dienste des CJD, das Herangehen des CJD an dieses Problemfeld als einen der Schwerpunkte der rehabilitierenden Arbeit. Gleich zu Beginn des Gesprächs nahm Feind Stellung zu den drastisch steigenden Zahlen von ADHS-Diagnosen und zum Anstieg bei der Verschreibung von entsprechenden Medikamenten: "Wir im Jugenddorf sehen die medikamentöse Behandlung als eine sinnvolle Sache an, allerdings nur als Tür zu einer weiteren Therapie."

Eben diese Therapie hat beim CJD eine schon lange Tradition. "Vor rund acht Jahren haben wir uns ADHS als einer der psychischen Erkrankungen unserer Rehabilitanden besonders gewidmet." Damals, so Feind, sei ein entsprechendes Fachteam gegründet worden. "Diese Arbeitsgruppe setzt sich interdisziplinär zusammen aus den Bereichen Berufsschule, Medizin, Psychologie, Internat, Ausbildung und Berufsvorbereitung." Dieses Team, zu dem auch Lehrer Karl-Werner Seeliger zählt, habe ein Konzept erarbeitet. "Schwerpunkte dieser Arbeitsgruppe war die Organisation der Fortbildung aller pädagogisch tätigen Mitarbeiter. Wir können also sagen, dass alle 200 pädagogischen Köpfe unserer Einrichtung entsprechend geschult sind."

In nunmehr 100 Treffen der CJD-Fachgruppe hat sich der Bildungsträger auf die besonderen Anforderungen einer Betreuung von ADHS-Betroffenen eingestellt, von besagter Schulung über die Gestaltung von reizarmen Unterrichtsräumen und Ausbildungsstätten bis hin zu besonderen Zeitabläufen im täglichen Unterricht. Zuletzt hatte sich Saar-Gesundheitsminister Andreas Storm von diesen und anderen Maßnahmen der Rehabilitation vor Ort ein Bild gemacht. Zu diesen Maßnahmen zähle, so Hans-Dieter Feind, auch der Umstand, dass man über sehr kleine Ausbildungs- und Schulklassen verfüge, "mit höchstens acht Schülern." Zudem sei ein großes Freizeitangebot Teil des pädagogischen Programms, "mit musischen und sportlichen Aktivitäten".

CJD-Geschäftsführer Norbert Litschko nannte die Verbindung von BBW-Angeboten und therapeutischer Begleitung einen "doppelten Gewinn. Wir haben mehrere Jahre Zeit, mit den betroffenen jungen Menschen einen neuen Weg zu finden, auf der Basis eines gut durchdachten Konzeptes und eines ausgereiften Therapieweges." Eben der wurde schon vor zwei Jahren mit dem ADHS-Förderpreis ausgezeichnet. "Wir sehen die medikamentöse Behandlung als Tür zu einer weiteren Therapie."

Hans-Dieter Feind, Diplom-Psychologe

Auf einen Blick

Das Berufsbildungswerk des Christlichen Jugenddorfes (CJD) Homburg bietet seit 1979 jungen Menschen mit Behinderung die Möglichkeit, diverse Berufe zu erlernen oder an berufsvorbereitenden Maßnahmen teilzunehmen. Im Bereich der Berufsausbildung unterliegt das BBW dabei den üblichen Prüfungsordnungen von Industrie- und Handelskammer oder Handwerkskammer. thw

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