Abschied von den Körperspendern

Homburg · Alljährlich wird bei einer Trauerfeier der Menschen gedacht, die ihren Körper zu Lehr- und Forschungszwecken der Medizin vermacht haben. Jetzt nahmen Angehörige, Medizinstudenten und Institutsmitarbeiter Abschied von 71 Körperspendern.

 Familienangehörige, Medizinstudenten und Mitarbeiter des Anatomischen Instituts gedachten am Freitag im Rahmen einer akademischen, ökumenischen Trauerfeier in der Pfarrkirche St. Fronleichnam der 71 Körperspender. Foto: Bernhard Reichhart

Familienangehörige, Medizinstudenten und Mitarbeiter des Anatomischen Instituts gedachten am Freitag im Rahmen einer akademischen, ökumenischen Trauerfeier in der Pfarrkirche St. Fronleichnam der 71 Körperspender. Foto: Bernhard Reichhart

Foto: Bernhard Reichhart

In der katholischen Kirche St. Fronleichnam in Homburg haben am Freitagmorgen zahlreiche Angehörige, Medizinstudenten des Universitätsklinikums sowie Institutsmitarbeiter den verstorbenen Menschen gedacht, welche während des letzten akademischen Jahres ihren Körper der Wissenschaft vermacht hatten. Sie nahmen bei einer Trauerfeier Abschied von insgesamt 71 Körperspendern.

Diese akademische und ökumenische Feier für Körperspender ist eine seit über fünf Jahrzehnten gepflegte, würdige Tradition, die vom Anatomischen Institut der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes ausgerichtet wird. Menschen haben sich zu ihren Lebzeiten dazu entschieden, nach ihrem Tod ihren Körper der Medizin zu Lehr- und Forschungszwecken zu überlassen.

Ganz still ist es in der Kirche, als die beiden Medizinstudenten Thore Schade-Mann und Christina Himbert die 71 Namen vorlesen, welche, auf einer Baumscheibe eingraviert, rund um den Altarraum liegen. Gleichzeitig wird jeweils eine kleine Kerze angezündet. Um einer guten Sache zu dienen, hätten sich die Körperspender dazu entschieden, "über den Tod hinaus anderen Menschen zu helfen", erklärte Dr. Kurt W. Becker vom Anatomischen Institut der Medizinischen Fakultät und Organisator der Trauerfeier.

"Die 71 Toten haben uns Humanität vorgelebt", dankte Becker im Namen aller Ärzte, Medizin- und Zahnmedizinstudenten, welche sich mit der Anatomie des menschlichen Körpers beschäftigen. Respekt und mitfühlender Dank gelte aber auch der Bereitschaft der Angehörigen, die Entscheidung ihrer Verstorbenen zu tragen. Indem sie diesen letzten Wunsch akzeptiert hätten, "mussten sie ein großes seelisches Opfer bringen", wandte sich Becker direkt an die Angehörigen. "Wir verbeugen uns vor den Toten und danken den Angehörigen für ihr Verständnis", würdigte Professor Michael D. Menger, Dekan der Medizinischen Fakultät, den "außerordentlichen Mut, die ungewöhnliche mutige Entscheidung" der Menschen, die ihren Körper zur Verfügung stellen, aber auch das Verständnis der Angehörigen, die mit dieser Entscheidung leben müssen.

Die Körperspender hätten sich schon zu Lebzeiten "mit der Endlichkeit des Daseins auseinandergesetzt und über den Tod hinaus gedacht", fügte Menger hinzu. Diesen Dienst am Menschen verstehe er als Vermächtnis der Toten, zollte er ihnen seinen größten Respekt. Musikalisch umrahmt wurde die vom katholischen Klinikpfarrer Raymond Rambaud und der evangelischen Klinikpfarrerin Esther Massar mitgestaltete Trauerfeier vom Studierendenchor der Medizinischen Fakultät unter Leitung von Antonia Wissing und Lukas Speer, Catharina Berger (Trompete), Christopher Berger (Klavier), Laura Baer (Gesang), Antonia Wissing (Gesang), Robert Ernst (Gitarre), Christina Himbert (Cello), Lukas Speer (Klavier) und Marx Karstens (Percussion). Im Anschluss an die Trauerfeier fand auf dem Homburger Hauptfriedhof die Urnenbeisetzung statt.

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