Homburg Stadtbad-Abriss verzögert sich deutlich

Homburg · Im alten Homburger Hallenbad wurden Stoffe verbaut, die heute als Schadstoffe gelten und besonders entsorgt werden müssen.

 Das alte Stadtbad am Homburger Forum ist seit langem geschlossen und sollte schon längst abgerissen werden. Nun soll der Abriss zwischen November und März über die Bühne gehen.

Das alte Stadtbad am Homburger Forum ist seit langem geschlossen und sollte schon längst abgerissen werden. Nun soll der Abriss zwischen November und März über die Bühne gehen.

Foto: Ulrike Stumm

Es wirkt fast ein bisschen so, als ob sich das alte Homburger Stadtbad dagegen wehrt, abgerissen zu werden. Jedenfalls steht es, obwohl seit fast vier Jahren geschlossen, immer noch am Homburger Forum. Dabei sollte das Gebäude eigentlich schon längst verschwunden sein. Zur Erinnerung: Die letzten Bahnen zogen Schwimmer hier am 30. November 2014. Bereits im Frühjahr 2017 sollte der Abriss über die Bühne gegangenen sein. Später hieß es dann im Verlauf des vergangenen Jahres. Das hat sichtlich nicht geklappt. Das Bad bietet weiterhin den gewohnt trostlosen Anblick.

Im Februar hatte mancher schon gedacht, dass dem Gebäude das letzte Stündlein endgültig geschlagen hätte. Es hatten nämlich Container vor dem alten Bau gestanden. Doch das, was passierte, war lediglich eine Entrümplungsaktion, ließ die Stadtverwaltung auf Nachfrage unserer Zeitung damals wissen. Es ging dabei um die „losen Dinge“, eher Sperrmüll, also so etwas wie Tische, Stühle, ein altes Fahrrad, das noch im Keller stand. Vorbereitende Maßnahmen für den eigentlichen Abriss seien das gewesen, hieß es.

Es wurde ein genaues Leistungsverzeichnis für die Abrissarbeiten erstellt. Ein Bestandteil davon: ein Schad­stoffkataster. Unter anderem müssten im Gebäude verbaute Stoffe beprobt werden, ein Konzept gebe dann vor, wie mit den womöglich verbauten Schadstoffen umzugehen sei, erläuterte die Stadt.

Die Beprobung sei mittlerweile abgeschlossen, informierte Stadt-Pressesprecher Jürgen Kruthoff nun auf Anfrage. Es seien dabei eine ganze Menge Stoffe gefunden worden, die heute als Schadstoffe bewertet werden, sagte er weiter. Für diese sei eine Sonderbehandlung erforderlich. Und wie kann es sein, dass diese überhaupt ins Bad kamen? In den Jahren, als das Hallenbad erbaut wurde, war es erlaubt, diese Materialien zu verwenden, erklärte er. Teilweise habe man diese Stoffe hinter Kacheln entdeckt – sie seien dadurch also abgeschirmt gewesen. Für die Besucher habe keine Bedrohung bestanden. In den 70er Jahren sei zum Beispiel Asbest verwendet worden. Der werde aber nur dann gefährlich, wenn er in die Luft gerate. So lange man das Material in Ruhe lasse, sei es eher ungefährlich.

Eines steht fest: Die gefundenen Stoffe machten die Ausschreibung und Planungen umfangreich. In den nächsten Wochen soll dies in Angriff genommen werden. Es müsse in der Ausschreibung etwa auch enthalten sein, welche Stoffe es in dem Bad gebe, und auch in welchem Umfang diese jeweils vorhanden seien.

Die Firmen, die sich bewerben, müssten zudem gewährleisten, dass der Abriss des alten Stadtbades zwischen November 2018 und März 2019 über die Bühne gebracht werde. Das sei auch deswegen terminlich günstig, da es im Dezember keinen Flohmarkt rund ums Forum und damit in Stadtbad-Nähe gebe. Zudem seien die Trödelmärkte im Januar, Feburar und März nicht so groß. Das Wetter dürfte für die Arbeiten kein Problem sein – außer es liege richtig Schnee.

Beim Blick darauf, was das alles kosten wird, ist noch wenig konkret. Zunächst einmal mache eine solche Maßnahme den Abriss teurer. Stundensätze für Arbeiten, die unter Vollschutz ausgeführt werden müssten, seien anders als normalerweise. Erste grobe Hochrechnungen aus der Anfangszeit hatten die Abrisskosten auf maximal 900 000 bis 1,2 Millionen Euro beziffert. Die städtische Homburger Parkhaus- und Stadtbusgesellschaft (HPS), an die das Gebäude verkauft wurde, wolle und will es weiter deutlich günstiger hinbekommen, sagte Kruthoff.

 Wenn das Gebäude dann einmal nicht mehr steht, soll das dann leere Areal als Grünfläche genutzt werden. Es werde überlegt, es zum Beispiel durch Schotterrasen so herzurichten, dass es deutlich besser genutzt werden könne. So könne die Flohmarktfläche erweitert werden. Der Trödelmarkt habe ja durch den Neubau des Kindergartens am Forum auch etwas an Platz verloren.

Ob es auf dem Areal auf Dauer auch noch eine andere Nutzung geben könnte, wollte Kruthoff gestern nicht ausschließen.

 Jahrzehnte lang hing das Mosaik des Künstlers Willi Spiess im alten Homburger Stadtbad. Seine neue Bleibe hat es in der Imed-Klinik II auf dem Gelände des Uniklinikums gefunden, die bald fertig werden soll.

Jahrzehnte lang hing das Mosaik des Künstlers Willi Spiess im alten Homburger Stadtbad. Seine neue Bleibe hat es in der Imed-Klinik II auf dem Gelände des Uniklinikums gefunden, die bald fertig werden soll.

Foto: Ulrike Stumm

Übrigens: Wer noch mal ein bisschen Milchbar-Gefühl aus dem alten Stadtbad zurückholen möchte oder einfach ein schönes Kunstwerk betrachten will: Das Mosaik des Homburger Künstlers Willi Spiess aus dem Jahr 1970, das einst die Milchbar zierte, hat mittlerweile eine neue Heimat gefunden. Es hängt nun im zweiten Teil der neuen Imed-Klinik, in das ab 10. Dezember Patienten einziehen sollen (wir berichteten). Konkret ist es im Foyer des Gebäudes vor dem Hörsaal zu finden. Um den Standort hatte es ein längeres Tauziehen gegeben. Der Homburger Saalbau war im Gespräch, ganz zu Anfang auch das Umfeld des neuen Kombibads. Die Frage wurde schließlich im Stadtrat geklärt. Und hier entschied man sich eben für das Gebäude der neuen Imed-Klinik und gegen das Kulturzentrum in der Innenstadt.

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