Abifeier am Mannlich-Gymnasium Von Wahrheit und Verantwortung

Homburg · Die Abiturientinnen und Abiturienten des Mannlich-Gymnasiums haben ihre erfolgreichen Abschlüsse gefeiert – mit launigen und zugleich nachdenklichen Reden.

 Gut gelaunt präsentierten sich die Abiturientinnen und Abiturienten des Christian-von-Mannlich-Gymnasiums bei ihrer Abschlussfeier.

Gut gelaunt präsentierten sich die Abiturientinnen und Abiturienten des Christian-von-Mannlich-Gymnasiums bei ihrer Abschlussfeier.

Foto: Thorsten Wolf

Die Wochen vor Beginn der Sommerferien sind auch die Zeit der Schul-Abschlussfeiern. Und solche Feiern werden zu einem nicht unerheblichen Maße von Reden geprägt. In deren Mittelpunkt stehen natürlich die Schülerinnen und Schüler, die nun die Schule verlassen und sich in einen neuen Lebensweg aufmachen.

Das gilt für alle Schulen, natürlich auch für das Homburger Christian-von-Mannlich-Gymnasium. Dort allerdings kann man sich in jedem Jahr auf eine ganz besondere Rede freuen – auf die von Schulleiter Wolfram Peters. Nicht, dass sie jetzt besser wäre als die der anderen Schulleiterinnen und Schuleiter – aber ohne Zweifel nimmt sie jedes Jahr in Form und Thema eine besondere Stellung ein. Das war auch am vergangenen Donnerstag so. Diesmal rückte Peters das Thema „Wahrheit“ in den Fokus seiner wie gewohnt launigen und wie immer multimedial gestalteten Rede an die Abiturienten und ihre Angehörigen. Als Mathelehrer, der Peters nun mal ist, nutzte er die eigentlich stringente Zahlenlehre dazu, seinen Zuhörern zu beweisen, dass eins und eins je nach Rechen-System eben nicht immer automatisch zwei ergibt.

Peters Botschaft: Es gibt immer mehrere Wahrheiten. Und es ist immer die Perspektive entscheidend, die man als Betrachter einnimmt. Dass das „übereinander Legen“ von verschiedenen Wahrheiten als Modell für einen Kompromiss eine gutes, weil realitätsnahes Bild ergebe, das machte der Mannlich-Schulleiter dann an den zurückliegenden Kontroversen rund um das Mathe-Abitur fest. Im Spannungsfeld zwischen der Kritik von Schülern, Lehrern und den Sichtweisen des zuständigen Ministeriums habe man es im Abgleich von Wahrheiten geschafft, eine gemeinsame Lösung zu finden. Wolframs Peters Botschaft und Formel: „Ich wünsche euch einfach wahres Glück. Eure Wahrheit ist eure Wahrheit. Und mit dieser Wahrheit sollt ihr einfach froh werden.“

Auch bei der Lehrerrede von Kai Denkinger gab‘s nichts von der Stange. Tatsächlich schaffte es Denkinger mit streckenweise sehenswerter Mimik – verbunden mit einem spitzzüngigen Rückgriff auf seine Profession als Geschichtslehrer – zahlreiche Anekdoten aus den nunmehr mindestens acht Jahren Zeit am Mannlich-Gymnasium zu einem wohl treffenden und genau zeichnenden Profilbild der diesjährigen Abiturientinnen und Abiturienten zusammenzufassen. Am Ende waren es nicht diese szenischen Beschreibungen einer gemeinsamen Vergangenheit, die Denkinger ihnen mit auf den nun beginnenden, neuen Lebensweg gab. Vielmehr mahnte er Dankbarkeit an, mit Bezug auf John F. Kennedys berühmtes Zitat „Frag nicht, was euer Land für euch tun kann, frag, was Ihr für Euer Land tun könnt!“, ein gleichzeitiger Bezug zum bilingualen Geschichtsabitur dieses Jahres. „Ich würde mir wünschen, dass ihr dankbar seid. Dankbar dafür, dass ihr in einem Land lebt, in dem man zwölf Jahre zur Schule gehen kann. Und das auch noch kostenlos. Dankbar, dass ihr mit Hilfe eurer Eltern und Lehrer heute die allgemeine Hochschulreife habt. Dankbar, dass Ihr jetzt mündig seid, gesellschaftlich und politisch.“ Der Liste dieser Dankesgründe fügte Denkinger, wie sollte es auch anders sein, dann auch den einen oder anderen Punkt mit Augenzwinkern hinzu.

Solcher Humor war es dann auch, der die letzte Rede des frühen Donnerstagabends prägte – als mit Abiturient Justin Weilemann stellvertretend für seinen Abschlussjahrgang ans Mikrofon trat. „Ich muss gestehen, ich fühle mich gerade so, wie sich die meisten bei der mündlichen Abiturprüfung gefühlt haben: Ich soll ein paar Minuten vor ein paar wildfremdem Menschen reden und hab noch gar keinen Schimmer, was ich eigentlich sagen soll. Aber ich denke, die Zeit kriegen wir schon vorbei, oder?“ Da sollte Justin Weilemann recht behalten. Was er deutlich machte und als Fazit der Schulzeit zog: „Wir haben gelernt, Verantwortung zu übernehmen.“

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