228 Kinder wechseln auf Gemeinschaftsschulen

Homburg · Die Gemeinschaftsschulen in Homburg, Bexbach und Limbach sind mit den Anmeldezahlen zufrieden. Vor allem die Sandrennbahn legte zu.

 An Gemeinschaftsschulen gibt es viele Arbeitsgemeinschaften mit praktischer Arbeit für die Schüler und Schülerinnen. Foto: Seeber

An Gemeinschaftsschulen gibt es viele Arbeitsgemeinschaften mit praktischer Arbeit für die Schüler und Schülerinnen. Foto: Seeber

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Die Entscheidungen für die Viertklässler sind gefallen: Von 532 Kindern, die in Homburg, Bexbach und Kirkel auf eine weiterführende Schule wechseln, haben sich 304 fürs Gymnasium und 228 für eine Gemeinschaftsschule entschieden.

"Eigentlich müsste es umgekehrt sein", bemerkt Barbara Neumann, die Leiterin der Robert-Bosch-Schule in Homburg, "die Mehrzahl der Kinder müsste auf die Gemeinschaftsschulen wechseln, nicht aufs Gymnasium." Und sie weiß, warum sie das sagt, denn sie erlebt es jedes Jahr aufs Neue: "Dann sitzen die Kinder vor mir und weinen, weil sie bitter enttäuscht sind, dass sie das Gymnasium nicht geschafft haben. Das tut mir in der Seele weh, weil es nicht hätte sein müssen."

Sie rät Eltern, den Kindern mehr Zeit zu lassen und sie nicht zu überfordern: "Wenn ein Kind auf dem Grundschulzeugnis vorwiegend Dreier und Vierer hat, dann sollten sich die Eltern die Entscheidung fürs Gymnasium wirklich überlegen." Auch die Bemerkung: "Ach, wir haben es mal versucht", höre sie oft von Eltern, wenn das am Gymnasium gescheiterte Kind vor ihr sitzt. Deshalb betont sie eindringlich: "Kinder sind keine Versuchsballons! Kinder brauchen Sicherheit und Bestätigung beim Lernen." Mit den Anmeldungen ist sie zufrieden: 42 Kinder, also zwei stabile Klassen, wird die Robert-Bosch-Schule im neuen Schuljahr bekommen, "womöglich tröpfeln noch ein paar Kinder nach, sodass wir am Ende wohl bei 50 liegen werden", vermutet die Schulleiterin.

Auch die Schulleiterin der zweiten Homburger Gemeinschaftsschule, Sabine Bleyer, kann sich nicht beklagen, sie hat in diesem Jahr 67 Anmeldungen und liegt damit deutlich über 2016 mit nur 43 Anmeldungen. Sabine Bleyer ist stolz, dass "ihre" Gemeinschaftsschule an der Sandrennbahn so viel Anerkennung findet: "Wir sind das geworden, was ich mir gewünscht habe: die erste Wahl für die Kinder in Erbach."

Sie habe es immer als beschämend empfunden, dass in der Vergangenheit selbst Erbacher Kinder lieber auf eine weiterführende Schule außerhalb ihres Stadtteils gegangen sind. "Der schlechte Ruf, der vor 30 Jahren der Schule anhaftete, klebte ewig an uns, dabei war er schon seit Jahren völlig unbegründet." Heute wüssten die Eltern, dass sie jederzeit die Lehrer erreichen könnten: "Wir tun alles, um unsere Schüler zu fördern, wir stecken viel Energie in die Prävention, aber wir haben auch eindeutige Regeln, an die sich alle halten müssen." Die modernen Gebäude und der Einsatz der Schule bei der Begleitung der Absolventen in den Beruf überzeuge viele Eltern, so Bleyer.

Die Gemeinschaftsschule Kirkel am Standort Limbach hat in diesem Jahr wieder 43 Anmeldungen bekommen, das ist im Rahmen des Gewohnten: "Wir schwanken immer um die Zahl 40. Mal sind es über 40 Kinder, mal liegt die Anzahl knapp darunter", sagt Schulleiterin Ursula Luckscheiter. Sie bekommt, wie auch in den Jahren davor, "zwei stabile Klassen, damit sind wir zufrieden".

Was sie außerdem freut, ist die Tatsache, dass ein Drittel der Kinder, die nach Limbach kommen, eine Gymnasialempfehlung haben. Sie begrüßt die Entscheidung dieser Eltern, sich dennoch für die Gemeinschaftsschule entschieden zu haben: "Wenn man seinem Kind den Turbo-Weg mit G 8 nicht zumuten möchte, sind wir mit G 9 eine gute Alternative." Leider sei es noch nicht bei allen Eltern angekommen, dass die Gemeinschaftsschulen auch zum Abitur führen, bedauert Ursula Luckscheiter, "dann würde es weniger Enttäuschungen geben, wenn die Kinder das Gymnasium nicht schaffen."

Das größte Stück vom Gemeinschaftsschulen-Kuchen bekam wieder die Galileo-Schule in Bexbach ab. "Wir haben 76 Anmeldungen", erklärt Schulleiterin Gaby Schwartz. Die Schule bekomme im neuen Schuljahr wieder drei Klassen und habe damit ihr Ziel erreicht, "wenn wir jedes Jahr dreizügig sind, bin ich zufrieden," so Gaby Schwartz. Auch sie sei verwundert, dass im Herbst 2017 über 300 Kinder aufs Gymnasium gehen und nur 228 auf die Gemeinschaftschulen: "Ich bin keine Verfechterin des Gymnasiums um jeden Preis. Kinder, die nicht durchweg Top-Noten haben und die etwas mehr Zeit beim Lernen brauchen, denen sollte man neun Jahre geben."

Auch sie hält die Eltern-Aussage "Wie probieren erst mal das Gymnasium" für verfehlt: "Da kalkuliert man schon eine Enttäuschung mit ein." Was sie freut, ist die Tatsache, dass diesmal auch viele Bexbacher Kinder an der Galileo-Schule angemeldet wurden: "Wir haben immer ein Drittel Eltern von auswärts, die sich bewusst für unseren Schulstandort entscheiden. Aber es ist auch gut zu wissen, dass wir für Bexbacher Kinder die erste Anlaufstelle sind." Sie verwies auf die 20-jährige Tradition der Oberstufe der Galileo-Schule, die zum Abitur führt und die gut ankomme: "Wer bei uns sein Kind anmeldet, weiß, dass alles möglich ist."

Zum Thema:

Im Vergleich zum Vorjahr mit nur 488 Kindern, gab es diesmal in Homburg, Bexbach und Kirkel 532 Kinder, die auf eine der weiterführenden Schulen wechseln. Der Prozentsatz bleibt aber gleich: 58 Prozent, also mehr als die Hälfte der Kinder, geht auf ein Gymnasium, 42 Prozent auf eine Gemeinschaftsschule. Die Anmeldezahlen der Gemeinschaftsschulen liegen höher, weil 44 Kinder mehr als im Vorjahr zu verteilen waren. Davon wohnen die meisten offensichtlich im Einzugsbereich von Erbach.

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